Massenproteste in Madagaskar: Militär in Madagaskar erklärt Übernahme der Macht

Datum14.10.2025 16:03

Quellewww.zeit.de

TLDRIn Madagaskar hat das Militär die Macht übernommen und die Verfassung ausgesetzt, nachdem Präsident Andry Rajoelina aus dem Land geflohen ist und sich geweigert hat, zurückzutreten. Der Präsident hatte zuvor das Parlament aufgelöst, was von der Opposition als verfassungswidrig angesehen wird. Die Massenproteste, hauptsächlich von jungen Menschen getragen, sind aus Unzufriedenheit über Stromausfälle und Wasserversorgung entstanden. Rajoelina regiert seit 2009 und erhielt ursprünglich militärische Unterstützung, die ihm nun entzogen wurde.

InhaltMadagaskars Präsident ist aus dem Land geflohen, will aber nicht zurücktreten. Eine Militäreinheit teilt mit, die Macht übernommen und die Verfassung ausgesetzt zu haben. Die politische Krise in Madagaskar spitzt sich zu. Ein Oberst einer Eliteeinheit der Armee sagte im nationalen Radio, dass das Militär die Macht übernommen habe. Die Verfassung sei ausgesetzt und ein Präsidentschaftsrat aus Angehörigen der Armee und Gendarmerie eingesetzt worden. Präsident Andry Rajoelina hatte zuvor auf sozialen Netzwerken ein Dekret veröffentlicht, wonach er das Parlament aufgelöst hat. Die Opposition zweifelte die Rechtmäßigkeit dieses Schritts an. Nur Stunden später stimmte das Unterhaus des Parlaments für eine Amtsenthebung des Präsidenten – was dieser wiederum als verfassungswidrig bezeichnete. In dem afrikanischen Inselstaat gibt es seit Wochen Proteste gegen die Regierung. Am Wochenende hatte sich die Eliteeinheit des Militärs den vor allem von jungen Menschen getragenen Protesten angeschlossen und den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Die Demonstrationen begannen mit Ärger über Stromausfälle und Probleme bei der Wasserversorgung und wurden dann zu einem Ventil der Unzufriedenheit mit der Regierung und der Amtsführung Rajoelinas. Auf der Plattform X veröffentlichte Rajoelina das Dekret zur Auflösung des Parlaments und schrieb dazu, dass die Entscheidung notwendig sei, um die Ordnung im Land wiederherzustellen und die Demokratie zu stärken. "Die Menschen müssen wieder gehört werden. Macht Platz für die Jugend!", schrieb er.  Rajoelina hatte sich am Montagabend von einem unbekannten Ort aus in einer Ansprache geweigert, zurückzutreten. Er sei gezwungen gewesen, sich an einen sicheren Ort zu begeben, weil sein Leben in Gefahr gewesen sei, erklärte er.  Einem Oppositionsvertreter, einem Insider des Militärs und einem ausländischen Diplomaten zufolge war der Präsident bereits am Sonntag an Bord eines französischen Militärflugzeugs aus dem Land geflohen. Wo Rajoelina sich aufhält, ist weiter unklar. Der 51-jährige Rajoelina regiert seit 2009 in Madagaskar. An die Macht kam er damals bei einem Putsch, unter Mithilfe der Eliteeinheit des Militärs, die ihm jetzt die Unterstützung entzogen und sich den Protesten angeschlossen hat.