"Sagen Sie jetzt nichts": Warum Loriot jetzt Frankfurter ist

Datum29.12.2025 09:49

Quellewww.zeit.de

TLDRLoriots Nachlass wird dem Caricatura Museum für Komische Kunst in Frankfurt überlassen, obwohl der Humorist nicht in der Stadt lebte. Die Entscheidung fiel nach seiner 100-jährigen Geburtstagsausstellung, und die Erben vertrauen dem Museum, dass Loriots Erbe gut verwaltet wird. Der Nachlass umfasst persönliche Gegenstände wie seinen Schreibtisch und umfangreiche Sammlungen. Langfristig ist eine eigene Loriot-Dauerausstellung geplant, für die derzeit zusätzliche Räumlichkeiten gesucht werden. Erstmals sind ausgewählte Stücke in "Pop-up-Ausstellungen" zu sehen.

InhaltHier finden Sie Informationen zu dem Thema „"Sagen Sie jetzt nichts"“. Lesen Sie jetzt „Warum Loriot jetzt Frankfurter ist“. Nie war mehr Lametta am Main: Loriot ist jetzt Frankfurter. Die Erben des legendären Humoristen haben entschieden, seinen Nachlass dem Caricatura Museum für Komische Kunst zu überlassen. Ende 2025 kamen drei Lastwagenladungen mit Material in Frankfurt an. Was passiert 2026 mit diesen Schätzen? Und wieso überhaupt Frankfurt?  Denn Loriot wurde weder in Frankfurt geboren, noch lebte er in dieser Stadt. Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow - wie der Künstler eigentlich hieß - kam 1923 in Brandenburg an der Havel zur Welt und starb 2011 in Ammerland am Starnberger See, wo die Familie von Bülow seit 1963 wohnte. Nach dem Tod seiner Witwe und seiner Tochter sollte das Anwesen verkauft werden.  Die Verbindung zu Frankfurt war eher eine geistige, wie Caricatura-Leiter Martin Sonntag sagt: "Die Neue Frankfurter Schule und Loriot waren und sind inhaltlich nicht weit voneinander entfernt".  Der Nachlass dieser Künstlergruppe bildet den Grundstock der Sammlung des Museums, das neben dem Dom im historischen Leinwandhaus untergebracht ist. Mit Loriot in Frankfurt wachse nun zusammen, was zusammen gehöre, findet Sonntag: "Wir können jetzt die führenden Komik-Schulen der Nachkriegszeit zusammenführen." Dass die Erben sich für Frankfurt entschieden haben, hat mit Loriots 100. Geburtstag im Jahr 2023 zu tun. Das Museum hatte damals eine große Jubiläumsausstellung präsentiert, die seither durch Deutschland tourt. Nächste Station ist ab 1. Februar 2026 in Saarlouis. Dabei sind Kontakte entstanden und Vertrauen gewachsen: "Wir haben als Familie das Gefühl, dass sich die Werke und persönlichen Stücke wirklich in guten Händen befinden", sagte Leo von Bülow-Quirk, der Enkel Loriots und Sprecher der Familie, bei der Verkündung der Entscheidung im November. Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) nannte den Deal "einen echten Coup". Thomas Kronenberg, der Kurator der Jubiläumsschau, zeigt bei einem Besuch im Caricatura-Museum exemplarisch, was alles zum Nachlass gehört:   Nach Frankfurt umgezogen ist auch das komplette Inventar von Loriots Arbeitszimmer - wie etwa der Schreibtisch, an dem er fast sein ganzes Leben lang gezeichnet und geschrieben hat. An den Wänden stand bis hoch zur Decke eine vierstellige Zahl von Langspielplatten, die das Umzugsunternehmen wegen des enormen Gewichts an seine Grenzen brachte, wie Kronenberg berichtet.  "Er hat alles sehr ordentlich abgelegt", sagt Till Kaposty-Bliss, der das "Studio Loriot" leitet, das für das Erbe und die Nachlassverwaltung zuständig ist. Loriot hob jedes Belegexemplar auf, heftete akribisch Verträge, Briefe und Fanpost ab, sammelte Dinge thematisch in beschrifteten Schachteln.  Für die Nachwelt ist das ein Glück. Denn der erste Schritt wird sein, den Nachlass zu inventarisieren, wie Museumsdirektor Sonntag erklärt. Er erwartet, dass das "einige Jahre" dauern wird. Derzeit ist das Material in einem städtischen Museumsdepot unter Verschluss. Das soll aber nicht so bleiben.  "Der Familie geht es darum, dass Loriots Erbe nicht nur erhalten bleibt, sondern auch sichtbar ist", sagt Kaposty-Bliss. Während die Fachleute archivieren, katalogisieren und dokumentieren, könnten erste ausgewählte Stücke in "Pop-up-Ausstellungen" gezeigt werden, kündigt der Leiter des "Studio Loriot" an. Langfristig soll der Meister ein eigenes Museum bekommen.  Weil das kleine Caricatura-Museum nicht groß genug ist für eine Loriot-Dauerausstellung, soll es eine Dependance bekommen: zusätzliche Räume in einem anderen Gebäude. Die werden nach Angaben der Stadt derzeit allerdings noch gesucht. Bis die vielen Fans aus aller Welt Loriot in seinem neuen Zuhause treffen können, wird es wohl noch einige Jahre dauern. © dpa-infocom, dpa:251229-930-474511/2