Datum16.09.2025 14:07
Quellewww.spiegel.de
TLDRDie aktuellen Apple Watch-Modelle SE 3, Series 11 und Ultra 3 bieten viele neue Funktionen, insbesondere die SE 3 als kostengünstigstes Modell profitiert stark von den neuen Technologien, einschließlich 5G und einem Schlafindex. Die Ultra 3 verfügt über Satellitenkommunikation für Notfälle und ein neues Displaysystem. Apple hat die Blutdrucküberwachung eingeführt, die vor potenziellen Gesundheitsrisiken warnt, jedoch keine genauen Messwerte liefert. Allgemein bleibt der Umstieg auf die Series 11 im Vergleich zur Series 9 und 10 wenig reizvoll.
InhaltApples Uhren warnen jetzt vor zu hohem Blutdruck, loben guten Schlaf und gehen per 5G online. Unser Test zeigt, für wen sich ein Upgrade lohnt. Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. Apple hat die Schweizer Uhrenindustrie längst abgehängt. Mit seinen Smartwatches setzt der US-Konzern ein Vielfaches der Stückzahlen traditioneller Uhrenhersteller wie Rolex und Swatch um. Den Marktforschern von Counterpoint Research zufolge hat Apple seit der spektakulären Präsentation des ersten Modells im Jahr 2014 insgesamt 100 Milliarden Dollar mit seinen Armbandcomputern eingenommen. Doch das ist dem Unternehmen nicht genug. Mit Satellitenkommunikation, Blutdruckmessung und drei neuen Modellen will es seine Spitzenposition im Markt festigen. Da ist zum einen die robuste und teure Outdoor-Smartwatch Ultra 3, die zu Preisen ab 899 Euro immer ein Titangehäuse und ein Mobilfunkmodem hat und jetzt auch eine rudimentäre Satellitenanbindung. Dann ist da das Brot-und-Butter-Modell Series 11. In der Standardausführung mit Aluminiumgehäuse und Preisen ab 449 Euro ist es noch bezahlbar, im edleren Titangehäuse und Preisen ab 799 Euro schon eher ein Schmuckstück. Und jetzt ist da auch die SE, die Special Edition der Apple Watch, die nach drei Jahren endlich aktualisiert wurde. Sie ist in der aktuellen Version SE 3 der heimliche Star des neuen Line-ups. Das liegt primär daran, dass Apple jetzt all seine Smartwatches mit demselben Chip bestückt, dem hauseigenen S10. Mit seinen 5,6 Milliarden Transistoren ermöglicht er Dinge wie ein Always-on-Display, eine Schnellladefunktion und die Steuerung mancher Funktionen mit einfachen Gesten, wie dem Drehen des Handgelenks oder dem Zusammentippen zweier Finger. Und er macht es möglich, dass Apples Siri-Sprachsteuerung – längst nicht mehr die Krone der Schöpfung – lokal auf der Uhr läuft, ohne iPhone, ohne Cloud. Natürlich, das betont Apple immer wieder, soll der S10 dabei sparsamer sein als seine Vorgänger und damit längere Akkulaufzeiten ermöglichen. Schlussendlich ist der S10 vor allem ein großer Egalisator. Weil er in allen drei aktuellen Modellen steckt, verfügt selbst das günstigste Modell über viele Fähigkeiten der teuersten Apple Watch. So können jetzt etwa alle Modelle, teils gegen Aufpreis, mit 5G-Technik online gehen. Das Mobilfunkmodul kostet je nach Modell 50 bis 120 Euro extra, bei der Apple Watch 11 im Titangehäuse sowie der Ultra 3 ist es immer dabei. Laut Apple soll 5G den Uhren zu schnelleren Verbindungen und mehr Datendurchsatz verhelfen, zum Beispiel, wenn man unterwegs Musik oder Podcasts streamen oder auf die Uhr laden möchte. Im Test war davon wenig zu spüren – was auch daran liegen mag, dass Musik und Podcasts keine sonderlich großen Datenberge darstellen. Im Alltag dürfte es wichtiger sein, dass der neue Funkchip weniger Energie benötigt als sein Vorgänger, auch wenn er sicher nicht der größte Verbraucher im System ist. Man kann sich fragen, wieso es so lange gedauert hat, aber die Apple Watches bewerten die Schlafqualität jetzt mit einem Schlafindex. Apple war ohnehin schon spät dran, als das Unternehmen im Jahr 2020 mit watchOS 7 rudimentäre Funktionen zum Protokollieren des Schlafs einführte. Erst später lernten Apple Watches, Schlafphasen zu unterscheiden, und seit der Series 8 haben sie einen Temperatursensor. Die verschiedenen Messdaten wurden bisher allerdings nur als Einzelwerte angegeben. Die Interpretation blieb den Anwenderinnen und Anwendern überlassen, während etwa Fitbit und Withings längst Indexwerte angaben, die die Schlafqualität etwa als gut oder schlecht bewerteten. Nun macht endlich auch Apple eine solche schnell erfassbare Angabe. Der Index wird aus der Schlafdauer, der Häufigkeit von Unterbrechungen sowie der Regelmäßigkeit berechnet. Wer als Erwachsener also die empfohlenen acht Stunden schläft, immer zur selben Zeit zu Bett geht und im Schlaf nicht gestört wird, hat gute Chancen auf Bestnoten. Offen bleibt dabei die Frage, was man daraus macht. Führt etwa ein schlechter Schlafindex bei manchen Menschen nicht womöglich zu noch schlechterem Schlaf, weil man sich Sorgen macht, nicht gut genug zu schlafen? Blöd ist die Angabe deswegen aber nicht. Sie macht es doch leichter als bisher, auf einen Blick zu erfassen, ob man wirklich so erholsam geschlafen hat, wie man sich fühlt. Eine Neuerung, die sich in den wenigen Tagen, die ich meine Testgeräte erst besitze, nicht ausprobieren ließ, sind die sogenannten Bluthochdruck-Mitteilungen. Lange war darüber spekuliert worden, dass Apple eine Methode zur Blutdruckmessung in seine Smartwatches integrieren wird. Jetzt ist es so weit, aber anders als erwartet. Die Uhr wird nicht zum Blutdruckmessgerät, sondern einmal mehr zum Gesundheitsberater. Sie gibt keine Werte für den Blutdruck aus, sondern besten- oder eher schlimmstenfalls eine Warnung, wenn sie feststellt, dass die Blutdruckwerte vom Normalbereich abweichen. Dazu misst sie mit ihrem Pulssensor, wie die Blutgefäße auf Pulsschläge reagieren. Der dem System zugrunde liegende Algorithmus analysiert Daten von mindestens 14 Tagen innerhalb einer Periode von 30 Tagen und gibt einen Warnhinweis aus, wenn er im Verhalten der Blutgefäße Muster erkennt, die auf eine Hypertonie, also Bluthochdruck, hindeuten. Dem Verfahren liegt eine Studie mit Daten von 100.000 Menschen zugrunde. Das Verfahren könnte dazu beitragen, viele nicht diagnostizierte Fälle von Bluthochdruck zu erkennen. Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass man im ersten Jahr nach Einführung der Funktion mit etwa einer Million Bluthochdruck-Mitteilungen rechnet. Es ist aber keinesfalls sicher, dass eine solche Mitteilung auch bedeutet, dass man wirklich an Hypertonie leidet und Medikamente nehmen muss. Vielmehr rät das System Betroffenen, die Meldung mit ihrem Hausarzt zu besprechen und den Blutdruck über einen Zeitraum von sieben Tagen regelmäßig auf konventionelle Art zu messen, um die weitere Vorgehensweise abzuklären. Das Beste an dieser Neuerung: Im Zweifel benötigt man keine neue Apple Watch, um davon profitieren zu können. Per Update auf watchOS 26 kommt die Funktion auch auf die Apple Watches der Serien 9 und 10 sowie die Ultra 2. Nur bei der SE 3 muss man darauf verzichten. Die neue Ultra 3 hat das "größte Apple-Watch-Display", tönt Apple und hat recht. Sichtbar ist der Unterschied trotzdem kaum, wenn man eine Ultra 2 daneben legt. Denn größer wurde das Display nur, weil der Rahmen drumherum nun schmaler ist. So konnte die Auflösung von 410 × 502 Pixel auf 422 × 514 Pixel hochgeschraubt werden. Einen im Alltag sichtbaren Unterschied macht das nicht. Wichtiger könnte sein, dass das Display dank der sogenannten LTPO3-OLED-Technologie jetzt besser ablesbar sein soll, wenn man aus schrägen Winkeln draufschaut. In der Praxis konnte ich aber kaum sichtbare Unterschiede zum Display der Ultra 2 feststellen. Das Gute ist eben Feind des Besseren, und der Bildschirm der Ultra 2 ist mit einer Helligkeit von bis zu 3000 Nits und einem LTPO2-OLED-Display schon verdammt gut. Eine Neuerung, die bei einer Outdoor-Smartwatch wirklich sinnvoll ist, ist, dass die Ultra 3 jetzt auch per Satellit Kontakt zur Außenwelt herstellen kann, wenn kein Mobilfunknetz erreichbar sein sollte. Apples Smartphones können das seit Jahren und haben sich in dieser Zeit oft als Retter in der Not erwiesen. Diese Rolle kann nun auch die Ultra 3 übernehmen, indem man über sie etwa eine Notfallmeldung absetzt oder seine Position an Rettungsdienste oder Freunde übermittelt. Der Witz dabei ist, dass dafür kein zusätzliches Funkmodul eingebaut werden musste. Stattdessen haben die Entwickler das Mobilfunkmodul so umprogrammiert, dass es auch zu Satelliten Kontakt aufnehmen kann. Genau wie bei den iPhones kann man die Satellitenkommunikation in einem Demo-Modus ausprobieren, um sich mit der Funktionsweise vertraut zu machen, ohne tatsächlich Rettungskräfte aufzuscheuchen. Auf dem Apple-Gelände in Cupertino funktionierte das auch bei strömendem Regen gut, solange man sich unter dem Regenschirm heraustraute. Schade ist nur, dass man in weiten Teilen des Planeten keine normalen Chatnachrichten via Satellit absetzen kann. Das ist nur in Nordamerika möglich. Mit Listenpreisen ab 269 Euro ist die Apple Watch SE 3 das günstigste Modell in Apples Angebot. Zugleich ist sie diejenige Smartwatch, die von den aktuellen Updates am meisten profitiert. Weil auch sie mit dem gleichen S10-Chip wie die Apple Watch 11 und die Ultra 3 ausgestattet ist und auf ihr watchOS 26 läuft, verfügt sie über die meisten Funktionen der größeren und teureren Modelle. Dazu gehören etwa der Schlafindex und die Erkennung von Schlafapnoe, die Gestensteuerung, Siri auf der Uhr und das sogenannte Always-on-Display, das die Uhrzeit immer anzeigt – wie es eine Uhr eben tun sollte. Außerdem ermöglicht der Chip eine Schnellladefunktion, die den Akku binnen 15 Minuten mit Energie für rund acht Stunden betankt. Das Mobilfunkmodul, das 50 Euro Aufpreis kostet, arbeitet auch hier mit 5G-Technik. Auch der Temperatursensor ist eingebaut, der Frauen bei der Vorhersage des Menstruationszyklus helfen kann. Einschränkungen muss man beim Bildschirm hinnehmen. Der basiert zwar auch auf OLED-Technik, ist aber maximal 1000 Nits hell und maximal 44 Millimeter groß. Immerhin hat Apple ihm jetzt dasselbe "Ion-X"-Deckglas wie der Apple Watch 11 spendiert, das hier "viermal besser vor Bruch geschützt" sein soll als beim Vorgängermodell. Was diese Zahlenangabe konkret bedeutet, ist unklar, aber härter ist in diesem Fall besser. Anders als bei der SE 3 sind die Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger bei der Watch 11 überschaubar. Zieht man die per Update auf watchOS 26 auf die Apple Watch 10 nachgelieferten Neuerungen ab, bleiben der 5G-Mobilfunk und die um stattliche sechs Stunden von 18 auf 24 Stunden ausgeweitete Akkulaufzeit als wichtigste Argumente für das neue Modell übrig, genau wie das verbesserte Ion-X-Deckglas. Es ist dasselbe wie bei der SE3. Dass die Watch 11 zudem eine neue Drehgeste beherrscht, mit der man Mitteilungen durch ein Drehen des Handgelenks ausblenden kann, ist nett, aber beileibe kein Kaufgrund. Am besten kommt in der aktuellen Modellreihe von Apples Smartwatches die SE 3 weg. Bei Preisen ab 269 Euro bietet sie bis auf die Bluthochdruck-Mitteilungen und EKG-Messungen alle wichtigen Funktionen. Sie hat den gleichen Chip wie die anderen Modelle, ein sehr kratzfestes Deckglas und kann für nur 50 Euro Aufpreis auch ohne Handy online bleiben. Und mit 64 Gigabyte bietet sie ausreichend Platz für Musik, Podcasts und Apps. Ein besseres Angebot hat Apple Smartwatch-Einsteigern noch nie gemacht. Mit ihrer Satellitennotruffunktion, dem 5G-Funk und dem maßvoll verbesserten Display kann man die Ultra 3 zumindest Besitzern der ersten Apple Watch Ultra und jenen, die von einem Standardmodell auf die robustere Version aufrüsten wollen, empfehlen. Bei übrigens unveränderten Preisen für das Vorzeigemodell, die bei 899 Euro anfangen. Von der Apple Watch 9 oder 10 auf die 11 umzusteigen lohnt derweil kaum. Verglichen mit dem Vorjahresmodell wirkt bei ihr einzig die verbesserte Akkulaufzeit verlockend. Wer eine Apple Watch 8 oder ein älteres Modell hat, profitiert immerhin vom besseren Bildschirm, der Gestensteuerung und der lokal laufenden Siri. Vieles andere bekommt man kostenlos per Update auf watchOS 26. Über welche Produkte wir in der Netzwelt berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen vom Hersteller. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen. Testgeräte und Rezensionsexemplare von Spielen bekommen wir in der Regel kostenlos für einen bestimmten Zeitraum vom Hersteller zur Verfügung gestellt, zum Teil auch vor der offiziellen Veröffentlichung. So können unsere Testberichte rechtzeitig oder zeitnah zur Veröffentlichung des Produkts erscheinen. Vorabversionen oder Geräte aus Vorserienproduktionen testen wir nur in Sonderfällen. In der Regel warten wir ab, bis wir Testgeräte oder Spielversionen bekommen können, die mit den Verkaufsversionen identisch sind. Wenn sie bereits im Handel oder online verfügbar sind, kaufen wir Produkte in einigen Fällen auf eigene Kosten ein. In der Regel werden Testgeräte nach dem Ende des Tests an die Hersteller zurückgeschickt. Die Ausnahme sind Rezensionsexemplare von Spielen und langfristige Leihgaben: So haben wir zum Beispiel Spielekonsolen und Smartphones in der Redaktion, die wir über längere Zeit nutzen dürfen. So können wir beispielsweise über Softwareupdates, neues Zubehör und neue Spiele berichten oder Langzeiturteile fällen. Oft werden Rezensionsexemplare am Ende eines Jahres zum Beispiel gesammelt und im Rahmen eines firmeninternen Flohmarkts verkauft, wobei die Erlöse für gemeinnützige Zwecke gespendet werden. Teilweise werden sie auch direkt an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. Die Kosten für Reisen zu Veranstaltungen, egal ob sie in Deutschland oder im Ausland stattfinden, trägt DER SPIEGEL stets selbst. Das gilt auch dann, wenn beispielsweise aufgrund kurzfristiger Termine ein Unternehmen die Reiseplanung übernimmt. Veranstaltungen, zu denen wir auf eigene Kosten reisen, sind unter anderem die Messen Ifa, CES, E3 und Gamescom, Entwicklerveranstaltungen wie die Google i/O, WWDC und Build sowie Events von Firmen wie Apple, Google, Microsoft oder Nintendo. Auf Konferenzen wie dem Chaos Communication Congress oder der re:publica bekommen wir in der Regel, wie auch andere Pressevertreter, kostenlose Pressetickets, da wir über die Konferenz berichten und keine klassischen Teilnehmer sind. Seit Dezember 2016 finden sich in einigen Netzwelt-Artikeln sogenannte Affiliate-Anzeigen, die sogenannte Links zu Onlineshops enthalten. Besucht ein Nutzer über einen solchen Link einen dieser Shops und kauft dort online ein, wird DER SPIEGEL, aber nie die Autorin oder der Autor individuell, in Form einer Provision an den Umsätzen beteiligt. Diese Provision wird vom Händler gezahlt, nicht vom Hersteller des Produkts. Die Anzeigen tauchen in Artikeln unabhängig davon auf, ob ein Produkttest positiv oder negativ ausfällt. Eine ausführliche Erklärung zu Affiliate-Links finden Sie, wenn Sie auf diesen Link klicken. Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hieß es in diesem Text, dass Apples Smartwatches seit Jahren per Satellit kommunizieren können. Gemeint waren Apples Smartphones, die seit dem iPhone 14 dazu in der Lage sind. Wir haben den Text entsprechend korrigiert.