Frühere hessische FDP-Chefin Ruth Wagner ist tot

Datum30.12.2025 12:15

Quellewww.spiegel.de

TLDRDie frühere hessische FDP-Chefin Ruth Wagner ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Sie wurde als Hessens "Mutter Courage" bezeichnet und war zahlreiche Jahre in der Politik aktiv, unter anderem als Wissenschaftsministerin, Vizepräsidentin des Landtags und stellvertretende Ministerpräsidentin. Wagner prägte die frühere FDP-Politik maßgeblich und verteidigte die bürgerliche Ausrichtung ihrer Partei. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das große Bundesverdienstkreuz. Ihr Tod wurde von Weggefährten wie Roland Koch betrauert.

InhaltSie wurde unter anderem Hessens "Mutter Courage" oder gar "Jeanne d’Arc der FDP" genannt. Nun ist die ehemalige Landeschefin und Ministerin Ruth Wagner im Alter von 85 Jahren gestorben. Die ehemalige hessische Wissenschaftsministerin und FDP-Landeschefin Ruth Wagner ist tot. Das bestätigte der FDP-Landesverband der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte die "Hessenschau" berichtet. Die einstige stellvertretende Ministerpräsidentin von Hessen wurde 85 Jahre alt. In ihrer Karriere hatte sie etliche Posten inne. Für die FDP war sie Vizepräsidentin des Landtags, Fraktionsvorsitzende in Hessen, Mitglied im Bundesvorstand – und auch Stadtverordnete in Darmstadt. Als Wagner 1978 erstmals in den Landtag einzog, regierte dort noch eine sozialliberale Koalition unter SPD-Ministerpräsident Holger Börner. Später kamen für die hessischen Liberalen Jahre der Opposition. Als die FDP 1987 wieder unter ihrem damaligen Landesvorsitzenden Wolfgang Gerhardt in die Regierung einzog, tat sie das an der Seite der CDU. Als Stellvertreterin Gerhardts – und von 1995 bis 2005 als dessen Nachfolgerin – hat Wagner die Ausrichtung ihrer Partei auf ein bürgerliches Bündnis immer verteidigt. 1999 sicherte sie dem Christdemokraten Roland Koch (CDU) die Wahl zum Ministerpräsidenten – trotz dessen auch in der FDP umstrittenen Doppelpass-Kampagne. In Kochs Kabinett übernahm die gelernte Lehrerin und begabte Hobby-Malerin ihr Wunschressort Kunst und Wissenschaft. Zudem war sie – ebenfalls von 1999 bis 2003 – Stellvertreterin des Ministerpräsidenten. Sie stützte Koch – gegen das Drängen der liberalen Bundesspitze – während der Schwarzgeldaffäre. Doch 2003 schlug sie sein Angebot aus, bei absoluter CDU-Mehrheit in der Regierung zu bleiben. Koch drückte am Vormittag seine Trauer und seinen Dank gegenüber Wagner aus. "Ruth war von ganzem Herzen eine Liberale, eine Frau mit Haltung", betont Koch und ergänzt: "Ich persönlich habe ihrem Vertrauen und ihrer Standfestigkeit sehr viel zu verdanken." Jahrzehntelang war Wagner Mitglied der FDP. Fast 30 Jahre lang war die Politik ihr Beruf. Später engagierte sie sich in zahlreichen Vereinigungen ehrenamtlich. So war sie etwa Vorsitzende der Kommission zur Geschichte der Juden in Hessen, Vorsitzende des Kunstvereins Stadt Darmstadt und Kuratoriumsvorsitzende des Kulturfonds Rhein-Main. Geboren wurde sie 1940 in Wolfskehlen in Südhessen. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft, schließlich arbeitete sie als Lehrerin an einem Gymnasium in Darmstadt. Wagners Arbeit hat ihr auch zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. 2006 erhielt sie das große Bundesverdienstkreuz, 2010 die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen.