Datum14.10.2025 10:52
Quellewww.spiegel.de
TLDRBei einer Zwangsräumung in Castel D'Azzano nahe Verona kam es zu einer Explosion, die drei Polizisten das Leben kostete. Die Explosion wurde offenbar absichtlich von einer 59-jährigen Frau und ihren zwei Brüdern ausgelöst, die mit Gasflaschen im Haus arbeiteten. Mindestens 15 weitere Einsatzkräfte wurden verletzt. Die Geschwister hatten wiederholt mit Gewalt gedroht, um ihren finanziellen Schwierigkeiten zu entkommen. Ermittlungen wegen Mordes wurden eingeleitet, während die italienische Regierung den Vorfall verurteilte.
InhaltDie Polizei rückt zur Zwangsräumung eines Hauses in der Nähe von Verona aus. Beim Öffnen der Eingangstür kommt es zu einer Explosion, offenbar ausgelöst von einer Bewohnerin. In Italien ist ein groß vorbereiteter Einsatz zur Zwangsräumung eines Hauses für die Polizei zur tödlichen Falle geworden: Als ein Spezialkommando in der norditalienischen Kleinstadt Castel D'Azzano nahe Verona die Tür öffnen wollte, gab es eine gewaltige Explosion. Drei Polizisten kamen ums Leben, wie die Behörden mitteilten. Mindestens 15 Polizisten und Feuerwehrleute wurden den Angaben zufolge verletzt. Alles deutet demnach darauf hin, dass die Explosion von den Bewohnern – drei älteren Geschwistern – absichtlich ausgelöst wurde. In dem zweistöckigen Gebäude waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft sechs Gasflaschen versteckt, die jederzeit zur Explosion gebracht werden konnten. Vermutet wird, dass eine 59 Jahre alte Frau das Gas mit einem Molotowcocktail entzündete. Die Frau bewohnte das Haus zusammen mit ihren 63 und 65 Jahre alten Brüdern. Sie wurde ebenfalls verletzt. Alle drei Verdächtigen seien festgenommen worden, hieß es. Die Staatsanwaltschaft von Verona ermittele nun wegen Mordes. Das Haus wurde durch die Explosion praktisch völlig zerstört. Auch Stunden nach dem Einsatz in der Nacht loderten aus den Ruinen noch Flammen. Die Geschwister, die in der Landwirtschaft tätig waren, sollen bereits seit längerer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt haben. Nach einem Bericht der Tageszeitung "La Repubblica" widersetzten sie sich vergangenes Jahr zweimal dem Besuch eines Gerichtsvollziehers, indem sie eine Gasflasche öffneten. Demnach drohten sie auch schon mehrfach damit, sich in die Luft zu sprengen. Unklar ist bislang, warum der Einsatz trotzdem so katastrophal verlaufen konnte. Die Polizei war dazu mitten in der Nacht mit Spezialeinheiten angerückt, unterstützt auch schon von Einheiten der Feuerwehr. Für die drei Carabinieri im Alter von 36 bis 56 Jahren sei jedoch jede Hilfe zu spät gekommen, hieß es. Die Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser in der Umgebung gebracht. Den Behörden zufolge ist keiner von ihnen in Lebensgefahr. Nach ersten Erkenntnissen hatten die Bewohner des Hauses in verschiedenen Räumen Gasflaschen aufgedreht. Staatsanwalt Raffaele Tito sagte in einer ersten Stellungnahme: "Als die Carabinieri die Tür öffneten, hörten sie ein Pfeifen – wahrscheinlich verursacht durch die offenen Gasflaschen." Um das Haus in die Luft zu sprengen, hätten mehrere Räume mit Gas gesättigt sein müssen, so der Staatsanwalt. Aufschluss erhoffen sich die Ermittler nun von den Körperkameras (Bodycams), die die Polizisten bei dem Einsatz trugen. Die Straßen rund um das zerstörte Haus waren am Vormittag weiträumig abgesperrt. Ein Nachbar sagte der Nachrichtenagentur Agi über die drei Geschwister: "Wir wussten, dass ihre Lage katastrophal war. Das letzte Mal hatten sie sich mit Benzin übergossen. Sie hatten alles verloren." Weil ihnen alles gepfändet worden sei, hätten sie mehrfach damit gedroht: "Lieber sprengen wir uns in die Luft, als unser Haus zu verlassen." Der Tod der drei Polizisten löste in Italien große Anteilnahme aus. Staatspräsident Sergio Mattarella sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. Innenminister Matteo Piantedosi sagte: "Es war unvorstellbar, dass es zu einer solchen Aggression kommen konnte, der die drei Carabinieri zum Opfer gefallen sind."