Konflikt mit Saudi-Arabien: Emirate geben im Streit über Jemen nach

Datum30.12.2025 17:42

Quellewww.spiegel.de

TLDRIm Streit über den Jemen haben die Vereinigten Arabischen Emirate unter Druck Saudi-Arabiens nachgegeben und ihre Anti-Terror-Teams aufgelöst. Ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis bombardierte den Hafen von Mukalla, nachdem es die Emirate beschuldigt hatte, Separatisten mit Waffen zu unterstützen. Der Bürgerkrieg im Jemen, der seit Jahren eine humanitäre Krise verursacht, wird zwischen der Huthi-Miliz und einem Bündnis aus Saudi-Arabien, den Emiraten und der jemenitischen Regierung ausgetragen. Rivalitäten zwischen den Emiraten und Saudi-Arabien verschärfen die Lage.

InhaltEin von Riad geführtes Militärbündnis hat einen Hafen im Jemen bombardiert und dem Herrscherhaus in Abu Dhabi schwere Vorwürfe gemacht. Nun geben die Emiratis offenbar nach. Der Jemen steht nach mehr als einem Jahrzehnt des Bürgerkriegs vor einer möglichen neuen Phase der schweren Eskalation. Ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis bombardierte am Morgen den Hafen von Mukalla mit der Erklärung, die Vereinigten Arabischen Emirate hätten mit zwei Schiffen Waffen und Fahrzeuge für Separatisten im Land liefern wollen. Es ist eine offene und beispiellose Konfrontation der beiden Golfstaaten im Jemen, die eigentlich verbündet sind im Kampf gegen die Huthi-Miliz. Am Nachmittag verkündeten die Emirate "die Auflösung der im Jemen verbliebenen Anti-Terror-Teams". Der Schritt erfolge "angesichts der jüngsten Entwicklungen" im Land, teilte das emiratische Verteidigungsministerium der Staatsagentur WAM zufolge mit. Damit dürfte Abu Dhabi sich zumindest vorerst dem Druck aus Riad gebeugt haben. Im Jemen, ein verarmtes Land auf der Arabischen Halbinsel, gibt es seit Jahren einen Bürgerkrieg und eine humanitäre Katastrophe von dramatischem Ausmaß. Der Krieg wird vor allem ausgetragen zwischen der Huthi-Miliz einerseits und einem Bündnis aus Saudi-Arabien, den Emiraten und der jemenitischen Regierung andererseits. Die Emirate und Saudi-Arabien sind aber auch Rivalen, die in der Region um Einfluss und Ressourcen ringen. Auch im Sudan-Konflikt unterstützen sie etwa unterschiedliche Seiten. Saudi-Arabien beschuldigte die Emirate nun erstmals direkt, die Separatisten des sogenannten Südlichen Übergangsrats (STC) im Jemen zu unterstützen und diese im Jemen zu "Militäreinsätzen" an der Grenze zu Saudi-Arabien zu "zwingen". Die Schritte der Emirate seien "hochgefährlich" – die Bedrohung der nationalen Sicherheit Saudi-Arabiens sei eine "rote Linie", auf die man umgehend antworten werde. Der STC wurde 2017 gegründet mit Unterstützung der Emirate. Die Separatisten streben eine Abspaltung vom Norden an in dem Land, das von 1967 bis 1990 bereits geteilt war. Aufnahmen nach dem Angriff vom Dienstagmorgen zeigten ausgebrannte Geländewagen und gepanzerte Fahrzeuge am Hafen von Mukalla. Das Militärbündnis teilte mit, man habe dort einen "begrenzten Militäreinsatz" durchgeführt, bei dem es keine Opfer oder "Kollateralschaden" gegeben habe. Auch von jemenitischer Seite gab es keine Berichte über Opfer. Die Separatisten hatten Anfang Dezember große Gebiete in den ölreichen Provinzen Hadramaut und al-Mahra unter ihre Kontrolle gebracht und die Regierungstruppen wie auch Riad damit unter Druck gesetzt. Vor einigen Tagen berichtete der STC bereits von Luftangriffen, die Beobachter als Warnschüsse Riads bewerteten. Die Emirate schienen die drohende Eskalation mit dem saudischen Partner abwenden zu wollen. In einer Mitteilung sprach Abu Dhabi von einer "Zeit, die Abstimmung auf höchster Ebene, Zurückhaltung und Weisheit" erfordere, wie die Staatsagentur WAM berichtete. Zugleich wiesen die Emirate Vorwürfe über angebliche Waffenlieferungen zurück. Die Lieferung mit zwei Schiffen habe keine Waffen enthalten. Der Konflikt der eigentlichen Partner spielte sich schnell auch innerhalb der jemenitischen Regierung ab. Der mit Riad verbündete Vorsitzende des Präsidialrats, Raschad al-Alimi, bezeichnete das Abkommen mit den Emiraten zum gemeinsamen Kampf gegen die Huthis für beendet und forderte den sofortigen Abzug der Verbündeten der Emirate. Wenige Stunden später bezeichneten die vier Ratsmitglieder, die mit Abu Dhabi verbündet sind, diese Ankündigung dann als Alleingang al-Alimis. Dieser habe keine Befugnis, "einseitig souveräne, militärische oder strategische politische Entscheidungen zu treffen", hieß es in einer Erklärung der vier Mitglieder – andernfalls seien solche Beschlüsse ungültig.