Held vom Bondi Beach spricht erstmals über Entwaffnung des Attentäters

Datum29.12.2025 15:09

Quellewww.spiegel.de

TLDRAhmed al-Ahmed, der während des Angriffs auf ein Chanukkafest am Bondi Beach einen der Attentäter entwaffnete und verletzt wurde, spricht über seinen impulsgestützten Einsatz, um Leben zu retten. Seine Heldentat erhielt weltweite Anerkennung, während die Hinterbliebenen eine Untersuchung zum Anstieg des Antisemitismus in Australien fordern. In einem offenen Brief an Premierminister Albanese betonen sie die Notwendigkeit einer Royal Commission, um Sicherheitsversäumnisse zu klären. Albanese plant stattdessen eine eingeschränkte Überprüfung durch einen pensionierten Beamten.

InhaltEr entwaffnete beim Massaker vom Bondi Beach einen Angreifer und wurde selbst verletzt. Nun spricht Ahmed el-Ahmed öffentlich über sein Einschreiten. Hinterbliebene fordern indes Maßnahmen gegen Antisemitismus. Hätte sich Ahmed al-Ahmed am 14. Dezember kein Herz gefasst, dann hätten die beiden Attentäter vom Bondi Beach in Sydney womöglich noch länger auf die Teilnehmer eines jüdischen Chanukkafestes geschossen. Dann hätten sie vielleicht noch weit mehr als 15 Menschen getötet und 40 weitere verletzt. Doch weil der 44 Jahre alte al-Ahmed sich mutig auf einen der Schützen warf und diesen entwaffnete, wurden die islamistischen Angreifer aufgehalten und abgelenkt. Videos von der Aktion verbreiteten sich kurz nach dem Anschlag auf der ganzen Welt; al-Ahmed wurde zum "Helden von Bondi Beach". Nun hat er sich erstmals dazu geäußert, warum er sich in der gefährlichen Situation zum Eingreifen entschied. Ganz offenbar handelte es sich um eine Handlung im Affekt. "Meine Seele hat mich das tun lassen", sagte al-Ahmed dem amerikanischen Sender CBS  . "Alles in meinem Herzen und meinem Gehirn hat zusammengearbeitet, um Menschenleben zu retten", betonte er und fügte hinzu: "Ich spürte etwas, eine Kraft in meinem Körper, in meinem Gehirn, und ich wollte nicht mitansehen, wie Menschen vor meinen Augen getötet werden, ich wollte kein Blut sehen, ich wollte seine Waffe nicht hören, ich wollte nicht sehen, wie Menschen schreien und betteln und um Hilfe rufen." Laut dem australischen Sender ABC zufolge musste al-Ahmed – der ursprünglich aus Syrien stammt und mittlerweile australischer Staatsbürger ist – wegen seiner Verletzungen mehrfach operiert werden. Der Familienvater al-Ahmed war mit einem Freund zufällig in der Nähe des Strandes, als der Angriff auf Besucher eines Chanukkafests begann. Trotz seiner Verletzungen blieb er fokussiert darauf, den 50-jährigen Täter zu stoppen, den Vater des zweiten Angreifers. Viel nachgedacht habe er dabei nicht, erklärte al-Ahmed. "Ich wollte ihm nur die Waffe abnehmen und ihn daran hindern, unschuldige Menschen zu töten." Durch sein Eingreifen wurde der Schütze gezwungen, sich zurückzuziehen, ohne weitere Menschen zu verletzen. Der australische Premierminister Anthony Albanese bezeichnete al-Ahmed als Vorbild für alle Australier. Auch der britische König Charles und US-Präsident Donald Trump lobten seine Tapferkeit. Eine Spendenaktion für seine Genesung hat bisher über 2,6 Millionen australische Dollar (1,5 Millionen Euro) gesammelt. Der Anschlag dürfte die australische Politik noch lange beschäftigen. In einem offenen Brief an Premierminister Anthony Albanese forderten 17 Familien der Toten und Verletzten eine Untersuchung durch eine sogenannte Royal Commission. Diese soll den Anstieg des Antisemitismus in Australien seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Jahr 2023 und die daraus resultierenden Versäumnisse der Sicherheitsbehörden zu untersuchen. Eine Royal Commission zählt laut der Nachrichtenagentur AP zur weitreichendsten Form öffentlicher Ermittlungen in Australien, und Zeugen können wegen vorsätzlicher Vorenthaltung von Beweismitteln zu Haftstrafen verurteilt werden. "Wir müssen wissen, warum eindeutige Warnsignale ignoriert wurden, wie antisemitischer Hass und islamistischer Extremismus ungehindert wachsen konnten und welche Veränderungen notwendig sind, um alle Australier in Zukunft zu schützen", heißt es in dem Brief. "Der Anstieg des Antisemitismus in Australien geht weit über die Zuständigkeit eines einzelnen Bundesstaates hinaus. Es handelt sich um eine nationale Krise, die eine entschlossene Reaktion erfordert", so die Familien. Premier Albanese lehnt eine derartige Untersuchung bislang ab. Er kündigte zuletzt eine Untersuchung durch den pensionierten Beamten Dennis Richardson an, die mögliche Mängel in den Verfahren und Gesetzen aufdecken soll, die zu der Schießerei geführt haben. Ergebnisse sollen im April nächsten Jahres präsentiert werden.