Proteste im Iran: Irans Präsident äußert Verständnis für Proteste gegen Wirtschaftskrise

Datum30.12.2025 08:58

Quellewww.zeit.de

TLDRIm Iran protestieren Händler in Teheran gegen die schwerwiegende Wirtschaftskrise und den dramatischen Wertverlust der Währung Rial, der zu einer Hyperinflation geführt hat. Präsident Massud Peseschkian zeigte Verständnis für die Protestler und kündigte Gespräche mit ihnen an. Die Wut der Demonstranten richtet sich zunehmend gegen die Regierung, die für die Unterstützung ausländischer Gruppen kritisiert wird. Die Proteste haben sich politisiert und wurden mit gewaltsamen Polizeieinsätzen konfrontiert. Die Regierung plant, den Chef der Zentralbank auszutauschen.

InhaltDer Kurs der iranischen Währung Riad fällt, im Zentrum Teherans protestieren Händler gegen die Wirtschaftslage. Präsident Massud Peseschkian kündigte Gespräche an. Nach Protesten von Händlern gegen die stark steigenden Preise im Iran hat Präsident Massud Peseschkian Verständnis für die Demonstranten gezeigt. Ihre Anliegen seien berechtigt, sagte er. Er habe das Innenministerium angewiesen, mit Vertretern der Händler zu sprechen und sich ihre Forderungen genau anzuhören, zitierte die iranische Nachrichtenagentur Irna den Präsidenten. Ziel sei es, gemeinsam Lösungen zu finden. Dies sei notwendig, "damit die Regierung mit all ihrer Kraft handeln kann, um die Probleme zu lösen und verantwortungsvoll zu handeln". An den vergangenen beiden Tagen war es in mehreren Geschäftsvierteln der iranischen Hauptstadt Teheran zu Protesten gegen die sich verschlimmernde Wirtschaftskrise gekommen. Viele Händler schlossen ihre Läden und gingen auf die Straße. Die Proteste begannen auf dem größten Handymarkt der Hauptstadt und breiteten sich schnell auf andere Bereiche aus.  Auslöser der Proteste ist der starke Wertverlust der iranischen Währung Rial. Am Sonntag fiel der Kurs innerhalb weniger Stunden auf einen Tiefstwert. Ein US-Dollar kostete laut Preisbeobachtungsportalen rund 1,42 Millionen Rial, ein Euro etwa 1,7 Millionen Rial. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte der US-Dollar noch bei rund 820.000 Rial gelegen.  Der anhaltende Kursverfall hat eine sogenannte Hyperinflation ausgelöst – einen extremen und kaum kontrollierbaren Preisanstieg, bei dem Geld in kurzer Zeit stark an Wert verliert und viele Alltagsgüter für die Menschen kaum noch bezahlbar sind. Besonders der Verkauf importierter Waren wird dadurch erheblich erschwert. In vielen Bereichen kam der Handel nahezu zum Stillstand und sorgte für große Verunsicherung auf den Märkten. Die Proteste, die zunächst aus wirtschaftlichen Gründen begonnen hatten, wurden derweil schnell politisch. Demonstranten riefen Parolen wie "Tod dem Diktator". Nach Berichten von Augenzeugen setzte die Polizei Tränengas ein, um die Menschenmenge auseinanderzutreiben. Die Wut richtet sich inzwischen auch direkt gegen Präsident Peseschkian. Viele Menschen werfen ihm vor, Geld für die Unterstützung bewaffneter Gruppen in den palästinensischen Gebieten, im Libanon und im Jemen auszugeben, anstatt sich stärker um die Probleme der eigenen Bevölkerung zu kümmern. Neben der Inflation leidet die iranische Wirtschaft auch unter westlichen Sanktionen, die wegen des Atomprogramms der Regierung in Teheran verhängt worden sind. Präsident Peseschkian hatte zuletzt versprochen, etwas gegen die steigenden Preise und die hohen Lebenshaltungskosten zu unternehmen. Nach den Protesten kündigte die Regierung an, den bisherigen Chef der iranischen Zentralbank auszutauschen.