Iran: Proteste gegen Regime wegen Wirtschaftskrise und Ausgaben für Waffen

Datum29.12.2025 19:59

Quellewww.spiegel.de

TLDRIn Iran protestieren seit zwei Tagen Hunderte Händler und Bürger gegen die desolate Wirtschaftslage und den massiven Wertverlust der Währung Rial. Diese Proteste begannen wegen der extrem hohen Inflation und der Unfähigkeit der Regierung, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen. Die Demonstranten rufen politische Parolen gegen das Regime und fordern teils die Rückkehr der Monarchie. Hintergrund der Wut sind auch internationale Sanktionen, die vor allem den Ölexport betreffen, sowie staatliche Ausgaben für bewaffnete Gruppen anstatt für die Bevölkerung.

InhaltDie Inflation Iran hat seit Monaten astronomische Ausmaße erreicht. Nun ging es für den Rial noch mal bergab. Die Händler in der Hauptstadt protestieren, nun schon seit zwei Tagen. Selbst die staatliche Presse berichtet. Iranerinnen und Iraner sind den zweiten Tag infolge auf die Straßen gegangen. In mehreren Geschäftsvierteln Teherans protestierten sie gegen das Regime. Der Grund: die desolate wirtschaftliche Lage. Augenzeugen berichteten, Hunderte Ladenbesitzer hätten ihre Geschäfte in der iranischen Hauptstadt geschlossen und andere aufgefordert, sich den Protesten anzuschließen. Die Proteste hatten am Sonntag begonnen, nachdem die Landeswährung Rial innerhalb weniger Stunden auf ein neues Rekordtief gefallen war. Der Absturz lähmte den Handel und stürzte Märkte und Händler in völlige Verwirrung. Was als wirtschaftlicher Protest begann, artete schnell in politische Parolen aus. Die Demonstranten riefen Slogans gegen die Regierung, darunter "Tod dem Diktator". Laut Augenzeugen wurden in verschiedenen Teilen Teherans Polizeieinheiten eingesetzt, die Tränengas verwendeten, um die Menge zu zerstreuen. Am Montag sollen die Kundgebungen noch größer – laut Augenzeugen protestierten Tausende – und die Parolen noch heftiger gewesen sein. Einige bezeichneten das System als "würdelos" und forderten mit Rufen wie "Lang lebe der Schah" gar die Rückkehr der Monarchie. Auch die staatliche Presse berichtete über die Proteste in mehreren Basaren und Einkaufszentren der Hauptstadt, vermied jedoch Hinweise auf die harschen politischen Parolen. In den sozialen Netzwerken kursierten Videos von großen Menschenmengen auf den Straßen, deren Echtheit allerdings nicht unabhängig verifiziert werden konnte. Beobachter sehen einen möglichen Auslöser der Eskalation in den jüngsten Äußerungen von Außenminister Abbas Araqchi. Dieser hatte die internationalen Sanktionen gegen Iran als "Problem, aber zugleich auch als Segen für das Volk" bezeichnet. Kritiker fragten, wie Armut ein "Segen" sein könne, und warfen der Regierung vor, jeglichen Bezug zur sozialen Realität verloren zu haben. Die Inflation Iran hat seit Monaten astronomische Ausmaße erreicht und macht selbst alltägliche Einkäufe unerschwinglich. Steigende Mieten zwingen zudem viele junge Iraner, wieder bei ihren Eltern einzuziehen. Irans Nahostpolitik, der harte Kurs gegen Israel und das umstrittene Atomprogramm haben zu internationalen Sanktionen geführt. Insbesondere die Banksanktionen haben den Ölexport - die wichtigste Einnahmequelle des Landes - blockiert. Das Ergebnis dieser Politik führte laut Experten dementsprechend zur schwersten Wirtschaftskrise der iranischen Geschichte. Die öffentliche Wut richtet sich auch gegen die Regierung von Präsident Massoud Pezeshkian. Ihm wird vorgeworfen, staatliche Mittel zur Unterstützung bewaffneter Gruppen in den palästinensischen Gebieten, im Libanon und im Jemen einzusetzen, statt die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu lindern.