Datum28.12.2025 03:30
Quellewww.spiegel.de
TLDRDas US-Militär hat über die Feiertage in Nigeria Angriffe auf IS-Ziele durchgeführt, die von Donald Trump als "Weihnachtsgeschenk" bezeichnet wurden. Trump betonte, dass die Attacken als Vergeltung für Angriffe auf Christen erfolgen. Die Angriffe fanden Zustimmung bei Trumps Anhängern, insbesondere unter Hardlinern und islamfeindlichen Aktivisten. Die innenpolitische Motivation für den Einsatz könnte mit bevorstehenden Wahlen zusammenhängen, da Trump die Unterstützung christlicher Wähler stärken möchte. Nigerias Regierung weist Vorwürfe über eine gezielte Verfolgung von Christen zurück.
InhaltÜber die Festtage hat das US-Militär Ziele in Nigeria beschossen. Loyale Anhänger von Präsident Donald Trump feiern die Attacken – hinter denen auch innenpolitische Motive stecken dürften. Als Donald Trump Anfang November von möglichen US-Angriffen in Nigeria sprach, brach im Pentagon eine gewisse Hektik aus. Wie damals kolportiert wurde, war diese Ankündigung mit dem Verteidigungsministerium nicht abgesprochen gewesen. Nun, knapp anderthalb Monate später, hat Trump seine Drohung in die Tat umgesetzt. Über die Feiertage hat die US-Armee zusammen mit Einheiten aus Nigeria angebliche Terroristenziele in dem westafrikanischen Land beschossen. Bei ihrem Angriff auf Islamisten-Stützpunkte in Nigeria hat die US-Armee nach Angaben der nigerianischen Regierung von Reaper-Kampfdrohnen abgefeuerte Geschosse eingesetzt. Insgesamt seien von Reaper-Drohnen "16 GPS-gesteuerte Präzisionsgeschosse" abgefeuert worden, erklärte der nigerianische Informationsminister Mohammed Idris. Bei dem Angriff seien Kämpfer der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), die von der Sahel-Zone aus nach Nigeria hätten eindringen wollen, "erfolgreich neutralisiert" worden. Trump selbst wurde noch deutlicher: "Heute Nacht haben die Vereinigten Staaten auf meine Anweisung als Oberbefehlshaber hin einen mächtigen und tödlichen Schlag gegen den IS-Terroristenabschaum im Nordwesten Nigerias ausgeführt", schrieb er in seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Er begründete den Einsatz mit Angriffen und Entführungen von Christen durch IS-Kämpfer. Und dieses Mal stimmte offenbar auch die Absprache. Der Zeitpunkt der Attacke war laut Trump genau geplant. Er sagte dem Magazin "Politico", ursprünglich sei der Angriff schon eher geplant gewesen, "und ich sagte, Nein, lasst uns ihnen ein Weihnachtsgeschenk geben", sagte er dem Blatt. "Das hätten sie nicht erwartet, und wir haben sie hart getroffen. In der Heimat kommt dies bei vielen Hardlinern unter den Trump-Anhängern offenbar gut an, wie unter anderem der "Guardian" berichtet . Die hartrechte, islamfeindliche Aktivistin Laura Loomer, der eine große Nähe zum US-Präsidenten nachgesagt wird, schrieb bei X: "Ich kann mir kein besseres Weihnachtsfest vorstellen als den Tod von Christen durch die gerechtfertigte, massenhafte Tötung von islamistischen Terroristen zu rächen." Ihr sei von höchster Stelle versichert worden, so Loomer, dass es sich bei dem Angriff um eine Vergeltungsaktion für die Tötung von Christen in Nigeria gehandelt habe. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Ähnlich äußerte sich der ebenfalls weit rechts einsortierte Senator Tom Cotton (Arkansas). Er sprach von "blutrünstigen Wilden, die nicht nur Christen verfolgen, sondern auch viele Amerikaner getötet haben". Loomer und Cotton stehen für einen ganzen Chor einflussreicher Hardliner, die die Angriffe begrüßten. Für Trump sind die Luftschläge in Tausenden Kilometern Entfernung auch innenpolitisch von Bedeutung. Seit Mitte des Jahres erreichen ihn immer wieder Klagen aus dem christlich-nationalen Lager in seiner Partei, über die angebliche massenhafte Tötung von Christen in Nigeria. Nigeria wird von zahlreichen Konflikten zwischen verschiedenen Ethnien und Bevölkerungsgruppen erschüttert, denen Christen wie Muslime gleichermaßen zum Opfer fallen. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas ist in einen mehrheitlich muslimischen Norden und einen weitgehend christlichen Süden geteilt. Die nigerianischen Behörden weisen Vorwürfe einer Verfolgung von Christen in dem Land zurück. Trump jedoch dürfte bei den Angriffen auch auf die Stimmen der christlichen Wählerinnen und Wähler abgesehen haben – immerhin stehen im November 2026 die Midterms an. Dabei stellt das Land der regierenden Partei zur Mitte einer präsidialen Amtszeit ein Zwischenzeugnis aus. Trump und seine Republikaner dürften sich zumindest nach dem aktuellen Stand der Umfragen auf einen empfindlichen Denkzettel einstellen müssen. Die knappen Mehrheiten im Kongress scheinen in Gefahr. Da könnte es nicht schaden, so dürfte das Kalkül lauten, mit einem "Weihnachtsgeschenk" ein ganzes Wählerlager zufrieden zu stimmen. Lesen Sie, wie Bibelfanatiker in den USA in der Trump-Ära an Macht gewinnen. Das Ziel der Eiferer: eine amerikanische Theokratie. Hier geht es zu der SPIEGEL-Titelstory zum Thema .