Borreliose: Die Krankheit wird durch Zecken übertragen - Berlin meldet so hohe Fallzahlen wie noch nie

Datum27.12.2025 08:59

Quellewww.spiegel.de

TLDRIn Berlin wurden 2025 mit 1406 Fällen so viele Borreliose-Infektionen wie nie zuvor seit Einführung der Labormeldepflicht verzeichnet. Ein feuchter Sommer und milde Winter begünstigten die Zeckenpopulation. Auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zeigte einen Anstieg mit 9 Fällen. Der Klimawandel könnte die Zeckenverbreitung weiter fördern. Schutzmaßnahmen wie lange Kleidung und Zeckenspray werden empfohlen, da die Übertragung der Borreliose hauptsächlich durch Zeckenstiche erfolgt.

InhaltDer feuchte Sommer 2025 war ein Zecken-Turbo, auch die warmen Winter nützen den Tieren. Die Folgen spürt auch der Mensch: In Berlin gab es in diesem Jahr so viele Borreliose-Fälle wie noch nie seit Beginn der Labormeldepflicht. Die Bakterien können verschiedene Organsysteme befallen. Häufig trifft es die Haut, aber auch Gelenke, das Nervensystem oder das Herz können betroffen sein: Borreliose heißt die Erkrankung, die bei Menschen meist durch einen Zeckenstich ausgelöst wird. Manchmal treten die Symptome erst Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich auf. In Berlin gab es in 2025 so viele Borreliose-Fälle wie noch nie seit Beginn der Labormeldepflicht im Jahr 2013. Bis zum 17. Dezember wurden 1406 Fälle registriert. "Das ist ein Rekord", sagt Epidemiologin Julia Bitzegeio vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Auch bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die ebenfalls meist durch Zeckenbisse ausgelöst wird, habe es dieses Jahr so viele Fälle wie noch nie gegeben. 9 Fälle wurden dieses Jahr an das Lageso übermittelt. Zwischen 2020 und 2024 lag der Mittelwert bei 3. Bei der Borreliose seien es in den vergangenen Jahren normalerweise rund 700 bis 800 Fälle pro Jahr gewesen, so die Biologin. "In 2023 hatten wir zum ersten Mal über 1000 Fälle." Die Krankheit sei kein spezielles Berliner Problem, sondern komme überall in Deutschland vor, sagt Bitzegeio. Es sei möglich, dass sich die Betroffenen außerhalb Berlins infiziert hätten. Die Erkrankung ist nicht bundesweit meldepflichtig, in Deutschland fehlen deswegen genaue Angaben dazu, wie viele Menschen jedes Jahr an Borreliose erkranken. Allerdings hatte auch Bayern zuletzt einen massiven Anstieg der Fallzahlen vermeldet. Das zuständige Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen (LGL) hatte Anfang Oktober 2025 gut 4800 Fälle der Infektionskrankheit registriert. Das sind 1300 mehr Fälle als noch im vergangenen Jahr. Wie erklärt sich Epidemiologin Bitzegeio den starken Anstieg? Wahrscheinlich habe es dieses Jahr durch gute Wetterbedingungen mehr Zecken gegeben als sonst, sagt Bitzegeio. Der Sommer war sehr feucht, das mögen die Tiere, wie die Expertin erklärt. Zudem seien die Winter durch den Klimawandel milder, auch das sei ein Vorteil für Zecken. Trockene Sommer hingegen sind ihren Angaben nach schlecht für die Zecken-Population. Wie genau der Klimawandel sich auf Zecken auswirke, wisse man aber bislang nicht, sagt Bitzegeio. Zudem sei die Verbreitung der Borreliose sehr komplex und hänge von vielen Faktoren ab. Ein Forscherteam der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hatte im Sommer 2025 modelliert, inwiefern verschiedene Zeckenarten – der Gemeine Holzbock, die Auwaldzecke und die Schafzecke – von der Klimakrise profitieren. Alle drei Arten werden sich demnach in einem wärmeren Europa nach Nordosten ausbreiten, während sie sich im Mittelmeerraum teilweise zurückziehen. Ihr Geländegewinn ist dabei größer als ihr Verlust, "sodass zukünftig größere Gebiete als klimatisch geeignet für alle drei Arten prognostiziert werden", heißt es in dem Paper. Die Borreliose wird hauptsächlich durch Zecken auf den Menschen übertragen. In Deutschland ist nicht jede Zecke mit Borrelien befallen. "Nur 20 Prozent der Tierchen können eine Borreliose übertragen", wie der Präsident der Deutschen Hirnstiftung, Frank Erbguth, einmal sagte. Vor allem in den Sommermonaten Juni, Juli und August gibt es vermehrt Fälle. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Zecken leben bevorzugt im Wald, an Waldrändern, auf Grasstreifen an Waldwegen und in buschigem Gelände, aber auch in Gärten, Parks und auf Wiesen. Um sich zu schützen, sollte man beim Waldspaziergang möglichst lange Kleidung tragen und Zeckenspray benutzen, empfiehlt Bitzegeio. Danach sollte man den Körper nach Zecken absuchen. Die Bakterien, die Borreliose auslösen, befinden sich im Darm der Zecken. Bis sie den Erreger übertragen können, dauert es also. Frühestens vier bis sechs Stunden ab Beginn der Blutmahlzeit kann es zu einer Infektion kommen. Wer ein Tier findet, sollte es so schnell wie möglich entfernen.