Datum28.12.2025 12:53
Quellewww.spiegel.de
TLDRDie Münchner Feuerwehr hat die provisorische Eisbachwelle entfernt, was zu scharfer Kritik von Surfern geführt hat, die dies als „Kampfansage“ der Stadt empfinden. Der Konflikt zwischen Surfern und Behörden dauert an, nachdem die Stadt im Oktober Maßnahmen zur Säuberung des Bachbetts ergriffen hatte. Surfer beklagen, die Stadt wolle das Surfen nicht regulieren, sondern verhindern, und kritisieren hohe Auflagen für einen offiziellen Rettungsversuch der Welle. Der Surf Club München fordert eine politische Entscheidung zugunsten des urbanen Freiraums.
InhaltSportler und Behörden streiten seit Monaten über die berühmte Münchner Surferwelle. Eine provisorische Vorrichtung lässt die Stadt nun wieder entfernen. Die Surfer üben scharfe Kritik. Der Streit um die berühmte Eisbachwelle in München geht in die nächste Runde. Im Oktober war die Surferwelle verschwunden, nachdem die Stadt das Bachbett von Unrat und Sedimenten befreit hatte. Seitdem ging es hin und her: Durch diverse Aktionen ließen Unbekannte die Welle aufleben, dann verschwand sie wieder. In der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag ließen Surf-Aktivisten dann einen langen Balken ins Wasser, der die Welle erneut aktivierte. Nun hat die Feuerwehr die Vorrichtung in Begleitung von Polizisten wieder entfernt. Um kurz vor acht Uhr seien die ersten Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr vor Ort gewesen, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Sprecher der Feuerwehr. Man habe den Auftrag der Stadt München bekommen, den Balken im Eisbach wieder zu entfernen. Die Arbeiten, für die auch ein Kran anrückte, dauerten dem Bericht zufolge etwa eine Stunde. Seit neun Uhr sei der Eisbach wieder im alten Zustand ohne Welle. "Ich weiß nicht, wie lange dieses Spiel noch so weitergehen soll", sagte der Feuerwehrsprecher. Surfer äußerten sich entsetzt, in Chats sprachen sie laut Nachrichtenagentur dpa und "Süddeutscher Zeitung" von einer "Kampfansage der Stadt an uns Surfer". Der Surf Club München schreibt in einer Presseerklärung: "Mit der Entfernung der Holzkonstruktion an der Eisbachwelle schafft die Stadtverwaltung Fakten und greift damit massiv in einen seit Jahrzehnten gelebten, international bekannten urbanen Freiraum ein." Es sei "keine rein technische Maßnahme, sondern eine politische Entscheidung, oder genauer gesagt: das Ausbleiben einer politischen Entscheidung. Die Verwaltung handelt, während die Politik schweigt." Der Konflikt mit der Stadt München hatte sich ausgerechnet an Weihnachten zugespitzt. Die Eisbach-Surfer hatten den offiziellen Versuch zur Rettung der Welle aus Frust über die Auflagen der Stadt abgebrochen. "Die Verwaltung will das Surfen am Eisbach nicht regulieren, sondern verhindern", heißt es in einer Mitteilung des Vereins Surf Club München. Darin kritisiert der Club eine behördliche Auflagenpraxis, "die faktisch auf Verhinderung angelegt ist". So hätten die Surfer nach eigenen Angaben beispielsweise die Haftung und alle Kosten übernehmen und permanent in Rufbereitschaft sein müssen. Außerdem seien "technische Nachweise auf dem Niveau von Brücken- oder Staubauwerkerrichtungen" verlangt worden. Die Interessengemeinschaft Surfen München (IGSM) schreibt auf Instagram: "Nachdem wir anfangs noch die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung betont haben, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet." Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Die Surfer sehen in den aus ihrer Sicht nicht erfüllbaren Auflagen für den offiziellen Rettungsversuch der Welle Ausdruck eines politischen Willens: "Die Verwaltung entscheidet hier nicht über ein konkretes Projekt, sondern über die Frage, wie viel Stadtleben noch gewollt ist", schreiben sie. "Formal wird eine Genehmigung nicht ausgeschlossen. Faktisch wird sie unmöglich gemacht." Das sei "politisch bequem, aber demokratisch problematisch", kritisieren die Surfer in ihrer Mitteilung und betonen: "Die Debatte ist damit nicht beendet. Sie wird jetzt politisch." Der Surfclub fordert die politisch Verantwortlichen im Stadtrat auf, "jetzt Haltung zu zeigen". Das Surfen am Eisbach sei weltweit bekannt und "ein Aushängeschild für eine moderne, lebenswerte Stadt", schreiben sie. "Dieses Stück urbaner Identität darf nicht zerstört werden." Die Frage sei nicht, "ob Verwaltung Regeln umsetzt", heißt es in der Mitteilung. "Die Frage ist, wer entscheidet, wie München lebt." Sportler und Behörden wünschen sich eine einfache Lösung für die Eisbachwelle. Aber das ist kompliziert. Mehr dazu lesen Sie hier.