Datum04.10.2025 17:52
Quellewww.spiegel.de
TLDRDer neue Lego-Todesstern im Wert von 1000 Euro begeistert durch den Zusammenbau von 9023 Teilen, macht aber am Ende ratlos, was man mit dem riesigen Modell anfangen soll. Mit 35 Stunden Bauzeit und leicht nachvollziehbaren Anleitungen bietet es nostalgische Momente und zahlreiche detaillierte Figuren. Die Rückseite hingegen ist wenig ansprechend. Obwohl der Preis hoch ist, könnte das Set für Sammler an Wert gewinnen. Der Erfolg von Lego zeigt, dass auch Erwachsene Freude an solchen komplexen Bausätzen haben.
InhaltWir haben das neue 1000 Euro teure Lego-Modell des Todessterns zusammengebaut. Das macht Spaß. Doch nachdem man die etwa 9000 Klemmbausteine zusammengedrückt hat, bleibt Ratlosigkeit. "Lego® Star WarsTM TodessternTM – Ultimative Sammler Serie 75419", so steht es in der Pressemitteilung von Lego. Betrachtet man das Namensungetüm etwas länger, stecken darin schon Erklärungen für nahezu alles rund um den ersten Lego-Bausatz, der 1000 Euro kostet: die Erwartungen, die Enttäuschungen und die Dimension. Dieser Text enthält mit dem Hinweis "Anzeige" gekennzeichnete Affiliate-Links, über die der Verlag, aber nie der Autor individuell, bei Verkäufen eine geringe Provision vom Händler erhält. Wir haben die 9023 Teile zusammengesteckt. Nach etwa 35 Stunden Bauarbeit im Büro steht man etwas ratlos vor einem mehr als acht Kilo schweren Plastikkoloss, 70 Zentimeter hoch, 79 Zentimeter breit und 27 Zentimeter tief. Man rätselt: Wem würde man das eigentlich empfehlen? Nähert man sich der Frage, ist eindeutig: Dem Hersteller kann man grundsätzlich empfehlen, ein derart teures und komplexes Klemmbausteinmodell auf den Markt zu bringen. Vor 20 Jahren stand das Unternehmen noch kurz vor der Pleite. Nun verdienen sie im dänischen Billund wieder viel Geld mit Kunststoff-Klemmbausteinen. Einer der Gründe des Erfolgs: Auch Erwachsene klemmen gern Steine zusammen. Die sogenannten "Kidults" sind ein Wirtschaftsfaktor geworden. Im Lego-Universum nennt man sie "Afols": adult fans of Lego. Um mit dem Todesstern das erste Lego-Set zu verkaufen, das an der 1000-Euro-Schallmauer kratzt, klotzt das Unternehmen richtig ran: Es ist das vielleicht kultigste Bauwerk der Merchandise-Marke "Star Wars" in bisher nie dagewesener Größe. Klingt logisch. Unabhängig von den Kosten: Dass ein solches Mammutprojekt mit mehr als 9000 Teilen eine ganz eigene Faszination bietet, lässt sich nicht leugnen. Vielleicht weil Preis und Größe so absurd sind, dass es schon wieder lustig ist. Während der in sechs Anleitungsbüchern erklärten 2142 Arbeitsschritte spürt man mehr Flow als Frust. Die Steine sind so auf 81 Tüten verteilt, dass man meist nicht lange nach dem richtigen Teil suchen muss. Zudem ist die Anleitung auch für Anfänger so leicht nachvollziehbar aufgebaut, dass man sich beim stundenlangen Klemmbausteinstecken von Hörbüchern unterhalten lassen kann. Beim Aufbau gibt es immer wieder Abwechslung. Nach dem Fundament darf man die legendäre Müllpresse bauen, deren Wände sich sogar bewegen lassen. Das Lego-Modell ist ein liebevoll gestaltetes Nostalgie-Diorama, man baut von einem Filmmoment zum nächsten. Dazu wird man in Tüte 66 von Imperator Palpatine überrascht und im Dachgeschoss des Todessterns sitzt ein Stormtrooper in der Badewanne – Sauberkeit muss sein. Die vielen Figuren sind ein Fest für Fans. Erstmals als Lego-Figur erhältlich: Galen Erso, der Architekt des Todessterns, im Spin-Off "Rogue One" verkörpert vom Schauspieler Mads Mikkelsen. Eine fachkundigere Liste weiterer Easter Eggs findet man beim Blog "Brick Fanatics" . Doch auch als Star-Wars-Laie erkennt man beim Lego-Todesstern die Liebe zum Detail. Das Bauen macht also Spaß. Wer gern Lego-Steine zusammensteckt, wird auch an diesem Set Freude haben. Nur steht man am Ende ziemlich ratlos vor der riesigen Kunststoff-Kampfstation. Was soll man damit nun anstellen? Das Wohnzimmer zur Ausstellungsfläche machen und das Modell regelmäßig mit feinem Pinsel abstauben? Über die Formfrage wurde im Vorfeld schon herrlich gestritten. Manche hätten sich eine Kugel gewünscht oder zumindest eine Halbkugel. Stattdessen erinnert der Plaste-Todesstern einige eher an eine Pizza. Jede zusätzliche Rundung hätte zu viele zusätzliche Teile bedeutet, rechtfertigt Designer César Soares das relativ flache Modell in einem Interview . Steht man vor der fertigen Weltraum-Kampfstation kann man die Kritik mancher Fans nachvollziehen. Die Rückseite des Modells ist kaum vorzeigbar. Flach ist sie aber auch nicht, lässt sich daher nicht bündig an eine Wand stellen. Doch selbst wenn die Schattenseite des Todessterns flach wäre: Der Imperator würde womöglich vor einer Raufasertapete thronen, denn hinter seinem Sitzplatz gibt es keine Lego-Wand. Ob Fans, die einen so hohen Preis bezahlen sollen, das würdevoll finden? Wie es schöner geht, sieht man an der Wand aus schwarzen Steinen, die den Hangar des Modells abschließen. Ein Spielzeug für Kinder ist die Raumstation aber auch nicht. Zwar kann der Aufzug über alle fünf Ebenen fahren, Türen lassen sich öffnen, sogar eine Brücke kann man aus- und einfahren. Nur ist es im Todesstern trotz der Größe immer etwas zu eng, um die Minifigürchen durch den Todesstern wackeln zu lassen. Wer dabei nicht aufpasst, reißt leicht die Meditationskammer von Darth Vader aus den Angeln. Die Frage, ob ein Klemmbaustein-Bausatz 1000 Euro wert ist, ist müßig. Es gibt Menschen, die für Dinge, die ihnen lieb sind, absurde Preise bezahlen. Etwa für Oasis-Tickets oder Karten für die Spiele der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Legos Todesstern unter Star-Wars-Fans ein Flop wird. Denn lieblos ist das Modell nicht. Dass bei einem solchen Preis jedes Detail von Fans diskutiert wird, ist verständlich. Zudem ist es möglich, dass das Set an Wert gewinnt, wie schon andere Lego-Modelle in der Vergangenheit . Wer kein Star-Wars-Ultra ist, sondern nur Lego-Zerstreuung sucht, dem stoßen die Feinheiten sicher nicht auf. Man kann aber auch deutlich günstiger sein Klemmbaustein-Glück finden. Auf Kleinanzeigenportalen, in Facebook-Gruppen und manchen Spielwarengeschäften hat sich ein reger Gebrauchtmarkt entwickelt. Der Witz der hohen Klötzchenzahl wird wohl auch schneller schal, als man zunächst denkt. Über welche Produkte wir im Tests-Ressort berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen von den Herstellern. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen. Testgeräte und Rezensionsexemplare von Spielen werden uns in der Regel kostenlos für einen bestimmten Zeitraum vom Hersteller zur Verfügung gestellt, zum Teil auch vor der offiziellen Veröffentlichung. So können unsere Testberichte rechtzeitig oder zeitnah zur Veröffentlichung des Produkts erscheinen. Vorabversionen oder Geräte aus Vorserienproduktionen testen wir nur in Sonderfällen. In der Regel warten wir ab, bis wir Testgeräte oder Spielversionen bekommen können, die mit den Verkaufsversionen identisch sind. Wenn sie bereits im Handel oder online verfügbar sind, kaufen wir in einigen Fällen auf eigene Kosten Testgeräte. In der Regel werden Testgeräte nach dem Ende des Tests an die Hersteller zurückgeschickt. Die Ausnahme sind Rezensionsexemplare von Spielen und langfristige Leihgaben: So haben wir zum Beispiel Spielekonsolen und Smartphones in der Redaktion, die wir über längere Zeit nutzen dürfen, bevor sie zurückgegeben werden. So können wir beispielsweise über Softwareupdates, neues Zubehör und neue Spiele berichten oder Langzeiturteile fällen. Oft werden solche Produkte und Rezensionsexemplare zum Beispiel am Ende eines Jahres gesammelt und im Rahmen eines firmeninternen Flohmarktes verkauft, wobei die Erlöse für gemeinnützige Zwecke gespendet werden. Teilweise werden Rezensionsexemplare auch direkt an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. In Artikeln des Tests-Ressorts finden sich sogenannte Affiliate-Anzeigen, die Links zu Onlineshops enthalten. Besucht ein Nutzer über einen solchen Link einen dieser Shops und kauft dort ein, wird DER SPIEGEL, aber nie der Autor individuell, in Form einer Provision an den Umsätzen beteiligt. Die Anzeigen tauchen in Artikeln unabhängig davon auf, ob ein Produkttest positiv oder negativ ausfällt. Eine ausführliche Erklärung zu Affiliate-Links finden Sie, wenn Sie auf diesen Link klicken.