Deutscher Buchpreis: »Die Holländerinnen« von Dorothee Elmiger ist der deutschsprachige »Roman des Jahres«

Datum13.10.2025 18:50

Quellewww.spiegel.de

TLDRDorothee Elmiger wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2025 für ihren Roman "Die Holländerinnen" ausgezeichnet, der als "Roman des Jahres" gilt. Der Preis wurde im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse verliehen, das Preisgeld beträgt 25.000 Euro. In ihrem Werk erzählt Elmiger von einer Theatergruppe, die im Dschungel nach verschwundenen Holländerinnen sucht. Die Jury lobte den fesselnden, distanzierten Stil des Buchs. In diesem Jahr wurden 229 Romane gesichtet; die Shortlist umfasste sechs Titel.

Inhalt"Die Holländerinnen" ist für die Jury der "Roman des Jahres": Die Schweizer Autorin Dorothee Elmiger ist im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden. Das Preisgeld beträgt 25.000 Euro. Der Deutsche Buchpreis 2025 geht an die Schriftstellerin Dorothee Elmiger. Die siebenköpfige Jury kürte "Die Holländerinnen" zum "Roman des Jahres". Die Entscheidung wurde am Abend vor der Eröffnung der Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers von der scheidenden Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, bekannt gegeben. "Die Holländerinnen" ist der vierte Roman der 1985 in der Schweiz geborenen Autorin. Mit "Aus der Zuckerfabrik" hatte sie 2020 schon einmal auf der Shortlist des Deutschen (und auch des Schweizer) Buchpreises gestanden. Nun also der Triumph. "Dieser Roman ist ein Ereignis", heißt es in der Begründung der Jury. Elmigers Stil sei gleichzeitig distanziert und doch fesselnd, und das Buch "ein faszinierender Trip ins Herz der Finsternis". In dem Roman berichtet eine Autorin in einer Poetikvorlesung von ihrer Reise in den südamerikanischen Dschungel als Teil einer Theatergruppe. Diese ist auf den Spuren zweier holländischer Backpackerinnen, die vor Jahren dort tatsächlich verschwunden sind. Doch das Projekt läuft ziemlich aus dem Ruder: Die Gruppe wird vom Urwald nahezu verschluckt und erzählt sich verstörende Geschichten. Ein auffälliges stilistisches Merkmal von "Die Holländerinnen" ist, dass das Buch weitgehend in der indirekten Rede geschrieben ist. Nachvollziehbar, dass Dorothee Elmiger in ihrer Dankesrede einen besonderen Gruß an die Korrekturleserin unterbrachte, die ihr in Konjunktivfragen beigestanden sei. Die Autorin lebt zwar überwiegend in New York, doch ein mögliches literarisches Motto für ihre Dankesrede fand Dorothee Elmiger in der Berliner U-Bahn. Auf einem Infoscreen hatte sie das Marieluise Kaschnitz zugeschriebene Zitat "Der Dichter ist das Sprachrohr der Ratlosigkeit seiner Zeit" gelesen. Letztlich entschied sie sich für ein anderes Zitat, es stammt aus einem Song der deutschen Popgruppe Tocotronic: Das Unglück müsse überall zurückgeschlagen werden. Lesen Sie hier ein Porträt  von Dorothee Elmiger. Die Jury hatte 229 deutschsprachige Romane gesichtet, die zwischen Oktober 2024 und Mitte September 2025 erschienen sind. Zunächst wurden 20 Bücher für die Longlist ausgewählt, diese wurde dann auf die sechs Titel umfassende Shortlist gekürzt. Die anderen Titel der Shortlist stammten von Kaleb Erdmann ("Die Ausweichschule"), Jehona Kicaj ("ë"), Thomas Melle ("Haus zur Sonne"), Fiona Sironic ("Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft") und Christine Wunnicke ("Wachs"). Jurysprecherin Laura de Weck nannte als ein Thema, das sich in verschiedenen Formen durch die sechs Bücher ziehe, die Gewalt. Doch die Autorinnen und Autoren weigerten sich, Gewalt als faszinierend oder gar reißerisch darzustellen, so die Dramatikerin und Literaturkritikerin. Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche. Insgesamt ist der Buchpreis mit 37.500 Euro dotiert: Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an Martina Hefter für ihren Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?". Am 20. November vergibt der SPIEGEL erstmals den SPIEGEL Buchpreis. Eine renommierte Jury prämiert belletristische Literatur, die in diesem Jahr auf dem deutschen Markt erscheint. Die Besonderheit: Berücksichtigt werden nicht nur deutschsprachige Originalausgaben, sondern auch Übersetzungen internationaler Autorinnen und Autoren. Lesen Sie hier, welche 20 Titel nominiert sind.