Datum29.12.2025 15:58
Quellewww.zeit.de
TLDRBritische Politiker fordern die Abschiebung des ägyptisch-britischen Aktivisten Alaa Abd el-Fattah aufgrund antisemitischer und gewaltverherrlichender Posts aus der Vergangenheit. Diese wurden nach seiner Rückkehr aus Ägypten, wo er für Falschnachrichten in Haft war, wieder aufgedeckt. Die Beiträge, die zwischen 2008 und 2014 veröffentlicht wurden, haben zu scharfer Kritik von konservativen Politikern und Organisationen geführt. Abd el-Fattah entschuldigte sich und betonte, dass seine Äußerungen aus einer Zeit der Wut stammen.
InhaltIm September hatte Ägypten Alaa Abd el-Fattah freigelassen. Wegen alter israelfeindlicher und gewaltstiftender Posts will ihm die Opposition den britischen Pass nehmen. Mehrere britische Oppositionspolitiker fordern, dem ägyptisch-britischen Menschenrechtsaktivisten Alaa Abd el-Fattah die Staatsangehörigkeit Großbritanniens zu entziehen und ihn abzuschieben. Grund dafür seien Posts Abd el-Fattahs auf sozialen Medien, in denen er vor mehr als zehn Jahren den Vorwürfen zufolge antisemitische, homophobe und gewaltverherrlichende Inhalte verbreitet habe. So berichtet der britische Sender BBC, dass Abd el-Fattah in einem Post von 2012 geschrieben habe: "Ich bin ein Rassist, ich mag keine weißen Menschen." In einem weiteren Post habe er "das Töten von Kolonialisten und insbesondere Zionisten" als "heldenhaft" bezeichnet, und weiter geschrieben: "Wir müssen mehr von ihnen töten." Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll Abd el-Fattah Britinnen und Briten als "Hunde und Affen" bezeichnet haben. Demnach werten britische Antiterrorbehörden derzeit die Posts aus. Unter anderem soll el-Fattah damals in auf Arabisch verfassten Posts auf der Plattform X (damals Twitter) die Tötung von sogenannten "Zionisten" und Polizisten befürwortet haben. Die Posts aus den Jahren zwischen 2008 und 2014 wurden von britischen Medien neu veröffentlicht, nachdem der britische Premierminister Keir Starmer am Freitag auf X die Rückkehr Abd el-Fattahs nach Großbritannien begrüßt hatte. Zuvor war Abd el-Fattah, der sowohl die britische als auch die ägyptische Staatsangehörigkeit besitzt, in Ägypten nach jahrelanger Haft freigelassen worden. Für seine Freilassung, zu der es im September kam, hatte sich auch die britische Regierung eingesetzt. In Ägypten war ihm vorgeworfen worden, Falschnachrichten zu verbreiten. Kurz nach seiner Rückkehr nach Großbritannien wollen ihn nun vor allem konservative und rechte Politiker wieder aus dem Land ausweisen. "Die Kommentare, die er über Gewalt gegen unter anderem Juden, weiße Menschen und die Polizei gemacht hat, sind ekelerregend und abstoßend", schrieb etwa die Chefin der Konservativen, Kemi Badenoch, in der Daily Mail. Nigel Farage, Chef der rechtspopulistischen Partei Reform UK, bezeichnete die Posts des Aktivisten als abstoßend. Sie zeigten, dass Abd el-Fattah Ansichten vertreten habe, "die unserer britischen Lebensart komplett zuwiderlaufen", schrieb Farage in einem Brief an die britische Innenministerin Shabana Mahmood. So jemand solle nicht ins Land gelassen werden. Auch forderte Farage in dem Brief, Abd el-Fattah den britischen Pass zu entziehen. Ein Sprecher von Premier Starmer teilte mit, dass der Regierungschef von den Posts des Aktivisten nicht gewusst habe, als er dessen Freilassung begrüßte. Demnach betrachte Starmer die Posts als "abscheulich". Kritik an Abd el-Fattah übten dabei nicht nur rechtskonservative Politiker, sondern auch die Organisation britischer Juden. Die Posts des Aktivisten böten Anlass zu "tiefer Besorgnis", schrieb das Board of Deputies of British Jews in einer Stellungnahme. "Die überparteiliche Kampagne für so eine Person und deren warme Begrüßung durch die Regierung demonstrieren ein kaputtes System mit einem erstaunlichen Mangel an Gewissenhaftigkeit seitens der Behörden." Die frühere "extremistische und gewaltsame Rhetorik" des Aktivisten bedrohe Juden in Großbritannien. Es müsse dringend geklärt werden, ob Abd el-Fattah weiterhin derartige Ansichten vertrete. Der Aktivist hat sich als Reaktion auf die Neuveröffentlichung der Posts für diese entschuldigt. Zugleich gab er an, einige von ihnen seien falsch interpretiert oder aus dem Kontext gerissen worden. Die Vorwürfe des Antisemitismus nehme er "sehr ernst" und verstehe, dass die Posts "schockierend und verletzend" seien. Es habe sich um "Ausdrücke der Wut und der Frustration eines jungen Mannes über die Kriege im Irak, Libanon und Gaza" sowie "den Anstieg der Polizeibrutalität gegenüber der ägyptischen Jugend" gehandelt.