Meinung: Die Lage am Morgen – Wann sucht sich Trump ein neues Spielzeug?

Datum14.10.2025 05:41

Quellewww.spiegel.de

TLDRDer Artikel thematisiert die aktuelle politische Lage, insbesondere nach Donald Trumps Abreise aus dem Nahen Osten, wo er ein Friedensabkommen unterzeichnet hat. Seine kurzzeitige Aufmerksamkeit gegenüber dem Thema Frieden wird bezweifelt. In Frankreich steht Premier Lecornu vor einer Regierungskrise, während in Deutschland die Junge Gruppe innerhalb der Union gegen ein umstrittenes Rentenpaket rebelliert. Ihre Proteste könnten die Regierungsmehrheit gefährden, was die Stabilität der Koalition in Frage stellt.

InhaltIm Nahen Osten beginnt Tag eins nach Trump. In Paris könnte die erste Regierungserklärung Lecornus auch schon die letzte werden. Und in Berlin rebelliert die Junge Gruppe gegen das Rentenpaket. Das ist die Lage am Dienstagmorgen. Heute geht es um die Aufmerksamkeitsspanne Donald Trumps, die erste (und vielleicht letzte) Regierungserklärung Sébastien Lecornus und den Aufstand junger Unionsabgeordneter gegen das Rentenpaket der Koalition. Kurz vor 21.30 Uhr (Ortszeit Scharm al-Scheich) hob die Air Force One gestern Abend ab, an Bord der größte Friedensbringer aller Zeiten: Donald Trump has left the building. (Zur Feier des Tages ehren wir ihn heute mit inflationärer Abbildung.) Vorangegangen war die Unterzeichnung eines "historischen" Friedensabkommens, unterschrieben haben es die USA in Gestalt ihres Präsidenten, dazu Ägypten, Katar und die Türkei (mehr dazu hier  ). Man habe nicht weniger als 3000 Jahre gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen, sagte der US-Präsident: "Aber jetzt wird es halten." Wird es? Viel wird davon abhängen, wie lange Donald Trump bereit sein wird, sich mit dem nun unweigerlich folgenden Klein-Klein auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden zu beschäftigen. Niemand verlangt eine Aufmerksamkeitsspanne von 3000 Jahren. Aber leider ist nicht ausgeschlossen, dass der Präsident schon in wenigen Tagen das Interesse verliert und sich ein neues Weltproblem sucht, das er nicht nur lösen möchte, sondern im Handumdrehen lösen wird, wie es keiner vor ihm jemals vermochte. Schon gar nicht Biden oder Obama. Verzeihung, wir schweifen ab. Das ist offenbar ansteckend. Noch mehr als vom flatterhaften Trump wird die Stabilität des gestern maximal pompös ausgerufenen Friedens allerdings von zwei Parteien abhängen, die das gefeierte Abkommen gar nicht erst unterzeichnet haben, obwohl es doch vor allem sie betrifft: die israelische Regierung und die Terrororganisation Hamas. Eigentlich ist das ja ein Traumjob: Korrespondent in Paris, einer der schönsten Städte der Welt. Ein Leben wie "Emily in Paris", zwar mit Politik statt Mode, aber mit Blick auf den Eiffelturm, Spaziergängen an der Seine und jeden Morgen frischen Croissants. Beneidenswert! Zurzeit beneide ich meine in Paris ansässigen Kollegen Leo Klimm und René Pfister allerdings kaum um ihr Berichtsgebiet. Frankreich steckt in einer tiefen Regierungskrise, deren verwirrende Wendungen kaum noch im Einzelnen begreif- und vermittelbar sind, nur die generelle Richtung ist noch klar: Es geht bergab. (Mehr zu dem Chaos in Frankreich lesen Sie hier .) Heute folgt das nächste Kapitel der unendlichen Geschichte des unrühmlichen Abschieds von der Ära Macron: Sein zunächst entlassener, nach wenigen Tagen aber wieder eingesetzter Premier Sébastien Lecornu wird am Nachmittag seine erste Regierungserklärung abgeben. Zwei Misstrauensanträge gegen Lecornu wurden derweil bereits eingereicht, einer vom rechten Rassemblement National, der andere von den Linkspopulisten. Letzterem Misstrauensantrag könnten die Sozialisten eine Mehrheit verschaffen – dann wäre es mit Lecornus Regierung auch schon wieder vorbei. Heute kommt es darauf an, ob der Premier dieses schnelle Ende mit einer überzeugenden Ansprache abwenden kann. Verdächtig ruhig ist es um die schwarz-rote Koalition geworden, seit sich ihre Spitzen vergangene Woche beim Treffen im Kanzleramt auf zahlreiche Reformen einigen konnten: Verschärfungen beim Bürgergeld (und dessen Umbenennung), Finanzierung von Infrastrukturprojekten, Aktivrente. (Mehr dazu lesen Sie hier .) Sollten Union und SPD sich tatsächlich plötzlich einig sein? Gehen jetzt alle Reformen glatt durch? Oder anders gefragt: Ist das noch das politische Berlin, wie wir es kennen? Keine Sorge, ist es noch: Denn nun knirscht es zur Abwechslung mal zwischen den Generationen. Die Junge Gruppe, ein Zusammenschluss von Bundestagsabgeordneten der Union, die zum Zeitpunkt ihrer Wahl jünger als 35 Jahre waren, wendet sich gegen das Rentenpaket der Regierung. Es soll eigentlich, so hat es der Koalitionsausschuss bekräftigt, noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Dagegen wehrt sich die Junge Gruppe, deren 18 Mitglieder die Regierungsmehrheit gefährden können. Durch das Paket entstünden in den Jahren 2032 bis 2040 Mehrkosten von mehr als 115 Milliarden Euro, man würde "das teuerste Sozialgesetz dieses Jahrhunderts beschließen". "Nicht hinnehmbar" sei das für die Jugend. Mal sehen, wie hinnehmbar diese Rebellion für Kanzler Friedrich Merz und den CDU-Fraktionschef Jens Spahn sein wird. Noch mehr Rätsel wie Viererkette, Wordle und Paarsuche finden Sie bei SPIEGEL Games. …ist selbstverständlich Donald Trump. Er hat dem Nahen Osten Frieden gebracht und ist der beste US-Präsident aller Zeiten. Nur er bringt es fertig, mehr als ein Dutzend Staats- und Regierungschefs hinter sich stehen zu lassen wie Schulbuben, während er sich endlos selbst lobt. Zu Recht: Er hat geschafft, was andere in 3000 Jahren nicht geschafft haben. Auch Obama nicht. Und Biden sowieso nicht. Ach, das hatten wir schon? Macht nichts. Man muss es einfach immer wieder sagen. So wie er. Trotz Zeitmangel die Fitness verbessern: Vor allem Unsportliche und Ältere fördern mit sogenannten Exercise-Snacks ihre Gesundheit, zeigen neue Daten. Lesen Sie hier, wie Sie die richtigen Sporthäppchen für sich finden . Ich wünsche Ihnen einen guten Trump, Verzeihung: Tag. Ihr Stefan Kuzmany, Autor der Chefredaktion