Datum28.12.2025 05:15
Quellewww.zeit.de
TLDRDaniela Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen, weitere ehemalige RAF-Terroristen, stehen im Verdacht, zwischen 1999 und 2016 mehrere bewaffnete Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte durchgeführt zu haben. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage aufgrund von DNA-Spuren und weiteren Beweisen, die insgesamt über 2,7 Millionen Euro Beute dokumentieren. Gerichtsverhandlungen sind für August 2025 angesetzt, während von Klette die Fluchtkomplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub vermisst werden, was die Ermittlungen belastet.
InhaltHier finden Sie Informationen zu dem Thema „Raubüberfälle“. Lesen Sie jetzt „Waffen und Millionenbeute – Vorwürfe gegen Daniela Klette“. Die Räuber waren maskiert und trugen gefährliche Waffen: Drei Kriminelle überfielen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Dabei erbeuteten sie nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mehr als 2,7 Millionen Euro. Die Anklagebehörde ist sich sicher, dass es sich bei den Tätern um die ehemaligen RAF-Terroristen Daniela Klette, Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub handelt. Während sich Klette vor dem Landgericht Verden verantworten muss, fehlt von ihren mutmaßlichen Komplizen eine konkrete Spur. Um welche Taten geht es? Auf dem Parkplatz eines Großhandelsmarktes in Duisburg rammen maskierte Täter mit ihrem Wagen einen Geldtransporter. Sie bedrohen zwei Wachleute mit einer Panzerfaust, einer Maschinenpistole und einem Sturmgewehr. Die Maskierten laden Geldkisten aus dem Transporter in einen anderen Wagen und fliehen unerkannt. Laut Anklage erbeuten sie eine Million Mark – umgerechnet rund 519.000 Euro. Vor Gericht wird über den Fall im August 2025 gesprochen, geladene Zeugen können sich an vieles nicht mehr erinnern. Als eine Kassiererin in den Tresorraum eines Großmarktes gehen will, wird sie von zwei Männern in den Raum geschubst. Die Räuber bedrohen sie und zwei weitere Angestellte in dem Raum mit Schusswaffen und zwingen sie, einen Tresor zu öffnen. Sie nehmen Bargeld heraus und fliehen mit einem Auto, das von Klette gefahren worden sein soll. Das Trio erbeutet laut Staatsanwaltschaft etwa 160.000 Euro. In der Wohnung der Angeklagten finden die Ermittler später Fragmente von Kennzeichen des Fluchtautos sowie Aufzeichnungen zu ausspionierten Supermärkten in Leverkusen und im Ruhrgebiet. Rund 21 Jahre nach der Tat schildern im November 2025 zwei Angestellte des Supermarkts den Überfall vor Gericht. Mit Schusswaffen zwingen zwei Männer im Tresorraum eines Supermarkts zwei Kassiererinnen, sich auf den Boden zu legen. Dann packen die Täter die Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft ein und fliehen. Die Beute laut Staatsanwaltschaft: 160.000 Euro. Als der Fall im November 2025 verhandelt wird, haben Zeugen Mühe, sich an ihre Beobachtungen vor 19 Jahren zu erinnern. Laut Staatsanwaltschaft verschafften sich Garweg und Staub Zugang zum Tresorraum, Klette soll in einem gestohlenen Auto auf sie gewartet haben. Bei einem Überfall auf ein Geschäft in Löhne erbeuten Täter den Ermittlungen zufolge etwa 177.000 Euro. Später führen DNA-Spuren zu Staub, Garweg und Klette. Vor Gericht spielt der Fall keine Rolle mehr, das Verfahren wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft eingestellt. Zwei maskierte Täter bedrohen bei einem Überfall auf einen Supermarkt in Celle eine Mitarbeiterin mit einer Schusswaffe und einem Elektroschocker und zwingen sie, einen Tresor zu öffnen. Auf der Flucht aus dem Geschäft bedrohen sie weitere Beschäftigte. Die Staatsanwaltschaft beziffert die Höhe der Beute mit 69.000 Euro. Der Raubüberfall wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft vor Gericht nicht mehr verfolgt. An Heiligabend überfallen zwei Täter einen Supermarkt in Stade. Sie dringen in das Kassenbüro ein, überwältigen drei Angestellte und fordern Bargeld. Mit ihrer Beute laufen sie zu einem Wagen und fliehen. Später wird das Fluchtfahrzeug brennend in einem Wald entdeckt. Laut Staatsanwaltschaft erbeuten die Täter rund 136.000 Euro. Auch dieser Fall spielt vor Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft keine Rolle mehr. Bei einem bewaffneten Überfall auf einen Supermarkt erbeuten Täter den Ermittlungen zufolge rund 46.000 Euro. Ein vermummter und bewaffneter Mann drängt eine Angestellte des Marktes beim Aufschließen des Büros hinein, ein weiterer Täter kommt dazu. Die beiden bedrohen die Frau und einen weiteren Angestellten. Sie zwingen die Frau, Bargeld aus dem Tresor zu holen. Nach dem Überfall entkommen die Täter in einem Auto. Das Verfahren dazu wird eingestellt. Zwei Männer überfallen einen Supermarkt in Osnabrück. Sie halten sich zunächst mit einem Einkaufswagen in der Nähe des Kassenbüros auf und bedrohen dann zwei Angestellte in dem Büro. Die Männer sind nach Angaben der Polizei mit Tüchern oder Schals maskiert. Den Ermittlungen zufolge erbeuten sie rund 60.000 Euro. Die Täter fliehen unerkannt. Die ersten Zeuginnen und Zeugen zum Fall Osnabrück sollen im Januar 2026 vernommen werden. Auf dem Parkplatz eines Supermarkts in der Gemeinde Stuhr nahe Bremen überfallen drei Maskierte einen Geldtransporter, der rund eine Million Euro geladen hat. Ein Täter schießt mit einem Schnellfeuergewehr dreimal auf das Fahrzeug. Erfolglos versuchen die Vermummten, die Türen des Transporters zu öffnen. Dann flüchten sie ohne Beute in einem Fahrzeug. Den Ermittlungen zufolge haben sie Gewehre und eine Panzerfaust dabei. Der Fahrer und der Beifahrer des Geldtransporters erleiden einen Schock. Sichergestellte DNA-Spuren werden später Klette, Staub und Garweg zugeordnet. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist die Tat ein versuchter Mord. Der Überfall in Stuhr ist der erste Fall, der vor Gericht verhandelt wird. Im April 2025 werden die ersten Zeugen dazu gehört. Im Juli stellt der Vorsitzende Richter mit einem rechtlichen Hinweis klar, dass das Gericht die Tat nicht als Mordversuch wertet. Es geht allerdings von einem sogenannten bedingten Tötungsvorsatz aus. Zwei vermummte Täter überfallen einen Einkaufsmarkt. Sie drücken einem Geldboten eines Sicherheitsdienstes einen Gegenstand in den Rücken, als dieser beim Kassenbüro klingelt. Als sich die Tür öffnet, drängen sie den Mann ins Büro und nehmen ihm seine Dienstwaffe ab. Unter Vorhalt einer Schusswaffe zwingen die Räuber eine Mitarbeiterin, den Tresor zu öffnen und das Geld in eine Tasche zu legen. Den Ermittlungen zufolge erbeuten sie rund 50.000 Euro. Die Männer entkommen mit einem Auto. Das mutmaßliche Fluchtauto wird ausgebrannt gefunden. Die Verfahren zu dem Fall wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft eingestellt. Drei Menschen versuchen einen Geldtransporter zu überfallen. Ein Täter bedroht den Beifahrer, als dieser außerhalb des Fahrzeugs ist. Die beiden anderen widmen sich dem Fahrer. Doch dieser nutzt einen unbeobachteten Augenblick und rast mit dem Wagen davon. Die Täter brechen daraufhin ihr Vorhaben ab und fliehen. Nach Zeugenaussagen sind sie mit einem Schnellfeuergewehr und einer Panzerfaust bewaffnet. DNA-Spuren führen zu Klette, Staub und Garweg. Die Staatsanwaltschaft gibt die Beute mit 200 Euro an, weil die Täter eine Waffe stehlen. Im September 2025 berichten Zeugen im Gericht von der Tat. Zwei maskierte und bewaffnete Täter folgen dem Mitarbeiter eines Geldtransportunternehmens ins Kassenbüro eines Supermarkts. Weil das abzuholende Geld noch im Tresor und der zuständige Mitarbeiter mit dem Tresorschlüssel nicht da ist, scheitert der Raubüberfall. Allerdings nehmen die Räuber – laut Staatsanwaltschaft sind es Garweg und Staub – dem Mitarbeiter des Geldtransportunternehmens die Waffe ab. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wartet Klette damals im Fluchtfahrzeug. Zeugen schildern den Überfall im September 2025 vor Gericht. Mit Schusswaffen überfallen zwei Männer und eine Frau einen Geldtransporter in Cremlingen bei Braunschweig. Die Maskierten keilen das Fahrzeug ein und bedrohen den Fahrer unter anderem mit einer Panzerfaust. Es wird gegen den Wagen und in die Luft geschossen. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erbeutet das Trio knapp 1,4 Millionen Euro. Im Juni 2025 berichtet ein Geldbote vor Gericht von dem Überfall. An Details kann er sich Jahre später nicht mehr erinnern. © dpa-infocom, dpa:251228-930-471770/1