Ukraine-Krieg: Donald Trump trifft Wolodymyr Selenskyj am Sonntag

Datum27.12.2025 07:38

Quellewww.spiegel.de

TLDRIm Ukraine-Konflikt kündigte US-Präsident Donald Trump ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für Sonntag an, während Russland weiterhin Luftangriffe auf die Ukraine durchführt. In Polen wurden aus Sicherheitsgründen Flughäfen geschlossen. Selenskyj und Trump diskutieren einen 20-Punkte-Friedensplan, der auf Fortschritte in den US-ukrainischen Gesprächen hindeutet. Russland reagiert verärgert, fordert jedoch ein Ende der westlichen Einmischung. Vor dem Treffen ist eine Telefonkonferenz mit europäischen Führern geplant, um die Positionen abzustimmen.

InhaltRussland schickt Drohnen in die Ukraine, sogar Nachbarland Polen ist alarmiert. Derweil kündigt US-Präsident Donald Trump ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Moskau reagiert verärgert. Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit Raketen und Drohnen angegriffen. Das ukrainische Militär meldete massive Attacken gegen die Hauptstadt Kyjiw sowie in Regionen im Nordosten und Süden der Ukraine. Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von fünf Verletzten, aus mehreren Orten des Landes wurden Explosionen und Brände gemeldet. Das Nachbarland Polen schloss vorsichtshalber zwei Flughäfen im Nordosten des Landes und ließ Kampfflugzeuge aufsteigen. Derweil gibt es offenbar Fortschritte in den Gesprächen zwischen der Ukraine und den USA, in denen es um ein Ende des russischen Angriffskriegs geht. Das Weiße Haus kündigte ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für Sonntag an. Das bilaterale Treffen werde in Palm Beach im Bundesstaat Florida am Sonntag um 15 Uhr Ortszeit (21 Uhr MEZ) stattfinden. Bei dem Spitzentreffen soll weiter über das mögliche Ende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gesprochen werden, der seit fast vier Jahren andauert. Russland kommt in der Ankündigung nicht vor, offizielle Gespräche auch mit Moskau scheinen also nicht geplant. Selenskyj hatte das Treffen mit Trump bereits angekündigt. "Bis Neujahr kann noch viel entschieden werden", schrieb er in den Netzwerken Telegram und X. Einen genauen Termin hatte er aber zunächst nicht genannt. Trump hält sich derzeit in seiner Residenz Mar-a-Lago auf. In dem Privatclub hat er in der Vergangenheit immer wieder ranghohe Politiker empfangen. Nach Einschätzung des US-Nachrichtenportals "Axios"  dürfte ein Treffen der Staatschefs bedeuten, dass es inzwischen eine bedeutende Annäherung zwischen den USA und der Ukraine gibt. Trump hatte zuvor gesagt, er wolle sich nur mit Selenskyj treffen, wenn ein Deal in Reichweite ist. Selenskyj schrieb, sein Chefunterhändler Rustem Umjerow habe ihn über die jüngsten Kontakte mit den Amerikanern unterrichtet. "Wir verlieren keinen einzigen Tag. Wir haben ein Treffen auf höchster Ebene mit Präsident Trump in nächster Zukunft vereinbart." Der 20 Punkte umfassende Friedensplan sei zu 90 Prozent fertig, wurde Selenskyj aus einem Chat mit Journalisten zitiert. "Unsere Aufgabe ist jetzt, alles zu 100 Prozent fertigzustellen." Im Gespräch mit "Axios"  deutete Selenskyj die Bereitschaft für ein Referendum über den Friedensplan an, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Russland zu einer mindestens 60 Tage dauernden Feuerpause bereit sei. US-Beamte befürworteten laut "Axios" einen kürzeren Zeitraum. Selenskyj hat jedoch Zweifel, ob Russland dem Plan Trumps zustimmen wird. "Ich habe einige Informationen, aber ich bin an einem Punkt, an dem ich nur die Worte von Führungspersonen glauben möchte." Moskau beklagt sich derweil über die Gespräche zwischen den USA und der Ukraine. Der neue Entwurf sei "radikal anders" als der Text, über den Moskau mit Washington verhandelt habe, sagte der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow. Die Ukraine und ihre Unterstützer – allen voran die EU – hätten ihre "Bemühungen verstärkt, ihn zu torpedieren", sagte Rjabkow im russischen Fernsehen. "Ohne angemessene Lösung der Probleme, die zu dieser Krise geführt haben, wird es ganz einfach unmöglich sein, zu einer abschließenden Einigung zu gelangen". Vor dem geplanten Treffen zwischen Selenskyj und Trump in Florida ist für diesen Samstag zunächst eine Telefonkonferenz geplant. An dem Gespräch sollen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Selenskyj und Trump teilnehmen. Außerdem würden weitere europäische Staats- und Regierungschefs zugeschaltet, sagte ein Sprecher der EU-Kommission der Nachrichtenagentur Reuters. Selenskyj hatte zunächst mit Bundeskanzler Friedrich Merz besprochen, wie er in den Gesprächen weiter vorgehe. "Wir stimmen unsere Positionen ab, und alle in Europa müssen an einem Strang ziehen, um unsere europäische Lebensweise, die Unabhängigkeit unserer Staaten und den Frieden in Europa zu verteidigen. Es muss Frieden geben", schrieb Selenskyj auf der Plattform X. CDU-Chef Merz antworte auf X mit den Worten: "Wir stehen unerschütterlich an Ihrer Seite. Ein starkes, koordiniertes Vorgehen Europas ist nach wie vor unverzichtbar für Frieden, Freiheit und Sicherheit." Die "Berliner Gruppe" sei bereit zu helfen – in enger Abstimmung mit den US-Partnern. Selenskyj schrieb weiter, er habe den Bundeskanzler über die Arbeit Kyjiws mit den US-Gesandten informiert. "Wir alle erinnern uns an das Format des Berliner Treffens und die dort erzielten Ergebnisse. Genau so werden wir weiterarbeiten. Wir haben vereinbart, weiterhin gemeinsam mit den Europäern zu handeln", schrieb Selenskyj mit Blick auf das jüngste Gipfeltreffen in Berlin. Der Gipfel Mitte Dezember war das erste größere Ukraine-Treffen unter Beteiligung der USA, der Ukraine und der führenden Europäer in einem EU-Staat seit dem neuen Vorstoß Trumps für eine Friedenslösung im November. Die diplomatischen Anstrengungen, Russlands Angriffskrieg zu beenden, haben sich in den vergangenen Wochen beschleunigt. Trump hofft, ein Kriegsende durchzusetzen. Sein Verhandlungsteam aus dem Sondergesandten Steve Witkoff und seinem Schwiegersohn Jared Kushner sprach intensiv mit den ukrainischen Unterhändlern. Selenskyj telefonierte am Donnerstag ebenfalls mit Witkoff und Kushner. Moskau wurde jeweils durch russisch-amerikanische Kontakte einbezogen. Kremlsprecher Dmitrij Peskow bestätigte am Freitag, dass der russische Unterhändler Kirill Dmitrijew Kremlchef Wladimir Putin über seine Gespräche mit der US-Seite vom vergangenen Wochenende in Florida informiert habe. Putin habe ein weiteres Telefonat angeordnet, das dann sein außenpolitischer Berater Jurij Uschakow geführt habe, sagte Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Nachdem der Friedensplan lange Zeit geheim gehalten wurde, ging Selenskyj an Heiligabend mit einem 20 Punkte umfassenden Plan an die Öffentlichkeit. Er sieht unter anderem Sicherheitsgarantien der USA und europäischer Länder für die Ukraine vor, die der Beistandsklausel aus Artikel 5 des Nato-Vertrags ähneln. Die russischen Reaktionen auf die Verhandlungen an verschiedenen Orten waren jeweils verhalten. Bei aller erklärten Gesprächsbereitschaft hält Russland bislang an seinen Maximalforderungen fest. Ein Hauptstreitpunkt ist, dass Moskau die nicht vollständig eroberten Gebiete Donezk und Luhansk im Donbass beansprucht.