Datum13.10.2025 13:17
Quellewww.spiegel.de
TLDRDer neue BND-Chef Martin Jäger warnt vor einem möglichen russischen Angriff auf die NATO bereits vor 2029. Die Risiken hätten sich durch Russlands eskalierendes Verhalten erhöht, und die Geheimdienste betonen die Notwendigkeit operativer Stärke und internationaler Kooperation. Jäger warnt vor Nachgiebigkeit gegenüber Russland, das verschiedene Mittel wie Desinformation und Sabotage nutzt, um die NATO zu untergraben. Er fordert ein verlässliches Echtzeit-Lagebild zur besseren Abwehr möglicher Bedrohungen.
Inhalt"Wir stehen schon heute im Feuer": Der neue BND-Chef Martin Jäger hält einen russischen Angriff auf die Nato bereits vor 2029 für möglich. Auch Verfassungsschutzpräsident Sinan Selen warnt vor eskalierendem Verhalten Russlands. Weil sich der Konflikt mit Russland weiter verschärft, warnen die deutschen Geheimdienste vor einem Angriff auf die Nato schon vor 2029. "Wir dürfen uns nicht zurücklehnen in der Annahme, ein möglicher russischer Angriff käme frühestens 2029. Wir stehen schon heute im Feuer", sagte der neue BND-Chef Martin Jäger in einer öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages. Die Lage habe sich in den vergangenen Monaten weiter verschärft. Das Handeln Russlands sei darauf angelegt, die Nato zu untergraben und Gesellschaften zu spalten. "Um dieses Ziel zu erreichen, wird Russland, wenn nötig, auch eine direkte militärische Auseinandersetzung mit der Nato nicht scheuen." Politiker und Militärs nannten bislang oft das Jahr 2029 als möglichen Wendepunkt, bis zu dem Russland zu einem großen Angriff auf Nato-Gebiet in der Lage sein würde. Zu diesem Schluss waren die BND-Experten gekommen, nachdem sie Daten zur russischen Rüstungsindustrie ausgewertet hatten. Der Präsident des Verfassungsschutzes, Sinan Selen, sprach von einem zunehmend eskalierenden Verhalten Russlands: "Buchstäblich überschreitet Russland brandgefährliche Grenzen." Jäger warnte davor, gegenüber Russland nachgiebig zu sein. "Nachgiebigkeit wird uns von Gegnern wie Russland als Schwäche ausgelegt." Der BND müsse und werde daher "operativer werden und anschlussfähiger sein an seine europäischen und internationalen Partnerdienste". Dies erfordere zuallererst ein verlässliches Echtzeit-Lagebild. "Eigene Stärke und internationale Kooperation bedingen sich", betonte Jäger. Deutschland sei ein globaler Akteur und müsse daher mehr als nur die Entwicklung an der Ostflanke des Bündnisgebietes abbilden. Jäger hatte im September die Leitung des BND übernommen. In Europa herrsche bestenfalls ein "eisiger Friede, der punktuell jederzeit in heiße Konfrontation umschlagen kann", sagte der BND-Chef. Zu den Mitteln Russlands zählte er unter anderem die Manipulation von Wahlen, Desinformation, Spionage und Sabotage. "In ihrer Häufung stellen diese Einzelereignisse eine neue Qualität der Konfrontation dar." Europa solle ,von Furcht und Handlungsstarre gelähmt, in die Selbstaufgabe getrieben werden. Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war in der Überschrift die Warnung des Bundesnachrichtendienstes dem Verfassungsschutz zugeschrieben worden. Wir haben das korrigiert.