Vierschanzentournee: Domen Prevc gewinnt Auftaktspringen in Oberstdorf – Felix Hoffmann wird Dritter

Datum29.12.2025 20:01

Quellewww.spiegel.de

TLDRDomen Prevc gewinnt das Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf überlegen. Felix Hoffmann sichert sich den dritten Platz nach der Disqualifikation von Timi Zajc wegen eines nicht regelkonformen Anzugs. Vorjahressieger Daniel Tschofenig wird Zweiter. Andreas Wellinger und andere deutsche Springer haben hingegen Schwierigkeiten und scheitern an der Qualifikation. Während Prevc mit starken Leistungen überzeugt, kämpfen einige Athleten mit den neuen Vorschriften für Anzüge. Die nächste Qualifikation findet am Silvestertag in Garmisch statt.

InhaltDomen Prevc dominiert das erste Springen der Vierschanzentournee und gewinnt deutlich. Ebenfalls unter den besten Drei steht Felix Hoffmann, während Andreas Wellinger in Oberstdorf das nächste Debakel erlebt. Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. Chaos nach dem Springen: Im März wirbelte der Anzugskandal die Skisprungszene durcheinander. Das norwegische Team hatte bei der WM Sprunganzüge manipuliert,  ein Video machte die Runde, die Aufregung war riesig. Im Sommer führte der Weltverband Fis ein strengeres Reglement ein, der Sport soll transparenter werden, es soll hart durchgegriffen werden bei Verfehlungen. Nun erwischte es zum ersten Mal in dieser Saison einen prominenten Springer: den Slowenen Timi Zajc. Der war zum Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf eigentlich Zweiter geworden, er feierte und ließ sich feiern. Dann wurde Minuten nach dem Springen bekannt, dass sein Sprunganzug nicht regelkonform war. Und schon war Zajc raus – und für ihn rückte der Deutsche Felix Hoffmann aufs Podest. Der Domenator: Obwohl mit Zajc ein Slowene disqualifiziert wurde, durfte einer seiner Landsmänner zur Siegerehrung: Domen Prevc. Immer wieder reisen Skispringer ja als Favoriten zur Vierschanzentournee und zerbrechen dann in Oberstdorf am Druck, wenn sie 25.500 lärmenden Fans entgegen segeln. Auch bei Prevc schien unsicher, wie gut der Slowene mit seiner Favoritenrolle zurechtkommt, denn bislang tat sich der 26-Jährige bei der Tournee immer schwer. Nicht so in diesem Jahr, Prevc dominiert auch bei der Vierschanzentournee wie schon während der gesamten Saison. Scheinbar mühelos kam er auf 141,5 und 140 Meter. TV-Experte Sven Hannawald wagte nach dem imposanten Auftritt die Prognose, dass Prevc alle vier Springen gewinnen könnte. Ergebnis: Hinter Prevc landete Vorjahressieger Daniel Tschofenig aus Österreich auf Platz zwei. Der starke Hoffmann rückte nach der Disqualifikation von Zajc auf Rang drei vor, Philipp Raimund wurde Fünfter. Der Rückstand der beiden Deutschen auf Prevc ist groß, aber ein Podestplatz in der Tourneewertung ist ihnen nach dem gelungenen Auftakt zuzutrauen. Hoffnungsträger 1: "Ich bin sehr zufrieden", sagte Hoffmann nach dem Springen in der ARD, "es hat Spaß gemacht." Dabei wusste er da noch gar nicht, dass er auf dem Podest gelandet war, Hoffmann glaubte noch, Vierter geworden zu sein. Der 28-Jährige ist zwar schon lange dabei, erfolgreich ist er aber erst seit dieser Saison. Auf die Gesamtwertung schaue er nicht, sagte er, und man glaubt ihm das. Hoffmann wirkt locker, das kann ihn weit bringen bei der Tournee. Hoffnungsträger 2: Ebenfalls sehr entspannt wirkte Philipp Raimund, der in den vergangenen Jahren immer wieder gute Sprünge zeigte und lockere Sprünge anbrachte. Konstant erfolgreich war er aber selten. Das ist in dieser Saison anders, Raimund ist Dritter im Gesamtweltcup und springt durchgehend auf einem hohen Niveau. Für ganz vorne reichte es in Oberstdorf aber nicht. "Ich war ein bisschen nervös", gestand er in der ARD. Womöglich habe er eine starke Leistung ein wenig zu sehr erzwingen wollen, meinte er, aber: "Gewalttätig darf man da nicht vorgehen, Gewalt ist keine Lösung." Er sehe noch "Luft nach oben", was als Fünfter zwangsläufig den Angriff in Richtung Podest meint. Debakel Nummer 1: Während Raimund und Hoffmann also auf einen gelungenen Auftakt schauten, ist beim restlichen deutschen Team Wunden lecken angesagt. Schon die Qualifikation am Sonntag lief in Oberstdorf für die meisten deutschen Skispringer nicht nach Plan. Karl Geiger, einst Weltmeister und Hoffnungsträger, scheiterte daran, sich unter die Top 50 zu springen. Pius Paschke schaffte das, mehr aber schon nicht. Im Vorjahr galt er noch als Kandidat auf den Tourneesieg, dieses Mal flog er im ersten Durchgang raus. Debakel Nummer 2: Ebenfalls nicht in den zweiten Durchgang kam Andreas Wellinger. Der Olympiasieger von 2018 befindet sich in einer tiefen Krise, hüpfte am Montag nur auf 110,5 Meter. "Ich habe mich auch heute wieder brutal schwergetan", sagte Wellinger danach. Es läuft gerade gar nicht für den besten deutschen Springer der vergangenen Jahre. Alles neu macht die Fis: Woran es liegt, dass Geiger, Paschke und Wellinger plötzlich gar nichts mehr gelingen mag? Vieles hat wohl mit den neuen Anzügen zu tun. Nach dem Manipulationsskandal hat der Weltverband Fis die Regularien verschärft. Unter anderem müssen die Anzüge nun enger sein, die Athleten müssen dementsprechend ihren Sprungstil anpassen. Manchen gelingt das, andere tun sich schwer. Und manche kommen gar nicht mehr ins Fliegen. Den kennt man doch: Im ersten Durchgang mischte einer vorne mit, den man da nicht unbedingt erwarten konnte: Jonas Schuster. Der ist der Sohn vom langjährigen Bundestrainer Werner Schuster, dauerhaft festgesprungen hat er sich noch nicht im starken Team der Österreicher. Jetzt landete er im ersten Durchgang auf Rang drei, im Finale fiel er zwar noch auf Rang neun zurück, sein Vater dürfte dennoch stolz sein. Familienbande: Ebenfalls ganz sicher stolz: die Familie von Domen Prevc. Der Slowene hat vier Geschwister, drei davon sind oder waren Skispringer. Der große Peter Prevc gewann einst selbst die Tournee, hat aber wie Bruder Cene seine Karriere mittlerweile beendet. Ganz anders Schwester Nika, die bei den Frauen an guten Tagen ähnlich dominiert wie Domen bei den Männern. Sie gilt als Favoritin auf den Sieg bei der Two Nights Tour, dem Skisprung-Event der Frauen in Oberstdorf und Garmisch rund um den Jahreswechsel. So geht’s weiter: Nach einem Pausentag steht am Silvestertag die Qualifikation in Garmisch an, ehe am Neujahrstag wieder um den Sieg (oder die Plätze hinter Prevc) gekämpft wird.