Libanon: Hisbollah soll sich bis 2026 entwaffnen lassen – und winkt ab

Datum30.12.2025 23:05

Quellewww.spiegel.de

TLDRIm Libanon soll die Hisbollah bis Ende 2026 entwaffnet werden, gemäß einem von den USA geförderten Deal zwischen Israel und der libanesischen Regierung. Hisbollah-Chef Naim Kassim weist die Pläne als amerikanisches und israelisches Projekt zurück und betont die Verteidigung ihres Landes. In einem parallel laufenden Konflikt mit Israel seit dem Gazakrieg wurden über 300 Menschen im Libanon getötet. Die Entwaffnung soll in fünf Phasen erfolgen, doch konkrete Fortschritte sind bisher nicht sichtbar.

InhaltIn fünf Phasen soll die Schiitenmiliz Hisbollah entwaffnet werden. So sieht es ein Deal zwischen Israel und der libanesischen Regierung vor, den die USA forciert haben. Doch der dürfte scheitern. Die mögliche Folge: neue Kämpfe. Die Zeit läuft – ab: Der Libanon steuert mit dem Jahresende auf eine Phase der Ungewissheit zu. Am 31. Dezember endet eine wichtige Frist, auf die sich Israel und die libanesische Regierung unter Vermittlung der Vereinigten Staaten geeinigt haben. Demnach muss sich die von Iran unterstützte Schiitenmiliz Hisbollah bis dahin entwaffnen lassen. Konkrete Schritte in diese Richtung sind allerdings nicht sichtbar. Hisbollah-Chef Naim Kassim bezeichnete die Pläne als "Entwaffnungs-Projekt" der USA und Israels. "Wir werden uns nicht ergeben und wir werden unser Land verteidigen", sagte Kassim unlängst in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Die Hisbollah habe sich anders als Israel an die Bedingungen der geltenden Waffenruhe gehalten. Die Hisbollah und Israel lieferten sich nach Beginn des Gazakriegs im Oktober 2023 einen parallel laufenden Krieg, in dem die Hisbollah und ihr wichtigster Unterstützer Iran stark geschwächt wurden. Trotz einer inzwischen geltenden Waffenruhe greift Israels Militär fast täglich im Libanon an. Das Ziel: Die Kampfkraft der Schiitenmiliz soll verringert werden. Seit Inkrafttreten der Waffenruhe wurden im Libanon mehr als 300 Menschen getötet, nach Uno-Angaben darunter mehr als 100 Zivilisten. Die Entwaffnung der Hisbollah soll in fünf Phasen ablaufen. Die libanesische Armee soll dabei die Kontrolle erhalten über Waffen und militärische Ausrüstung der Hisbollah. Diese hat selbst nie einem Zeitplan zur Entwaffnung zugestimmt und macht Israels Truppenabzug aus dem Land zur Voraussetzung für weitere Zusammenarbeit. Israel wirft der Miliz dagegen vor, sich entgegen der Vereinbarung neu zu organisieren und nachzurüsten. Nach Angaben der Uno-Beobachtermission Unifil gibt es dafür jedoch keine Hinweise. Die am Mittwoch endende erste Phase sieht vor, dass die Hisbollah militärische Strukturen südlich des Litani-Flusses komplett räumt. Später sollen auch Gebiete nördlich des Flusses sowie in der Hauptstadt Beirut und der Bekaa-Ebene folgen. Ohne eine Entwaffnung könnte Israel erneut Angriffe im Nachbarland beginnen. Israel soll sich dafür laut Berichten bereits die Unterstützung vom wichtigsten Verbündeten USA eingeholt haben.