Tierschutz: England will Kochen lebender Hummer verbieten

Datum29.12.2025 14:51

Quellewww.spiegel.de

TLDREngland plant, das Kochen lebender Hummer künftig zu verbieten und die Praxis als tierschutzwidrig einzustufen. Hummer und ähnliche Tiere sollen vor dem Kochen betäubt werden, etwa durch Elektroschocks. Die britische Regierung reagiert auf wissenschaftliche Hinweise, dass Krustentiere Schmerz empfinden können. Das Verbot basiert auf einem Gesetz von 2022, das wirbellosen Tieren Empfindungsfähigkeit zuspricht. Zudem sollen weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Tierschutzes in der Landwirtschaft und Fischzucht ergriffen werden. Tierschutzorganisationen begrüßen diese Pläne.

InhaltAb in den Topf mit dem zappelnden Krustentier? England will das "Live Boiling" untersagen, stattdessen sollen Hummer und ähnliche Tiere vor dem Kochen mindestens betäubt werden – mit Elektroschocks etwa. Das traditionelle Kochen lebender Hummern steht in England vor dem Aus. Die britische Regierung hat angekündigt, die umstrittene Praxis künftig als tierschutzwidrig einzustufen und zu untersagen. In einer aktuellen Tierschutzstrategie der Regierung  heißt es, das sogenannte "Live Boiling" von Hummern und anderen Krebstieren sei nicht mit den bestehenden Tierschutzgesetzen vereinbar. Zuerst berichtete der "Guardian" . Die Praxis ist in der Schweiz, Norwegen und Neuseeland bereits verboten. In den vergangenen Jahren mehrten sich die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass Krustentiere wie Hummer und Krabben Schmerz und Leid empfinden können. Die britische Regierung will deshalb neue Leitlinien veröffentlichen, die das Kochen von Hummern, die noch bei Bewusstsein sind, ausdrücklich als nicht zulässige Tötungsmethode einstufen. Ein offizielles gesetzliches Verbot ist zwar noch in Planung, doch ab sofort sollten Restaurantbetreiber und Händler umdenken. Tierschutzorganisationen begrüßen die Pläne ausdrücklich. "Wenn lebende, bei Bewusstsein befindliche Tiere in kochendes Wasser gegeben werden, erleiden sie mehrere Minuten lang unerträgliche Schmerzen. Das ist Folter und vollkommen vermeidbar", sagte etwa Ben Sturgeon, Geschäftsführer von "Crustacean Compassion" dem "Guardian". Die Tiere vorab elektrisch zu betäuben, sei eine Alternative, sagte er weiter. Organisationen wie Peta fordern bereits seit Jahren auch für Deutschland ein sofortiges Verbot der Praxis. Einige Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich für eine Betäubungspflicht ein. Bisher wurde eine solche Regelung in Deutschland jedoch nicht gesetzlich umgesetzt: Hierzulande ist das Töten von Hummern und anderen Krebstieren durch Eintauchen in stark kochendes Wasser nach §12 Absatz 11 der Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV)  weiterhin zulässig. Alternativ dürfen Krebstiere durch elektrische Verfahren betäubt oder getötet werden. Für Schnecken und Muscheln ist zudem das Töten in über 100 Grad Celsius heißem Dampf erlaubt. Ausnahmen gelten für den Rohverzehr von Austern sowie für die amtliche Untersuchung lebender Schnecken oder Muscheln. Für Wirbeltiere gelten deutlich strengere Anforderungen an die Betäubung und Tötung. Das in England geplante Verbot baut auf einem Gesetz aus dem Jahr 2022 auf, das erstmals auch wirbellosen Tieren wie Hummern, Krabben und Oktopussen Empfindungsfähigkeit und Schmerzempfinden zusprach. Neben dem Lebendkochverbot sieht die Strategie vor, den allgemeinen Schutz von Zehnfußkrebsen wie Hummern entlang der gesamten Lieferkette zu verbessern – gestützt auf Forschung und Austausch mit Fachleuten. Außerdem plant die Regierung ein Ende der Käfighaltung für Hühner, Maßnahmen zur Reduzierung von Haltungssystemen mit starker Bewegungsbeschränkung wie Kastenständen für Sauen, strengere Regeln gegen den Handel mit Welpen sowie neue Standards für mehr Tierschutz bei der Fischzucht.