»Battle of the Sexes«: Nick Kyrgios besiegt Aryna Sabalenka problemlos

Datum28.12.2025 19:50

Quellewww.spiegel.de

TLDRDas Tennismatch zwischen Nick Kyrgios und Aryna Sabalenka, als "Battle of the Sexes" beworben, entpuppte sich als PR-Show ohne sportlichen Wert. Kyrgios siegte souverän mit 6:3, 6:3, ohne seine volle Leistung abzurufen. Der Vergleich mit dem historischen Spiel von 1973 war unangemessen, da es diesmal an politischer Bedeutung fehlte. Die Atmosphäre war eher eine Unterhaltungsveranstaltung, die von der TV-Übertragung und Kommentatoren kritisch eingeordnet wurde. Das Event zog nur geringes Interesse von echten Tennissuperstars an.

InhaltÜber Wochen als "Battle of the Sexes" angekündigt, entpuppte sich das Tennismatch zwischen Nick Kyrgios und Aryna Sabalanka als die erwartete PR-Show. Der Mann konnte einfach nicht verlieren – so sehr er sich mühte. Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. Das falsche Etikett: Als "Battle of the Sexes" war dieses Tennis-Duell Mann gegen Frau in Dubai seit Monaten promotet worden – und hatte damit anknüpfen wollen an jenes legendäre Tennisspiel zwischen Billie Jean King und dem alternden Ex-Champion Bobby Riggs aus dem Jahr 1973. Beim damaligen Tennismatch und dem Sieg von Billie Jean King ging es allerdings um eine explizit politische Note, es war ein Monument der Frauenemanzipation im Sport. Diesmal war es eine PR-Nummer, ausgedacht von der gemeinsamen Agentur der antretenden Profis Aryna Sabalenka und Nick Kyrgios. Ein purer Schaukampf an der Grenze zum Tennis-Zirkus – und so hätte man es auch nennen sollen. Das Resultat des Spiels: Nick Kyrgios gewinnt das Duell Mann gegen Frau gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka locker 6:3, 6:3. Und man darf mit diplomatischer Zurückhaltung anmerken, dass der 30-jährige Australier nicht an seine Leistungsgrenze gehen musste. Klarer Punktsieg für Sabalenka: Vor dem ersten gespielten Ballwechsel hatte Aryna Sabalenka bereits den Auftakt für sich entschieden. Während Nick Kyrgios, eigentlich bekannt für sein Showtalent, eher gemächlich in die Halle hinein trottete, vom Hallensprecher begrüßt, stolzierte die Belarussin in einem Silber glitzernden Paillettenkleid durch die Zuschauerränge aufs Feld. Das allerdings sollte im Grunde ihr letzter Erfolg an diesem Abend gewesen sein. Der erste Satz: Man merkte Kyrgios, der in diesem Jahr verletzungsbedingt erst fünf Einzel gespielt hat und mittlerweile auf Rang 671 der Weltrangliste abgerutscht ist, an, dass er das Spiel möglichst offen halten wollte. "Er spielt mit angezogener Handbremse", merkte die TV-Expertin und ehemalige Profispielerin Nicola Geuer schon früh an. So blieb es bis zum 3:3 ausgeglichen, Sabalenka konnte einige ihrer bekannt kraftvollen Grundlinienschläge durchbringen. Aber immer, wenn Kyrgios das Tempo anzog oder seine Kick-Aufschläge platzierte, behielt er die Oberhand. Und damit auch den ersten Satz. Der zweite Satz: Eigentlich komplett das gleiche Bild. Die Partie war so angesetzt worden, dass es bei Satzgleichstand von 1:1 einen Match-Tiebreak geben würde, einen echten Schlagabtausch. Man hätte davon ausgehen können, dass es Absprachen im Vorfeld gab, es dazu kommen zu lassen. Aber so sehr sich Kyrgios auch mühte, Sabalenka im Spiel zu behalten, er schlug von unten auf, platzierte Bälle ins Halbfeld oder spielte nur halb gelungene Stopbälle, aber er schaffte es einfach nicht, den Satz zu verlieren. Also auch jetzt wieder 6:3. Das war es nach einer Stunde. That's Entertainment: Die Kontrahenten wurden von Hallensprecher Adrian Franklin schon mit der lange gezogenen Nennung ihrer Namen so begrüßt wie zwei Schwergewichtsboxer in den Boomjahren der Neunziger. Sabalenka kam denn auch folgerichtig mit der Einlaufmusik von "Eye of the Tiger" in die Halle. Die Regeln hatte man zudem so verändert, dass beide Spieler keinen zweiten Aufschlag zugesprochen bekamen. Das Feld, in dem Sabalenka spielte, war zusätzlich um neun Prozent verkleinert worden, um Kyrgios es schwerer zu machen. Mit dem Ergebnis, dass der Court im Fernsehbild so aussah wie eine optische Täuschung. Alles das nützte wenig, das Spiel spannend zu gestalten. Stars und Superstars: Sabalenka ist die Beste der Welt, Kyrgios ein bunter Vogel, aber die echten Superstars des Sports saßen auf der Tribüne. Ronaldo und Kaka, die ehemaligen brasilianischen Fußballhelden gaben sich die Ehre und wurden auch immer wieder eingeblendet. Tennisprominenz hingegen war nicht nach Dubai angereist. Die wussten wohl schon, dass sie wenig versäumen würden. Popcorn und Coca-Cola: Im zweiten Satz sah man den ehemaligen englischen Fußball-Nationalspieler Peter Crouch im Publikum, wie er sich gelangweilt Popcorn in den Mund schob. Popcorn und Coca-Cola, um den Sponsor der Spielstätte in Dubai einmal zu nennen: das richtige Equipment für dieses Event. Wenn man es als reine Unterhaltung betrachtete, war es okay. Die Stimmung in der Halle in Dubai blieb entsprechend lauwarm – wie beim Gucken einer vierten Staffel einer Streamingserie. Advantage Mixed-Doppel am Mikro: Das Spiel wurde in Deutschland nur über die Streamingplattform sportseurope.tv übertragen, mit fünf Euro war man als TV-Zuschauer dabei. Was aber nicht bedeutet, dass beide Kommentatoren Dennis Heinemann und Nicola Geuer das Ereignis kritiklos in den Himmel lobten. Schon von Beginn an machten sie klar, das es sich hier "um eine PR-Geschichte" handele, sie spekulierten über Absprachen, sie machten deutlich, dass der sportliche Wert dieses Spiels zweitrangig sei, von der gesellschaftlichen Bedeutung ganz zu schweigen. Das alles trug angenehm zur Einordnung bei. An ihnen können sich manch andere Streaming-Kommentatoren, die einen Boxkampf des übertragenden eigenen Senders über Wochen als Jahrhundertevent anzupreisen suchen, ein Beispiel nehmen. Erkenntnis des Abends: Battle of the Sexes – nein, das war das wirklich nicht. Irgendwann nahm Sabalenka eine Auszeit, um eine Tanzeinlage zu "Macarena" hinzulegen. Spätestens da war klar, dass es hier um gar nichts geht.