Gebühr beim Arzt: Kassenärzte schlagen Eigenbeteiligung beim Arztbesuch vor

Datum29.12.2025 02:07

Quellewww.zeit.de

TLDR

InhaltStatt einer Praxisgebühr könnten Patienten mit einer "Kontaktgebühr" zu den Kosten beitragen, schlägt KBV-Chef Gassen vor. Sie könnte bei drei oder vier Euro liegen. Die Kassenärzte in Deutschland schlagen die Einführung einer neuen Gebühr für Patienten bei jedem Arztbesuch vor. "Statt einer Praxisgebühr könnte es künftig als Eigenbeteiligung bei Arztbesuchen eine Kontaktgebühr geben", sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Bild-Zeitung. "Sie könnte, wie zum Beispiel in Japan, bei drei oder vier Euro liegen und sollte von den Krankenkassen eingezogen werden." Auf diese Weise könnten die Einnahmen der Kassen erhöht werden.  Die Gebühr müsse "sozial verträglich gestaltet werden, damit niemand überfordert wird", sagte Gassen der Zeitung. Der KBV-Chef schlug außerdem die Einführung eines "digitalen Ärztelotsen" vor, um die Zahl unnötiger Arztbesuche zu reduzieren und Kosten zu senken. Dieser Lotse solle Patienten beraten und Arztbesuche koordinieren, um "unnötige Doppel- und Dreifachbehandlungen" von Patienten zu verhindern, sagte Gassen. Man könnte den Lotsen über die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 einrichten.  Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sprach sich ebenfalls für eine höhere Eigenbeteiligung von Patienten aus. Der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß sagte der Bild-Zeitung, die Zuzahlung bei Krankenhausaufenthalten sollte von 10 auf 20 Euro am Tag verdoppelt werden. "Das ist angemessen. Die Krankenkassen hätten dann im Jahr zusätzlich 800 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr", sagte Gaß.  Zudem sollten Patienten künftig eine Gebühr von 30 bis 40 Euro zahlen, wenn sie das Notfallzentrum eines Krankenhauses ohne vorherige Telefonberatung aufsuchten, forderte Gaß. Eine solche Beratung ist in der geplanten Notfallreform vorgesehen. Die Bundesregierung will die gesetzliche Krankenversicherung im neuen Jahr reformieren. Ziel ist, die steigenden Versorgungskosten zu begrenzen und weitere Beitragserhöhungen zu vermeiden. Eine Expertenkommission soll bis März Vorschläge zur Stabilisierung der Beiträge vorlegen. Bis Ende 2026 sollen weitergehende Reformvorschläge folgen.  Die Kassenärzte hatten eine Wiedereinführung der früheren Praxisgebühr für gesetzlich Versicherte im November abgelehnt. Eine "Praxisgebühr reloaded", wie es sie vor rund 20 Jahren schon einmal gab, würde zwar Mittel in die Kassen spülen, sei aber in der früheren Art und Weise "sehr bürokratisch und würde kaum als Steuerungselement taugen", hatte KBV-Chef Gassen vor einem Monat der Rheinischen Post gesagt. Er plädierte vielmehr für sogenannte Wahltarife für gesetzlich Versicherte. Auch Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte im November eine Neuauflage der Praxisgebühr ausgeschlossen, wie sie von 2004 bis 2012 erhoben wurde. Eine pauschale Kontaktgebühr bei jedem Arztbesuch oder quartalsweise für alle halte sie "nicht für sinnvoll", sagte Warken. Diese Gebühr habe "weder die gewünschte nachhaltige Steuerungswirkung erzielt noch die Bürokratie reduziert", sagte sie.  Der Arbeitgeberverband BDA hatte im August eine derart erneuerte Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch gefordert. Bundesgesundheitsministerin Warken erwägt stattdessen die Einführung einer Facharztgebühr in bestimmten Fällen.