Anerkennung von Somaliland: Somalia verbittet sich Spaltungsversuche durch Israel

Datum29.12.2025 00:50

Quellewww.spiegel.de

TLDRSomalia hat die Anerkennung der abtrünnigen Region Somaliland durch Israel entschieden abgelehnt, da dies die nationale Souveränität verletze. Präsident Hassan Scheich Mohamud kündigte an, gegen Israels Schritt diplomatisch vorzugehen. Somaliland feierte die Anerkennung als historischen Meilenstein, plant jedoch keine Aufnahme von Menschen aus dem Gazastreifen. Die Anerkennung wird im Kontext der Abraham-Abkommen betrachtet und stößt international auf Kritik, während der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommt.

InhaltDie israelische Regierung erkennt das abtrünnige Somaliland an – und sorgt damit international für Entrüstung. Am größten ist der Ärger natürlich in Somalia selbst. Von dort kommt nun eine klare Ansage. Somalia hat die Anerkennung seiner abtrünnigen Region Somaliland durch Israel entschieden abgelehnt. Seine Regierung werde den Schritt nicht akzeptieren, da dieser die Souveränität und Einheit Somalias verletze, sagte Präsident Hassan Scheich Mohamud in einer im Staatsfernsehen übertragenen Ansprache an das Parlament. "Somalia wird alle verfügbaren Mittel einsetzen, um sich über diplomatische Kanäle gegen die Aggression Israels zu wehren", sagte Mohamud. "Netanyahu sollte wissen, dass niemand unser Volk spalten kann, und Somaliland gehört zu uns." Wenige Stunden zuvor hatte Somalilands Außenminister Abdirahman Dahir Adam die Anerkennung seines Landes durch Israel ungeachtet der Kritik anderer regionaler Staaten begrüßt. "Diese Anerkennung ist nicht nur ein diplomatischer Meilenstein, sondern auch ein Moment großer historischer Gerechtigkeit und moralischer Klarheit", sagte er dem israelischen Kan-Sender. Er stellte klar, Somaliland habe sich im Gegenzug nicht dazu bereiterklärt, Menschen aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Die Zusammenarbeit mit Israel werde sich auf Diplomatie, Handel, Technologie, Landwirtschaft, Wassermanagement, Gesundheit und Sicherheit konzentrieren. "Somaliland strebt eine Partnerschaft an, die transparent, friedlich und für beide Länder vorteilhaft ist", sagte der Außenminister weiter. Die Anerkennung Somalilands durch Israel stärke die Sicht der ostafrikanischen Republik als "stabilen, demokratischen und verantwortungsbewussten Staat in einer fragilen Region". Somaliland, eine muslimische Region im Norden Somalias mit nur wenigen Millionen Einwohnern, hatte sich 1991 für unabhängig erklärt und agiert seit mehr als drei Jahrzehnten auch praktisch unabhängig. Von der Regierung in Somalia und auch international wird der Schritt jedoch nicht anerkannt. Am Freitag akzeptierte Israel den Staat Somaliland, bisher hat das nur Taiwan gemacht, das seinerseits nur von wenigen Ländern als Staat anerkannt ist. Israels Vorgehen erfolgte wenige Tage, bevor Somalia turnusgemäß die Präsidentschaft im Uno-Sicherheitsrat übernimmt. Die somalische Regierung sprach von einem "vorsätzlichen" und "rechtswidrigen" Angriff Israels auf die Souveränität des Landes. Das Parlament des Landes stimmte gegen den Schritt. Laut dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu erfolgte die Anerkennung "im Geiste des Abraham-Abkommens". Diese Abkommen hatte US-Präsident Donald Trump 2020 in seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht. In der Folge normalisierten die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und der Sudan ihre Beziehungen zu Israel. Nach Informationen des israelischen Senders Channel 12 hatten vor Monaten geheime Kontakte zwischen Israel und Somaliland begonnen. Israel habe damals im Krieg im Gazastreifen nach Ländern gesucht, die bereit wären, palästinensische Bewohner des umkämpften Küstenstreifens aufzunehmen. US-Präsident Trump hatte zuvor die Idee einer Umsiedelung der Bewohner ins Spiel gebracht, was aber auf internationale Kritik gestoßen war. Israelische Medien verwiesen zudem darauf, dass Somaliland unweit der strategisch wichtigen Meeresenge Bab al-Mandab liegt, wo es immer wieder zu Angriffen der jemenitischen Huthi-Miliz auf internationale Handelsschiffe mit mutmaßlichem Bezug zu Israel gekommen war. Die "Times of Israel" schrieb, ein Zugang zum Territorium und Luftraum Somalilands würde es Israel erleichtern, Angriffe gegen die von Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen durchzuführen und sie zu überwachen. Der Uno-Sicherheitsrat kommt wegen Israels Schritt zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Vor dem für Montag anberaumten Treffen in New York warnten 21 überwiegend muslimische Länder in einer gemeinsamen Erklärung vor "schwerwiegenden Folgen" des beispiellosen Vorgehens Israels für "den Frieden und die Sicherheit am Horn von Afrika und im Roten Meer" sowie für die internationale Sicherheit.