Datum14.10.2025 19:02
Quellewww.spiegel.de
TLDRErstmals fuhr ein Containerschiff über die Nordostpassage von China nach Großbritannien, was durch den Klimawandel erleichtert wurde. Die Überfahrt der "Istanbul Bridge" dauerte 20 Tage und könnte dem Kreml Vorteile bringen, da Russland die Route für Flüssigerdgastransporte nutzt. Diese Verbindung ist deutlich kürzer als die klassischen Routen, jedoch meist durch Eis versperrt. Das Schiff transportierte Güter wie Lithium-Ionen-Batterien und wird nun in Hamburg sowie in Polen und den Niederlanden weitere Fracht abladen.
InhaltDer Klimawandel erleichtert den Schiffsverkehr durch die Arktis. Jetzt ist erstmals ein Containerschiff entlang der russischen Küste nach Großbritannien gefahren. Davon könnte auch der Kreml profitieren. Ein Containerschiff ist erstmals über die Nordostpassage entlang der russischen Küste im Arktischen Ozean von China nach Großbritannien gefahren. Einer Mitteilung des russischen Atomkonzerns Rosatom zufolge dauerte die Überfahrt der "Istanbul Bridge" 20 Tage. Kremlchef Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit angekündigt, den Schiffsverkehr auf der Nordostpassage ausbauen zu wollen. Russland nutzt die Route unter anderem für den Schiffstransport von flüssigem Erdgas (LNG) von dem Hafen Sabetta auf der sibirischen Jamal-Halbinsel zu Kunden in Asien. Die Überfahrt ist damit auch ein Erfolg für den Kreml. Der arktische Seeweg zwischen Europa und Asien ist deutlich kürzer als die Routen durch den Indischen Ozean, er ist aber einen großen Teil des Jahres durch Eis versperrt. Durch den Klimawandel verlängert sich die schiffbare Zeit. Das 294 Meter lange Schiff sei im Hafen der südostchinesischen Stadt Ningbo ausgelaufen und am Montagabend am britischen Hafen Felixstowe angekommen. Ein Tochterunternehmen von Rosatom habe den Frachter unterstützt. Auch die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete die Überfahrt. Demnach erklärte Li Xiaobin, der COO des Betreiberunternehmens der Route, dass das Schiff in erster Linie Güter wie Lithium-Ionen-Batterien und Photovoltaikprodukte transportiere. Die See- und Temperaturbedingungen entlang der Route seien für wärmeempfindliche und zeitkritische Fracht gut geeignet. Beim Auslaufen in China waren etwa 4000 Standardcontainer (TEU) verladen. Der nächste Stopp für das Containerschiff ist offenbar der Hafen in Hamburg. Weitere Fracht soll das Schiff wohl in Polen und den Niederlanden abladen. Bisher sind Containerschiffe zwischen Europa und China zu weitaus längeren Fahrten verdammt. Die Route durch Mittelmeer und Suezkanal dauert nach Shanghai typischerweise bis zu sechs Wochen. Wegen der häufigen Angriffe von Jemens Huthi-Milizen auf den Frachtverkehr im Roten Meer und im Golf von Aden meiden viele Reedereien diese Route. Einzige Alternative: um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum. Damit verlängert sich die Fahrzeit der Schiffe aber noch einmal um bis zu 15 Tage.