Datum28.12.2025 01:33
Quellewww.spiegel.de
TLDRDie Militärjunta in Niger hat eine "Generalmobilmachung" ausgerufen, um gegen islamistische Terrorgruppen vorzugehen. Bürger sind verpflichtet, sich zur Verteidigung des Vaterlandes zu mobilisieren, während Eigentum beschlagnahmt werden kann. Niger kämpft seit Jahren gegen dschihadistische Gewalt, die 2023 fast 2000 Todesopfer forderte. Der Putsch im Juli 2023 führte zu einem verstärkten Engagement Russlands und einem Rückzug westlicher Truppen. Die EU hat als Reaktion auf den Putsch ihre Budgethilfe eingestellt.
InhaltDie Militärmachthaber in Niger verschärfen ihre Maßnahmen gegen islamistische Terrorgruppen. Bürger werden "zur Verteidigung des Vaterlandes" einberufen. Doch die Entscheidung des Kabinetts reicht noch weiter. Zur Ausweitung des Kampfs gegen dschihadistische Gruppen haben die Militärmachthaber in Niger eine "Generalmobilmachung" ausgerufen. Die Junta beschloss außerdem, dass während der Mobilmachung Eigentum beschlagnahmt werden kann, wie aus einem Kabinettsbeschluss hervorgeht, den die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte. Darin heißt es: Jeder Bürger sei verpflichtet, einem Einberufungsbefehl Folge zu leisten und "unverzüglich Maßnahmen zur Verteidigung des Vaterlandes durchzuführen". Die Maßnahmen seien notwendig, um "die Integrität des Staatsgebiets zu wahren" und "die Bevölkerung zu schützen", hieß es in der Erklärung der Junta. Niger ist seit rund zehn Jahren mit tödlicher Gewalt durch Dschihadistengruppen konfrontiert, die mit al-Qaida und der Miliz "Islamischer Dschihad" in Verbindung stehen. Allein in diesem Jahr wurden dabei nach Angaben der NGO Acled fast 2000 Menschen getötet. Im Südosten des Landes verüben auch die Islamistengruppen "Boko Haram" und "Islamischer Staat in Westafrika" (Iswap) tödliche Anschläge. Die Ankündigung kommt kurz nachdem die USA im Nachbarland Nigeria Angriffe auf die Terrormiliz "Islamischer Staat in Nigeria" verübt hatten. Nach den Worten von US-Präsident Donald Trump galten die tödlichen Attacken Kämpfern, die in dem afrikanischen Staat Christen ermordet haben sollen. Zur Zahl der Toten oder den genauen Zielen gab es weder Angaben aus den USA noch aus Nigeria. Das Pentagon veröffentlichte ein Video, auf dem offensichtlich der Abschuss einer Rakete von einem US-Kriegsschiff zu sehen ist. Das Militär in Niger hatte im Juli 2023 den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt. Wie andere Länder in der Region wandte es sich daraufhin verstärkt Russland zu und forderte westliche Truppen auf, das Land zu verlassen. Die französische Armee, die US-Armee und die Bundeswehr zogen sich daher aus Niger zurück. Vor fünf Jahren hatte Niger die Truppenstärke seiner Armee auf 50.000 Soldaten verdoppelt. Zusammen mit Mali und Burkina Faso, die ebenfalls von Militärjuntas regiert werden, gründete das Land zudem eine gemeinsame Anti-Dschihadisten-Truppe, der 5000 Soldaten angehören. Niger liegt neben Mali und Burkina Faso in einer Region, die zu einer Hochburg islamistischer Terrorgruppen geworden ist. Das Land ist zudem eins der wichtigsten Transitländer für Migranten, die von Afrika aus Richtung Europa reisen wollen. (Lesen Sie hier eine Analyse zum Scheitern Europas in der Sahelzone.) Bis zum Militärputsch galt das Land als letzter demokratischer Partner Europas und der USA in der Sahelzone. Als Reaktion auf den Putsch hat die EU ihre Budgethilfe eingestellt. Allein für den Zeitraum von 2021 bis 2024 waren über ein Mehrjahresprogramm Zahlungen in Höhe von mindestens 503 Millionen Euro vorgesehen.