Bundeswehr: Norbert Röttgen wirft Boris Pistorius "destruktives Verhalten" vor

Datum15.10.2025 04:03

Quellewww.zeit.de

TLDRDer Streit um das neue Wehrdienstgesetz zwischen der CDU und der SPD eskaliert. Norbert Röttgen von der CDU kritisiert Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) scharf und wirft ihm "destruktives Verhalten" vor, da er einen Kompromiss torpediert habe. Pistorius hingegen argumentiert, dass er Bedenken bezüglich zweier wesentlicher Gesetzesänderungen hat. Trotz dieser Differenzen betonen beide Parteien, dass der Gesetzentwurf am Donnerstag im Bundestag behandelt wird. Eine Pressekonferenz über das Modell musste jedoch kurzfristig abgesagt werden.

InhaltDer Verteidigungsminister fühlt sich beim Wehrdienstgesetz übergangen. CDU-Politiker Röttgen zeigt dafür kein Verständnis: Pistorius sorge mit seiner Haltung für "Chaos". Trotz des geplatzten Kompromisses zum geplanten neuen Wehrdienst will die Koalition aus Union und SPD den Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nun im Bundestag beraten. Beide Seiten betonten am späten Dienstagabend ihren Willen, das Gesetz wie geplant am Donnerstag ins Parlament einzubringen. Zuvor hatte der CDU-Politiker Norbert Röttgen dem Verteidigungsminister vorgeworfen, einen Kompromiss sabotiert zu haben.  Er habe es "noch nie erlebt, dass ein Bundesminister in seinem eigenen Verantwortungsbereich ein wichtiges Gesetzgebungsverfahren frontal torpediert und die eigene Fraktion in Chaos stürzt", sagte der stellvertretende Union-Fraktionsvorsitzende Röttgen der Süddeutschen Zeitung. Röttgen hatte den Kompromiss zusammen mit Siemtje Möller, Falko Droßmann (beide SPD) und Thomas Erndl (CSU) ausgehandelt, auch die Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn (CDU) und Matthias Miersch (SPD) unterstützten die Einigung. Gegenüber den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland warf Röttgen Pistorius vor, sich "destruktiv" verhalten zu haben. "Die SPD muss sich jetzt sortieren", sagte Röttgen. Pistorius wies die Vorwürfe zurück. "Ich torpediere nicht, und ich bin auch nicht destruktiv", sagte der SPD-Politiker dem Tagesspiegel. "Ich habe nur gewisse Schwierigkeiten damit, dass zwei elementare Stellen meines Gesetzentwurfs geändert werden, bevor dieser überhaupt offiziell in den Bundestag eingebracht worden ist." Dem Verteidigungsminister geht es nach eigenen Angaben zum einen um "die flächendeckenden Musterungen ab 2027, die im aktuellen Kompromiss nicht enthalten sind". Zum anderen werde viel Zeit verloren, "wenn die Truppe bei allen zur Musterung ausgelosten jungen Männern noch einmal aktiv für sich werben soll." Diese Bedenken habe er "nicht erst heute geltend gemacht", sagte Pistorius. Der Streit zwischen Union und SPD über den neuen Wehrdienst war am Dienstag eskaliert. Die Koalitionspartner ließen eine Pressekonferenz über ein verändertes Modell kurzfristig platzen. Zu den strittigen Punkten zählte der Plan, junge Männer für eine Musterung auszulosen und notfalls per Los zu bestimmen, wer Wehrpflicht leisten muss, wenn sich nicht genügend Freiwillige melden. Dies war auf großen Widerstand in der SPD gestoßen. Pistorius hatte juristische Probleme befürchtet und darauf hingewiesen, dass eine durchgängige Musterung im Verteidigungsfalle einen Überblick gewähren würde, wer für den Wehrdienst tauglich sei.  Nach Angaben des Sprechers von SPD-Fraktionschef Matthias Miersch soll die erste Lesung dennoch wie geplant am Donnerstag stattfinden. Das Parlament sei der richtige Ort, um offene Fragen bei einem so wichtigen Gesetz zu klären, sagte er. Auch CDU-Generalsekretär Linnemann sagte in der am Abend ausgestrahlten ZDF-Sendung Markus Lanz: "Wir wollen unbedingt in dieser Woche in die erste Lesung."