Datum16.10.2025 03:51
Quellewww.zeit.de
TLDRÜber 40 Journalisten haben aus Protest gegen neue Berichterstattungsregeln des Pentagon, die eine Kontrolle ihrer Arbeit durch die US-Regierung ermöglichen, ihre Büros geräumt. Verteidigungsminister Pete Hegseth erließ Regeln, die Journalisten den Zugang zu Informationen stark einschränken. Reporter, darunter Mitarbeiter großer Medienhäuser, weigern sich, die neuen Vorschriften zu unterzeichnen. Sie betonen, dass solche Regeln gegen das Wesen des Journalismus verstoßen und planen, trotz der Einschränkungen weiterhin über das US-Militär zu berichten.
InhaltDie US-Regierung will die Arbeit von Journalisten im Pentagon kontrollieren. Mehr als 40 Journalisten weigern sich, die Verordnung anzuerkennen und räumen ihre Büros. Aus Protest gegen neue Berichterstattungsregeln der US-Regierung haben zahlreiche Reporterinnen und Reporter am Mittwoch das Pentagon verlassen und ihre Zugangsausweise abgegeben. Etwa 40 bis 50 Journalisten verließen gemeinsam das Gebäude und trugen Stühle, einen Kopierer, Bücher und Fotos auf den Parkplatz des Ministeriums. "Es ist traurig, aber ich bin auch wirklich stolz auf das Pressekorps, dass wir zusammengehalten haben", sagte Nancy Youssef, Reporterin des The Atlantic, die seit 2007 einen Schreibtisch im Pentagon hatte. Die von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erlassenen Vorgaben sehen vor, dass Journalisten aus dem Pentagon ausgewiesen werden können, wenn sie über Informationen berichten, die nicht von Hegseth zur Veröffentlichung freigegeben wurden. Mehr als 30 US-Medienhäuser hatten sich geweigert, die Zugangsregeln im Ministerium zu unterzeichnen. Darunter Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und AP sowie die Zeitungen New York Times, Wall Street Journal und Washington Post. Auch die konservativen Medien Fox News, Washington Times und Newsmax schlossen sich an. Dass Journalisten sich per Unterschrift zur Einhaltung der neuen Regeln verpflichten müssen, ist ein Bestandteil von Hegseths neuer Medienpolitik. Atlantic-Reporterin Youssef sagte, es ergebe keinen Sinn, Regeln zu unterzeichnen, die vorschrieben, dass Reporter Militärbeamte nicht nach Informationen fragen dürften. "Wer zustimmt, keine Informationen anzufordern, stimmt zu, kein Journalist mehr zu sein", sagte sie. "Unser ganzes Ziel ist es, Informationen zu beschaffen." Schon vor Einführung der neuen Berichterstattungsregeln hatte Hegseth, ein ehemaliger Fox-News-Moderator, den Informationsfluss eingeschränkt. Er hielt nur zwei formelle Pressebriefings ab, untersagte Journalisten den Zugang zu vielen Bereichen des Pentagons ohne Begleitung und leitete Ermittlungen zu Medienlecks ein. Welche praktischen Auswirkungen die von Hegseth verhängten Einschränkungen haben werden, ist noch unklar. Die US-Regierung hatte mitgeteilt, mit den neuen Regeln wolle man eine "sehr störende Presse" regulieren. Die Journalistinnen und Journalisten kündigten jedoch an, weiterhin intensiv über das US-Militär berichten zu wollen, auch wenn dies künftig aus größerer Distanz geschehen müsse. US-Präsident Donald Trump hat sich seit seinem Amtsantritt mit mehreren Medien juristische Auseinandersetzungen geliefert – darunter das Wall Street Journal, die Fernsehsender CBS News und ABC News sowie die Nachrichtenagentur AP. Die New York Times war im September von Trump wegen angeblicher Verleumdung auf eine Entschädigung in Höhe von 15 Milliarden Dollar (rund 12,7 Milliarden Euro) verklagt worden. Vermeintlich kritischen Sendern hatte der US-Präsident mit dem Entzug der Lizenz gedroht.