Datum27.12.2025 05:30
Quellewww.spiegel.de
TLDRDer Artikel bietet einen Rückblick auf bedeutende Ereignisse und Entwicklungen des Jahres 2025. Die EU hat beschlossen, den verbrennungsmotorischen Fahrzeugausstieg zu lockern, was von vielen als Widerspruch zum angestrebten Fortschritt gewertet wird. Zudem wird über die steigenden Apfel- und Kartoffelernte in Deutschland berichtet. In der Kunstszene hat ein Gustav Klimt-Gemälde einen Rekordpreis erzielt. Der Artikel erörtert auch Themen wie digitale Überwachung, soziale Entwicklungen und die Preise von Lebensmitteln, zusammengefasst in einer Vielfalt an gesellschaftlichen Beobachtungen.
InhaltDas waren für uns die Dinge des Jahres 2025. Normalerweise läuft ein Verbrenner-Aus ja so: Der Fahrer stellt den Motor ab, die Kraftstoffzufuhr wird gestoppt, bei Ottomotoren zudem die Zündung abgeschaltet, kein Kraftstoff-Luftgemisch wird mehr verbrannt. Die Kurbelwelle läuft noch kurz nach. Dann: Stillstand. Die Fahrt ist beendet. Wenn es doch in der Europäischen Union nur so logisch zuginge wie in einer Maschine. Stillstand will man dort ja wirklich nicht signalisieren, eher das Gegenteil: Fortschritt. Nur: Etwas, das man vor nicht einmal drei Jahren beschlossen hat, wieder rückgängig machen – ist das wirklich Fortschritt? Damals hatte die EU verabschiedet, im Rahmen ihres "Green New Deal" faktisch alle Neuzulassungen von Bezin- und Dieselbetriebenen Fahrzeugen ab 2035 zu verbieten. Davon ist die EU-Kommission in der vergangenen Woche allerdings wieder abgerückt. Auch aus "Technologieoffenheit", heißt es. Die neuen Regeln sind eine Aufweichung vorheriger Regeln, Ausnahmen, letztlich ein Aus für das Aus. Wenn die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament noch zustimmen. Ja, dann werden die Verbrennungsmotoren auf Europas Straßen wohl noch einige Jahre weiterlaufen. Dabei lernt doch jeder in der Fahrschule schon: Bei ständigem Fahren im niedrigen Drehzahlbereich gehen sie irgendwann eh kaputt. "Der Picasso" ist in der Kunst fast ein eigenes Genre. Es klingt wie eine Maßeinheit: Der Picasso, der Meter, der Hektar, der Zentimeter. Für Menschen, die sich nur oberflächlich für Kunst interessieren, ist Picasso geradezu ein Synonym für Kunst. Picasso ist gleichzeitig nah, weil omnipräsent – in Bildbänden und auf Kunstdrucken – und fern, weil in der Sphäre des Genialen beheimatet und sehr teuer. Eine französische Lotterie überbrückt die Distanz, sie macht Picasso erreichbar. Sie verlost aktuell das Werk "Frauenkopf" für einen guten Zweck. 120.000 Lose werden auf den Markt gebracht, eines kostet 100 Euro. Die Frage ist nur: Was macht man mit so einem Bild? Hängt man sich das in die Küche und tut so, als sei sie ein Kunstdruck? Zu den Insignien von Konferenzen, Businessmeetings und Besprechungen gehören papierne Namensschilder, so labil gefaltet und nachlässig bedruckt wie möglich. Diese Schilder haben dreierlei Funktion. Erstens bieten sie Orientierung für jene Teilnehmer, die platziert werden sollen – sie sehen mit einem Blick auf ihren Namen, dass sie den richtigen Platz gefunden haben. Zweitens verhindern Namensschilder peinliche Aussetzer unter den Teilnehmern: Ein Blick aufs Schild und man weiß wieder, wie die Kollegin heißt. Und drittens, das gilt für prominentere Zusammenkünfte, ist das Schild aufschlussreich für den Zeitungsleser. Er sieht ein Bild einer Konferenz, das profane Papierschild, und denkt: Aha, so sieht er also aus, der Müller von der Soundso-Bank. Auch bei amerikanischen Kabinettssitzungen werden die Rednerinnen und Redner, die sich um Donald Trump gruppieren, von einem Papierschild flankiert. Dem amerikanischen Verteidigungsminister, der neuerdings Kriegsminister heißt, hat man vor seiner Funktion vor einigen Tagen einen Buchstaben zu viel vorangestellt. So wurde aus Pete Hegseth der "SSecretary of War". War das nun genretypische Nachlässigkeit oder eine absichtliche historische Anspielung? Wie vielfältig eine elektronische Fußfessel einsetzbar ist, konnte man diese Woche verfolgen. Seit diesem Sommer musste Brasiliens ehemaliger Präsident Jair Bolsonaro eine ebensolche tragen. Er war wegen eines Putschversuchs verurteilt worden, der seinem Nachfolger Lula galt. Weil die Behörden fürchteten, dass Bolsonaro ins Ausland flüchten würde, zog man ihm die schwarze Fußfessel an und stellte ihn unter Hausarrest. Die Fußfessel überwachte seinen Standort. Am vergangenen Wochenende hat er die Fessel mit einem Lötkolben beschädigt. Fotos zeigen das verkohlte Plastik. Auch die deutsche Regierung beschäftigte sich dieser Tage mit Fußfesseln: Im neuen Gewaltschutzgesetz ist nun auch die Möglichkeit verankert, Tätern Fußfesseln anzuordnen, vor allem bei (Ex-)Partnerschaftsgewalt oder anderen andauernden Bedrohungen. Das "Spanische Modell", das nun das deutsche werden soll, funktioniert anders als Bolsonaros Hausarrest mit zwei Komponenten: Der Täter trägt eine dauerhafte Fußfessel und das Opfer einen Sender. So ist nicht nur eine Wohnung oder der direkte Umkreis geschützt. Erkennen sich Fußfessel und Sender, gibt es erst ein Signal. Entfernt sich die Fußfessel dann nicht, ruft die GÜL, die gemeinsame elektronische Überwachungsstelle der Länder, den Fußfesselträger und schaltet im nächsten Schritt die Polizei ein. Bolsonaro sagte erst, er habe den Lötkolben nur aus Neugier an die Fußfessel gehalten. Dann sagte er, er sei paranoid geworden und habe darin ein Abhörgerät vermutet. Weil die Behörden Fluchtgefahr sahen, kam Bolsonaro in Haft und muss dort, nach rechtskräftigem Urteil, nun auch bleiben. 27 Jahre und drei Monate beträgt das Strafmaß. Seine Anwälte hatten Hausarrest, überwacht durch die Fußfessel, beantragt. Dafür sieht es erst mal schlecht aus. Das "Bildnis der Elisabeth Lederer", gemalt von Gustav Klimt, mit Öl auf eine Leinwand, 180 Zentimeter hoch, 128 Zentimeter breit, ist seit dieser Woche das zweitteuerste Gemälde der Welt. Vierzig Jahre gehörte es dem amerikanischen Geschäftsmann Leonard Lauder, Erbe des Kosmetikkonzerns "Estée Lauder". Er starb diesen Sommer, und so konnte es jemand, bisher unbekannt, für 236,4 Millionen US-Dollar ersteigern. Gustav Klimt malte zwei Jahre daran, 1914 bis 1916. Es zeigt Elisabeth Lederer, die 20 Jahre alt war, als sie Modell stand. Sie wuchs als einzige Tochter von Serena und August Lederer auf, in einer der reichsten Familien Wiens. Die Lederers waren jüdisch, im Nationalsozialismus waren sie bedroht. Ihre Mutter Serena gab damals eine Erklärung ab, dass Elisabeth eigentlich die Tochter von Gustav Klimt sei und somit "arisch". Bis heute ist nicht bekannt, ob das die Wahrheit war oder eine Lüge, die Elisabeth das Leben rettete. Für den Kaufpreis hätte man auch vier Luxus-Privatjets kaufen können oder 22.380 Labubus, die Kuscheltiere erzielten zuletzt bis zu 10.500 Dollar bei Auktionen. Man hätte auch bayerische Bahnhöfe barrierefrei bauen können: Die Kosten dafür belaufen sich auf 200 Millionen Euro. Da hätte man sogar noch etwas übrig gehabt. Es ist Sitzungswoche im Bundestag. Stundenlang beraten die Bundestagsabegordneten im Plenarsaal über das Krankenhausreformanpassungsgesetz (Mittwoch), die Änderung des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes (Donnerstag) und das Aktivrentengesetz (Freitag). Die 40. Sitzung des Bundestags begann am Donnerstag um neun Uhr morgens und sollte laut Tagesordnung um 2.40 Uhr nachts enden. Fast 18 Stunden Sitzung. Nur: Worauf sitzen die da eigentlich? Das Modell Figura vom Schweizer Hersteller Vitra war schon der Politikerstuhl, als der Plenarsaal noch im Bonner Bundeshaus stand. Nach dem Umzug nach Berlin blieb das Modell gleich, die Farbe aber wurde verändert: "Reichstagsblue" heißt der Farbton, den sich der Architekt Norman Foster hat patentieren lassen. Tiefblau mit einem leichten Lila. Eigentlich wollte er graue Bürostühle, aber graue Herren in grauen Anzügen an grauen Tischen auf grauen Stühlen, das hätte zu farblos ausgesehen. Der Stuhl ist auf einer Säule in den Boden eingelassen, auf einer Schiene bewegt er sich vor und zurück. Mal nach links oder rechts zur Kollegin rüberrollen und schnell etwas flüstern? Mit diesen Stühlen geht das nicht. Die Sitzfläche ist ausziehbar, damit auch dickere Politikerinnen und Politiker bequem Platz haben. Kanzler und Bundestagspräsidentin haben eine höhere Rückenlehne. An den Plätzen der Stenografen stehen bloß Hocker – immerhin auch in Reichstagsblue. 2016 wurden alle Stühle mit neuem Stoff bezogen, 700.000 Euro soll das gekostet haben. Inzwischen stellt Vitra das Modell nicht mehr her. Im Keller des Reichstagsgebäudes sollen genügend Ersatzstühle lagern. Das Surfbrett als popkulturelles Emblem ist nicht zu trennen von seinem ideellen Kontext: Verbunden ist es mit dem Lebensstil der Gelassenheit, des ewigen Optimismus. Seine aquadynamische Bauweise ermöglicht das Hindurchgleiten durch Probleme, das Hinter-sich-Lassen. Wenn es eine deutsche Stadt gibt, in deren Stadtbild das Surfbrett passt, dann ist es München. Die Stadt, durch die im Sommer Menschen barfuß gehen, die keine Hippies sind. Sondern Partner in einer Kanzlei mit einer hawaiianischen Seele. Nun hat das Surfbrett allerdings seinen Auftrieb verloren, weil die berühmte Eisbachwelle im Englischen Garten verschwunden ist. Was wird aus den Surfbrettern der Stadt? Werden sie nach Norditalien transportiert, für dortigen Einsatz in funkelnden Seen? Oder steckt man sie in Vorgärten der Stadt? Als Erinnerung daran, dass sich im Eisbach mal eine Welle kräuselte, bis deutsche Ordnungsmacher kamen und sie wegputzten. Auf dem Dach des Europa-Centers in Berlin dreht sich der Mercedes-Stern zweimal pro Minute um sich selbst. Er ist der größte Mercedes-Stern der Welt, drei Tonnen schwer, ein Durchmesser von 10 Metern. Erfunden hat das Logo Gottlieb Daimler 1872 in Köln. Er schickte seiner Frau eine Postkarte, markierte das Wohnhaus mit einem Stern und schrieb: "Von hier aus wird ein Stern aufgehen und ich will hoffen, dass er uns und unseren Kindern Segen bringt." 1909 beantragten seine Söhne für den Stern Gebrauchsmusterschutz. Ein Jahr später brachten ihn die Autobauer erstmals als Kühlerfigur auf einem Auto an. Die drei Zacken stehen für die Motorisierung an Land, im Wasser und in der Luft. Das Markenzeichen wurde zur Trophäe. Man machte sich einen Spaß daraus, die Figur abzubrechen oder herauszuschrauben. Mal aus Lust an der Zerstörung, mal als Wut aufs Establishment. In Foren tauschten sich Besitzer aus, überlegten, den Stern unter Strom zu setzen oder einen Stern zu installieren, den sie jedes Mal abschrauben mussten, wenn sie ihr Auto parken. Inzwischen gibt es den Stern nur noch selten als Figur, bei den allermeisten Autos ist er vorn im Kühlergrill als Logo eingelassen. Am Mittwoch meldete das Unternehmen einen Gewinneinbruch von knapp 30 Prozent. Vielleicht sollten sie wieder mehr Kühlersterne verkaufen: Das Original kostet bei Mercedes-Benz 42,44 Euro. Ein Naturgesetz missglückter Debatten ist, dass sie alle runterziehen. Als Friedrich Merz etwas verrätselt über das "Stadtbild" sprach, postete die Grüne Katrin Göring-Eckardt auf X aus Protest den Schnappschuss eines Döners und schrieb, ebenso verrätselt, darüber: "Ich hatte heute Stadtbild." Ob es eine gute Idee ist, das Thema Migration mit einem Döner zu assoziieren, muss Göring-Eckardt selbst beantworten. Ihr Post entgleiste aber auch deshalb, weil sich Beobachter auf ein Detail stürzten, das erst auf den zweiten Blick auffiel: Neben dem Döner lag einsatzbereit eine Plastikgabel. Eigentlich ist der Verkauf von Plastikbesteck in der EU seit 2021 verboten. Die Plastikgabel ist aber offensichtlich so ein unersetzbarer Bestandteil der Imbisskultur, dass sie jedes Verbot überlebt. Obwohl man weiß, dass es nicht gut ist, macht es doch Freude, nach dem Essen allen Müll, samt Besteck, Dönerpapier und Alufolie, zu einem großen Müllball zusammenzuknüllen und wegzuwerfen. Die Plastikgabel gehört zum Stadtbild. Der Papst bekommt, wie jeder Würdenträger, andauernd Geschenke. Ein Umstand, der jedem Dorfarzt zugutekommt, der von seinen Patienten Brot vor die Tür gestellt bekommt, Rüben, Kartoffeln und Äpfel. Das neueste Geschenk, das man Leo XIV. im Vatikan überreicht, war ein Schimmel, ein Vollblutaraber aus polnischer Zucht. Man kennt von mächtigen Männern eigentlich die Geste, dass sie Geschenke nach kurzer Freude, gespielter oder tatsächlicher, unauffällig einem Mitarbeiter übergeben. Die Hände müssen frei bleiben. Papst Leo allerdings führte den Schimmel, der auf den soliden Namen Proton hört, ein paar Schritte durch den Vatikan. Proton darf nun in Castel Gandolfo leben, diesem schönen Wochenendsitz, auf den sich der Papst nur zum Ausruhen zurückziehen darf. Allerdings ist Leo erst jugendliche 70 Jahre alt, was für einen Papst nichts ist. Proton hingegen ist schon zwölf, der braucht die Ruhe. Das Wesen der Gabel ist am ehesten zu verstehen, wenn man sie fachfremd einsetzt. Wenn man sie beispielsweise nutzt, um einen Pudding zu essen. Das mag hypothetisch klingen: Pudding mit der Gabel essen. Aber das Szenario ist sehr real: aktuell grassiert dieser Internettrend, junge Menschen treffen sich tatsächlich und gabeln gemeinsam aus Puddingbechern. So potent die Gabel sein kann, so hilflos ist sie auch. Beim Aufpiksen sind ihre Zinken stark und souverän, beim Aufnehmen einer Speise jedoch, die nicht fest ist, rinnt ihr die Last durch die Finger. Die Gabel gibt ein Vexierbild ab. Auf den ersten Blick eine heldenhafte Trägerin, auf den zweiten Blick aber hilflos und unbeweglich. Deutschland, dieses hüstelnde Land, das umhüllt ist von schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft, kann sich an einer Meldung aufrichten, die uns aus den Apfelanbaugebieten erreicht: Deutschland steht vor einer Rekord-Apfelernte. Im Vergleich zum Vorjahr soll die Ernte in diesem Herbst um 16 Prozent ergiebiger ausfallen, was für den Apfelfreund erst mal eine abstrakte Zahl ist. Konkreter wird es, wenn man die Schilderungen aus dem Alten Land kennt, dem Apfelparadies südlich von Hamburg. Bauern sortieren schon jetzt Äpfel aus, weil die Bäume zu voll hängen. Kaum eine Frucht ist symbolisch so aufgeladen wie der Apfel. Er wird sowohl mit dem biblischen Sündenfall in Verbindung gebracht als auch mit der Macht von Kaisern und Königen. Es ist also nicht zu viel der Projektion, wenn man den voll behängten Bäumen zuschreibt, dass sie die Hoffnung zurückbringen ins Land. Die Kartoffelernte in Deutschland ist so gut wie seit 25 Jahren nicht mehr! Mehr als 13 Millionen Tonnen Kartoffeln erwartet das Bundesagrarministerium, noch mal fünf Prozent mehr als im vergangenen, ebenfalls guten Jahr. Die große Ernte liegt zum einen an größeren Anbauflächen und einem für Kartoffeln sehr guten Wetter. Die häufigste Speisekartoffel auf deutschen Ackern ist die Sorte Belana: festkochend, oval, lässt sich lange lagern. Am besten eignet sie sich für Kartoffelsalat. Die Industrie, also beispielsweise Pommesfabriken, setzt auf die Sorte Fontane mit einem überdurchschnittlich hohen Stärkegehalt. Generell steht es gut um den deutschen Anbau: Die Getreideernte fiel 15 Prozent höher aus als im vergangenen Jahr. Kirschen und Äpfel gab es dieses Jahr auch mehr als zuvor. Der Name Kartoffel leitet sich übrigens vom italienischen Wort "tartufolo", also Trüffel ab. Das wiederum kommt vom lateinischen Wort "terrae tuber", Erdknolle. Bis ins 17. Jahrhundert sagte man nicht Kartoffel, sondern Tartuffel. Für den Mann ist der Bart die einfachste Möglichkeit, sich zu verwandeln. Erinnert sei an den wieder aufgetauchten Harald Schmidt, der nach einer Weltreise mit einem rauschenden Bart vor die Kamera trat. Oder David Letterman, der inzwischen aussieht wie ein Weihnachtsmann. Wenn wir schon bei Late-Night-Talkern sind, dann ist der Weg zu Spaßvogel Thomas Müller nicht mehr weit. Die Bayern-Legende hat sich nach seinem Wechsel nach Vancouver einen schönen Bart stehen lassen. Er sieht aus wie einer, der sich auf eine Reise begeben hat, und nun schlauer und reifer zurückgekehrt ist. Und tatsächlich: Wenn man ihm so zuhört, dann kann man über sein mondänes Auftreten, seine Eloquenz und sein wendiges Englisch staunen. Lange dominierte A23a die Nachrichten: Der größte Eisberg der Welt, viermal so groß wie Berlin oder so groß wie Mallorca, bewegte er sich mehrere Jahrzehnte gar nicht, dann plötzlich viel, und dann, im August 2024, zeigten Satellitenbilder, dass der Eisberg in einem Strudel festhing – was seine kurzfristige Rettung bedeutete. Denn so lange er in diesem Strudel trieb, konnte er nicht in wärmere Gebiete driften und abtauen. Nun passiert genau das: Der Eisberg treibt im Atlantik, wo gerade der Frühling anbricht, und ist am vergangenen Wochenende in mehrere Teile zerbrochen. Experten erwarten, dass er rasant schmelzen wird. Dann darf sich ein neuer Eisberg als der größte der Welt bezeichnen: D15a. Der treibt vor der Davis-Station, gut 4600 Kilometer Luftlinie vom australischen Perth entfernt. D15a ist ein Tafeleisberg: Er hat eine flache Oberfläche und keine Spitze. Die Namen der Berge bestimmt das US-amerikanische "National Ice Center": Der Buchstabe steht für einen Herkunftsgrad, dann werden die Berge durchnummeriert, und wenn dahinter ein Buchstabe folgt, bedeutet das, dass der Berg von einem anderen abgebrochen ist. D15a stammt also vom östlichen 90° Ost bis 0° und ist bereits ein Bruchteil eines Berges. Immerhin: der größte Eisbergbruchteil der Welt. Stellen Sie sich vor, Sie säßen bei Günther Jauch und bekämen die auffallend einfache Frage gestellt, wie viel eine herkömmliche Tafel Milka-Schokolade wiegt. Ziemlich leicht, oder? Man sieht das lilafarbene, flache, knisternde Rechteck vor sich, will es aufbrechen und zerkleinern. 100 Gramm! Natürlich! Günther Jauch würde nun die Augenbraue hochziehen und die Mundwinkel runter. Leider falsch! Es sind – neuerdings! – 90 Gramm. Die Tafel ist geschrumpft, der Preis aber nicht. "Shrinkflation" nennt man das. Verbraucherschützer aus Hamburg haben diese Woche angekündigt, gegen die sogenannte Mogelpackung von Milka zu klagen. Das Unternehmen Mondelez, das hinter Milka steht, verteidigt sich und verweist auf gestiegene Rohstoffpreise. Süchtige Schokoladenfreunde werden der geschrumpften Tafel etwas Gutes abgewinnen können: Es ist – neuerdings – zehn Prozent weniger ungesund, eine komplette Milka-Tafel auf einmal zu essen. Es gibt sie noch, die guten Nachrichten! In begrenzter Auflage und für eine begrenzte Zeit hat Milram, die Hauptmarke des Deutschen Milchkontors (DMK) aus dem niedersächsischen Zeven, die Verpackungen einiger ihrer Käseprodukte von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern gestalten lassen. Zu sehen sind stilisierte Menschen, die sich offenbar ungeheuer auf ihren "Müritzer"-Käse freuen, dabei mal bläuliches Haar und nicht unbedingt milchweiße Haut haben. In normalen Zeiten wären diese laut DMK ausdrücklich "unpolitisch" gemeinten Illustrationen wohl nicht einmal in der "Deutschen Molkerei Zeitung" eine Erwähnung wert. Allerdings leben wir in Zeiten "sozialer" Netzwerke, die eifrig von Rassisten genutzt werden. Und so hat sich ein von Rechten geschürter Shitstorm gegen den "woken Wahnsinn" einer vielfältigen Gesellschaft zusammengebraut. Die Wut ist mehr als nur rechter Käse. Sondern Kulturkampf, der sich den reaktionären Rollback in den USA zum Vorbild nimmt. Vielleicht hat sich der rassistische Furor auch am Namen des Produkts entzündet. Bei der jüngsten Bundestagswahl war die AfD in den Kreisen und Gemeinden an der Müritz deutlich stärkste Kraft. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder kündigte jüngst die Ablösung des Bahnchefs Richard Lutz mit den Worten an, die Lage bei dem Unternehmen sei "dramatisch". Die Meldung löste sofort Erinnerungen an den letzten "außerplanmäßigen Halt" vor Kassel-Wilhelmshöhe aus – und den perfiden Trost, mit dem die Passagiere nach Stunden des Wartens von den Zugbegleitern aufgemuntert werden sollten. "Lieblingsgast" steht auf der Packung des Zitronenkekses, der zu allem Überfluss herzförmig ist, und diese doppelte Anbiederung macht alles noch schlimmer. Der Keks ist das letzte Glied einer Kette von Demütigungen, die auch in diesem Sommer wieder lautet: Ausfall der Klimaanlage – verminderte Zuggeschwindigkeit – Stillstand auf freier Strecke. Für dünnhäutige Vielfahrer hat das grün-beige Päckchen mit der zynischen Aufschrift längst traumatisierende Wirkung. Ein entnervter Passagier im Bahnbonus-Bereich öffnete die Packung neulich vor den Augen des Schaffners, zerdrückte das Keksherz in seiner Faust und ließ die Krümel genüsslich auf den Boden rieseln. Vielleicht sollten die gepeinigten Mitarbeiter Bahn-Chef Lutz zu seinem Vertragsende ein grün-beiges T-Shirt schenken. Aufschrift: "Lieblingschef". Wenn Deutschland schwitzt und in die Freibäder rennt, dann schwitzen am allermeisten die Menschen, die an der Fritteuse für die Freibadpommes stehen. Nichts schmeckt so sehr nach Sommerferien wie dicke, sehr salzige Pommes, die eigentlich viel zu heiß sind für die Temperaturen. Vielleicht funktionieren sie auch deswegen am Wasser so gut, weil sie dort – der Legende nach – erfunden wurden. Die erste dokumentierte Erwähnung von Pommes Frites findet sich im Jahr 1781. Seit Jahrhunderten frittierten die Menschen im heutigen Belgien am Fluss Maas Kartoffeln. Damals machten sie das allerdings nur im Winter, wenn der Fluss zugefroren war und sie keine Fische fangen konnten. Stattdessen schnitten sie Kartoffeln in Fischform, so heißt es. Allerdings ist diese Legende umstritten. Kartoffeln soll es an der Maas erst seit ungefähr 1700 gegeben haben. Ein Ernährungshistoriker sagte, es sei ein Bayer gewesen, der in Paris kochen gelernt hatte, der in Lüttich die ersten Pommes anbot. Während man auf Französisch übrigens frites sagt und nicht pommes, nennen in Deutschland nur die Rheinländer die Kartoffelstäbchen "Fritten". Inzwischen ist die frittierte Kartoffel ein Weltbestseller. In Deutschland stellt McCain die meisten TK-Pommes her. Insgesamt steigt auch der Pro-Kopf-Verbrauch: 2023/2024 aßen Deutsche im Schnitt 63,5 Kilo Kartoffeln. 38 Kilo davon als sogenannte Kartoffelerzeugnisse: Pommes, Kartoffelsalat oder Chips. Die allerbesten Freibadpommes soll es laut dem Magazin "Falstaff" übrigens im Schwimmbad St. Ingbert im Saarland geben. Aber bitte nicht alle auf einmal testen. Man muss keine Umfrage beauftragen, um zu erfahren, was viele Berliner von ihren Bürgerämtern so halten: Sie schreiben es ja selbst ins Internet, in die Bewertungen bei Google etwa. Zum Beispiel "Alma Sauerbrey", Bürgeramt Neukölln, 1 Stern: "Die Damen Sekretärinnen hätten Viehzüchter werden sollen." Oder "Kasper Jacoob": "Nach dem heutigen Besuch hatte ich das Gefühl, dass jeder zur Strafe dort arbeitete." Über ein Amt in Friedrichshain-Kreuzberg befand "Thomas Ha.": "Hier wird einem Lebenszeit gestohlen." Nun scheint sich eine Wende zu vollziehen: Aus dem Gang zum Bürgeramt wird ein Spaziergang. Es läuft. Weil die Stadt ein zusätzliches Bürgeramt eröffnet und weitere 100 Stellen geschaffen hat. Und klar, die Digitalisierung. Fast 1000 Terminbuchungen mehr pro Tag schaffe die Verwaltung nun als noch vor einem Jahr. 81,8 Prozent der Menschen fänden einen Termin innerhalb von zwei Wochen. Martina Klement, Berlins Chief Digital Officer, versprach, das sei "das neue Normal". Kleiner Selbsttest an einem Dienstagvormittag: Den nächsten Termin für einen Personalausweis in einem Bürgeramt in Friedrichshain-Kreuzberg gibt es nicht in 14 Tagen. Sondern in 14 Minuten. Vielleicht wird der Gang zum Bürgeramt in Zukunft auch zum Sprint. Justin Trudeau, der ehemalige Premierminister Kanadas, traf neulich in einem Montréaler Restaurant Katy Perry. Andere Restaurantbesucher filmten die beiden, und schnell machte die Nachricht die Runde, dass sich Trudeau und Perry daten. Ob bei dieser Zusammenkunft tatsächlich amouröse Absichten eine Rolle gespielt haben, ist nicht bestätigt. Viel interessanter ist sowieso die Rolle eines Nebendarstellers, der in der Berichterstattung kaum Aufmerksamkeit gefunden hat: der Tisch, an dem sie saßen. Ein traditioneller Zweiertisch, belegt mit weißer Tischdecke. Eigentlich zu klein für zwei Menschen, zumal für einen großen Menschen wie Trudeau, 1,88 Meter. Füßeln ist alternativlos. Der Zweiertisch in seinem nahezu quadratischen Zuschnitt zwingt zu Intimität. Er zwingt ebenso zum vertraulichen Sprechen mit gedämpfter Stimme, da der nächste Zweiertisch keinen Meter entfernt steht. Gezwungenermaßen entsteht der Eindruck eines Flirts. Vielleicht müssten Restaurants verschiedene Tisch-Layouts anbieten, zur Vermeidung internationaler Missverständnisse. Vielleicht hätte der "unschlagbare Grip bei Sonne, Regen und allem dazwischen" das deutsche Aus bei der Fußball-Europameisterschaft verhindern können. Vielleicht die vier Millimeter dicken Latex-Handflächen, die "Punchcontrol Pro", der "Hybrid Cut". Das alles verspricht Hersteller Puma für seine Torwarthandschuhe Model "Ultra Ultimate Brillance Hybrid", "für volle Konzentration aufs Spiel". Nur war die deutsche Nationaltorhüterin Ann-Kathrin Berger, Trägerin der Handschuhe, nicht konzentriert, nur einen kleinen Moment lang, in der 113. Minute des Halbfinales, als die Spanierin Aitana Bonmatí über die rechte Seite kam, fast schon zur Grundlinie vorgerannt war und dann aus spitzem Winkel mit dem rechten Innenrist schoss. Der Ball flog zwischen Berger und den kurzen Pfosten. 0:1. Es sollte der Endstand bleiben. Ausgerechnet Berger, die vier Tage zuvor noch Heldin war. Die gegen Frankreich in der Viertelfinal-Verlängerung mit einer Parade, die selbst Oliver Kahn beeindruckte, die der englische "Guardian" "eine der besten Paraden bei einer Europameisterschaft aller Zeiten" nannte, die deutsche Chance auf einen Sieg festhielt. Und dann auch noch im Elfmeterschießen zwei Strafstöße hielt. "Es ist meine Schuld", sagte Berger nach dem Aus gegen Spanien vor Journalisten. "Ich bin enttäuscht von mir selbst." Die Handschuhe hatte sie da schon ausgezogen. Fängt man seinen neuen Job als Bundesverfassungsrichter an, führt einer der ersten Termine sicher zu Kerstin Brandt. Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich die Schneiderin in ihrem Atelier in Karlsruhe um die roten Roben. Die werden nicht neu gefertigt, sondern vererbt und für den jeweiligen Träger angepasst. Eine Robe hat eine Dienstzeit von bis zu 30 Jahren – fast dreimal so lang wie die der Richter, die sie höchstens zwölf Jahre lang tragen. Die Amtstracht, die nur am Bundesverfassungsgericht so leuchtend rot ist, besteht aus drei Teilen: dem runden Barett aus Satin, der fast knöchellangen Robe und dem weißen Volant, Jabot nennt man ihn. Damit er den charakteristischen Faltenlook bekommt, werden 1,5 Meter Stoff in Plissees gelegt. Arbeitszeit: fünf Stunden. Die rote Robe zu schneidern dauert drei Tage, die meisten Schritte sind Handarbeit. Als das Bundesverfassungsgericht 1951 seine Arbeit aufnahm, trugen die Richter zunächst die dunkelroten Roben, die man auch am Bundesgerichtshof trug. In diesen Anfangsjahren gab es zwischen dem Gericht und der Politik viele Kämpfe: Wer bestimmt, ob etwas im Sinne des Grundgesetzes ist? Um die Eigenständigkeit und Besonderheit dieses Gerichts zu zeigen, sollten sie auch besondere Roben bekommen. Mehrere Staatstheater legten wohl Entwürfe vor. Am Ende bestimmten die Richter selbst: "Schwerrote Seide mit Jabot" setzte sich mit 18 zu 2 Stimmen durch. Francesco Totti ist der König von Rom, die Rolex Daytona die Königin der Uhrenwelt. Francesco Totti spielte ein Vierteljahrhundert für AS Rom, die Daytona regiert die Zeitmessung seit 1963. Nun fragen Sie sich, was diese Gegenüberstellung soll? Ein italienisches Gericht hat diese Woche entschieden, dass man den König nicht von seiner Königin trennen kann. Beziehungsweise sollte man es im Plural formulieren: von seinen Königinnen. Seit 2022 liefert sich Totti einen sogenannten Rosenkrieg mit einer ehemaligen Fernsehmoderatorin, Ilary Blasi. Ihr hielt Totti fast so lang die Treue wie AS Rom. Doch ab 2022 wurde es schmutzig, samt Untreuevorwürfen, pikanter Netflix-Doku und Zank um Häuser, Taschen und Luxusuhren. Ein Gericht hat nun das weise Urteil gefällt, dass sich Totti und Blasi das Sorgerecht für vier Rolex Daytona teilen müssen. Die Uhren sollen in einem Schließfach aufbewahrt werden, zu dem beide gleichermaßen Zugang haben. Vielleicht ein Trost für alle Liebhaber, die seit Jahren auf eine Daytona warten: Selbst der König von Rom kann diese Uhr nur halb besitzen. Keine Kopfbedeckung umweht ein so revolutionärer Wind wie das Barett. Das mag auch an einem seiner berühmtesten Träger liegen: Klaus Meine, Sänger der Band Scorpions, die mit "Wind of Change" den Soundtrack zum Mauerfall lieferten, wurde seit Jahrzehnten stets mit Barett gesichtet. Blickt man in den Verlauf der Geschichte, saß das Barett auf vielen Köpfen: Martin Luther, der es trug wie ein Kissen, das unförmig auf dem Kopf wabbelte. Marlene Dietrich, die sich eine Seite tief ins Gesicht zog. Che Guevara, der es, genau wie Klaus Meine, falsch herum trug und den Schirm in den Nacken drehte. Lange trugen vor allem frankophile Mädchen Baretts und träumten von Paris. Jetzt ist das Barett wieder cool: 75 Euro kostet das beliebteste Modell derzeit bei Urban Outfitters. Sie tragen es falsch herum, den Schirm nach hinten. Aber nicht wie Che oder Klaus, sondern wie die Hauptdarsteller im Film "Jackie Brown", wie Regisseur Quentin Tarantino, wie die Rapper der Neunziger und wie irgendwann auch Britney Spears und Robert Downey Jr. An diesem Samstag feiern die Scorpions ihr 60-jähriges Bandjubiläum. Klaus Meine hat mal erklärt, warum er nie ohne zu sehen ist: Bei einem Konzert sprang er hoch, so hoch, dass er gegen einen Deckenbalken knallte und ins Krankenhaus musste. Seitdem trägt er Barett. Zum Glück ist es gerade wieder im Trend. Erstausgaben. Manche möchten sich mit ihnen ein Stück ihrer Kindheit oder Jugend bewahren. Andere sehen sie als Kunstobjekt. Oder als Geldanlage. Denn wer im Besitz einer solchen Ausgabe ist, kann mit etwas Geduld viel Geld verdienen. Bis ein Buch zu einem wertvollen Sammlerstück wird, können Jahrzehnte vergehen. Dann aber kann eine Erstausgabe schon mal 65.000 Euro wert sein. Das erlebte in dieser Woche ein Mann in Großbritannien. Unbedarft war er 1997 als kleiner Junge in eine Buchhandlung gegangen. Von seinem Taschengeld kaufte er sich für 10,99 Pfund (gut 13 Euro) den ersten Teil der Harry-Potter-Reihe. Nicht ahnend, dass diese Ausgabe von "Harry Potter und der Stein der Weisen" höchstes Gut unter den Fans des Welthits von Autorin J.K. Rowling werden sollte. Vom Erstdruck des gebundenen Buchs existieren nur 500 Exemplare, 300 davon wurden an Bibliotheken verliehen. Die Ausgabe ist außerdem begehrt, weil Rowling sich noch als Joanne Rowling vorstellt. Und sie enthält zahlreiche Fehler. Auf der Rückseite fehlt etwa ein "o" im Titel "Philosopher’s Stone", auf Seite 53 wird der Zauberstab zweimal in einer Liste aufgeführt. Es spricht für den Erfolg des Buchs, dass das nicht als peinlich, sondern als einzigartig wahrgenommen wird. Wie viel Schreibfehler wert sein können. Wie viel Schreibfehler wert sein können. Eine dünne rote Linie, die sechs Blumenblätter zeichnet, bedeutet für manche Menschen die Welt: der Michelin-Stern. Der Stern, erfunden von einem Autoreifenhersteller, hat die Welt der Gastronomie revolutioniert. Seit 1926 fragen sich die Tester, die sich selbst "Inspektoren" nennen: Wie frisch sind die Zutaten, wie kreativ ist die Komposition, wie fein die Kochtechnik? Die Bewertung kann über Aufstieg oder Niedergang eines Restaurants entscheiden. Für Köche ist ein Michelin-Stern der heilige Gral, für Gäste ein Versprechen, für Kritiker ein Machtinstrument. Die Sterne werden auf einer Gala vergeben, die einmal im Jahr stattfindet. Seit dieser Woche hat Deutschland so viele Sternerestaurants wie noch nie. 341 Lokale sind mit mindestens einem Stern ausgezeichnet. 33 Küchen mussten dagegen einen oder mehrere Sterne abgeben, weil sie geschlossen oder ein neues Konzept haben oder sich die Qualität verschlechtert hat. Diana, Fürstin von Wales, gilt als Stilikone ihrer Zeit. Ihre Outfits aus den Achtzigern und Neunzigern wirken bis heute nach, auf Wikipedia ist Dianas Style ein eigener Beitrag gewidmet. Ihr gelang es, sich gleichzeitig an das königliche Protokoll zu halten und sich über Prints und Farbakzente persönlich auszudrücken. Und nach der Trennung von Prinz Charles befolgte sie nur noch ihre eigenen Moderegeln. Sie beeinflusste damit eine ganze Generation. Noch zu Lebzeiten versteigerte sie ihre Kleidung für gute Zwecke. Nun steht die bisher größte Auktion an, so heißt es zumindest beim Auktionshaus Julien’s Auctions. Dianas Skianzug, eine Dior-Handtasche, das geblümte Kleid, das sie trug, um Kinder im Krankenhaus zu besuchen, über 100 Stücke aus ihrem Besitz stehen zum Verkauf. Onlinegebote können bis zum 26. Juni abgegeben werden. Dann findet in Beverly Hills eine Live-Versteigerung statt. Nach Schätzungen des Auktionshauses könnten zwei Kleider zwischen 200.000 und 300.000 US-Dollar einbringen. Im Vergleich ist das noch wenig. Ein schwarz-blaues Kleid des Designers Jacques Azagury wurde 2023 für 1,14 Millionen Dollar versteigert, den bisher höchsten Preis, der jemals für ein Kleid von Diana erzielt wurde. Es gibt Flugzeugträger und U-Boote, sie können Seeminen suchen und Ausrüstung transportieren: die Schiffe der US-Marine, der kampfkräftigsten Marine der Welt. Manche sind über 300 Meter lang und bis zu gut 80 Meter breit, sie können monatelang auf See bleiben. "Seawolf" (ein Fisch), "John F. Kennedy", "Maine", die Namen der Schiffe orientieren sich etwa an Bundesstaaten, an großen Schlachten, an Helden der Nation. Sie sind vielfältig. Zumindest bislang. Schiffsnamen sind Teil des Kulturkampfs, der in den USA tobt. Die "Harvey Milk", ein 227 Meter langer und 32 Meter breiter Tanker, soll nicht mehr unter diesem Namen in See stechen. Harvey Milk hatte in der Marine gedient. Weil er homosexuell war, wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Milk gilt als Vorkämpfer für die Rechte von Homosexuellen in den USA. 1977 war er der erste Mann, der offen schwul in ein politisches US-Amt gewählt wurde. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth will nun Milks Namen vom Schiff tilgen lassen. Auch in Deutschland benennt der Verteidigungsminister oder die Verteidigungsministerin die Schiffe der Bundeswehr. Die deutsche Bürokratie hat das ebenfalls klar geregelt: Fregatten werden nach Bundesländern, Flottentanker nach Gebirgen, Tender nach Flüssen sowie Korvetten und Minenjagdboote nach Städten und Gemeinden benannt. Die jeweiligen Regionen können sich um eine Patenschaft bewerben. Für die moralische Unterstützung. U-Boote bekommen nur Nummern. Weil sie unbemerkt und damit hinterrücks angreifen können, fand Kaiser Wilhelm II. die Boote nämlich nur wenig ritterlich. Kyjiw, Paris oder diese Woche Turku in Finnland, Friedrich Merz ist in seinen ersten Wochen als Bundeskanzler viel unterwegs. Aber wie schaut er eigentlich auf die Welt – oder anders gefragt: wodurch? Die Antwort ist 26 Gramm schwer und heißt Modell 5583-B in Farbe 90. Seit 2022 trägt Merz eine dunkelblaue Kunststoffbrille der amerikanischen Luxusmarke Tom Ford. Ein Gleitsichtmodell. Er hätte auch Beige oder den Havana-Look wählen können. Dem SPIEGEL verriet Friedrich Merz vor einigen Jahren, dass sein Optiker im Sauerland ihm die Brille empfohlen hat. Journalisten der "Zeit" machten den Optiker ausfindig. Der erzählte, dass Merz gleich zwei Fassungen mitnahm. Es gab damals ein Angebot: zwei für eins. Die Fassung kostete unter 250 Euro, die Gläser kamen obendrauf. Die Kanzlerbrille kann man heute online bei diversen Optikern kaufen. Einer verspricht "einen Hauch von Luxus und Exklusivität". Ein anderer schreibt: Die Brille "manifestiert dein Stilverständnis auf charmante Art und Weise". Ein bisschen Charme kann der Bundeskanzler aktuell sicher gut gebrauchen. Bevor heute das DFB-Pokalfinale angepfiffen wird, steht eine Sache schon fest: Der FC Bayern wird den Pokal nicht zum 21. Mal gewinnen. Im Finale stehen Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart, zu gewinnen gibt es einen 52 Zentimeter hohen Pokal. Er wiegt 6250 Gramm, und wer will, kann ihn mit acht Liter Flüssigkeit füllen und sich damit übergießen oder wahlweise daraus trinken. 1965 entwarf der Kölner Goldschmied Wilhelm Nagel die Trophäe. Neben dem Pokal fertigte der Schmied auch das Tabernakel für das Kartäuserkloster Marienau und das Reliquiar für die Seligsprechung des Priesters Adolph Kolping. Seit 1965 wandert der Pokal von Verein zu Verein. Jeder Gewinner wird im Sockel mit Jahreszahl verewigt. 1991 musste man diesen Sockel erhöhen, damit noch mehr Namen daraufpassen. Der DFB-Pokal ist aus feuervergoldetem Sterlingsilber und 250 Gramm Feingold. Insgesamt zieren ihn 42 Edelsteine: zwölf Turmaline, zwölf Bergkristalle und 18 Nephrite. Dem Nephrit, einem grünen Stein, aus dem auch das große DFB-Logo auf dem Pokal ist, sagt man nach, er fördere die Kreativität und helfe, sich zu entscheiden, wenn man sinnlos grübelt. Die Entscheidung heute hängt allerdings nicht vom Nachdenken ab, sondern von den Toren. Gewinnt Stuttgart, wandert der Pokal das vierte Mal nach Baden-Württemberg, für die Bielefelder wäre es das erste Mal. Neben dem Pokal gibt es übrigens noch eine Menge Geld: 4.320.000 Euro für den Gewinner, 2.880.000 Euro für den Verlierer des Finales. Das Erste, was die Welt wohl heute Abend von Deutschlands Performance beim Eurovision Contest sehen wird, ist: ein Cello. Oder besser gesagt: die Umrisse des Instruments, LED-beleuchtet, gespielt von Abor, ehe seine Schwester Tynna nach einer kurzen, gestrichenen Melodie ihren gemeinsamen Song "Baller" anstimmt. Allein dieser Moment wird zeigen, wie weit es das Cello über die Jahrhunderte gebracht hat, von einer hinteren Orchesterreihe ins, nun ja, ESC-Rampenlicht. Ursprünglich nämlich, nach seiner Erfindung im 16. Jahrhundert, war das Violoncello nur als Bassinstrument gedacht, schnöde Begleitung, ohne eigene Parts in Stücken, spöttisch "Kummerkasten" genannt. Frauen durften das Cello lange Zeit nicht öffentlich spielen, weil man es, noch ohne Bodenstütze, zwischen den Beinen halten musste – was als anzüglich galt. Später schrieb Johann Sebastian Bach berühmte Stücke mit Cello als Soloinstrument, Antonio Stradivari baute Celli, deren Form und Größe bis heute als Vorbild dienen. Und im Ersten Weltkrieg zimmerten sich Soldaten sogenannte "Trench Celli" im Schützengraben aus Munitionskisten zusammen. Mittlerweile ist auch die Hit-Tradition des Streichinstruments bedeutend: "Eleanor Rigby" von den Beatles, "God Only Knows" von den Beach Boys, "Something in the Way" von Nirvana. Überall spielt das Cello mit. Ob "Baller" in diese Reihe passt? Entscheiden Sie doch am besten heute Abend selbst. Um 21 Uhr geht es los. Die Erdbeere ist eine flüchtige Frucht, ihre Saison beginnt in diesen Tagen und endet schon im August, also bevor der Sommer endet. Ihr Geschmack ist ebenso flüchtig und verliert sich auf weiten Lkw-Reisen durch Europa. Als wolle uns der Schöpfer mit Zuckereinsatz erziehen, dass wir besser Lokales essen. Und tatsächlich: Die Erdbeere schmeckt am besten, wenn sie Nachbarin ist. So sehr auch anpackende Landwirtschaftsminister in Hessen oder Nordrhein-Westfalen dieser Frucht ihre Bodenständigkeit verleihen – durch traditionelles Eröffnen der Saison oder durch die feierliche Ernennung von Erdbeerköniginnen – so sehr bleibt an der gepunkteten Oberfläche der Erdbeere das Verruchte haften, das wir aus "Pretty Woman" kennen: Julia Roberts und Richard Gere trinken Champagner und essen dazu Erdbeeren, die Frucht so knallrot wie ihre Lippen. Sie sollen ermahnen, inspirieren. Menschen eine Stimme verleihen, die sonst vielleicht überhört würden: Demonstrationsplakate. Manche Slogans wie "Atomkraft nein danke" wurden ikonisch, viele andere schnell vergessen. Aber immer erzählen sie etwas über den Zeitgeist, über die Probleme, die Menschen bewegen. So auch die Plakate des Deutschen Gewerkschaftsbunds, der seit 75 Jahren am 1. Mai zu Demonstrationen aufruft. 1984, in einer Zeit, in der viele Deutsche keine Arbeit fanden, forderte der Bund "Arbeit für alle". Sechs Jahre nach der Wiedervereinigung riefen die Gewerkschaften "Höchste Zeit für neue Zeiten" aus. Als die Europäische Union 2004 zehn Länder aufnahm, gingen sie unter dem Motto "Unser Europa. Frei gleich gerecht" auf die Straßen. In der Coronapandemie, 2020, lautete das Motto: "Solidarisch ist man nicht allein". Das wohl bekannteste Maiplakat aber stammt aus dem Jahr 1956. "Samstags gehört Vati mir", der Ruf nach der Fünftagewoche, ist gar so berühmt, dass der Deutsche Gewerkschaftsbund derzeit nach dem Jungen sucht, der auf dem Plakat abgebildet war. Beschreibung: männlich, geboren 1950 oder 1951. Wer weiß mehr? Die schlichte Swatch, Modellname "Twice Again", Referenznummer SO29B703, passte zu Papst Franziskus: Eine Uhr, die keine 100 Euro kostet, mit einem billigen, aber zuverlässigen Quarzwerk und der praktischen Anzeige von Wochentag und Datum. Zeiger und Indizes sind mit Leuchtmasse gefüllt, die Uhr ist bei Dunkelheit ablesbar. Eine zurückhaltende Allround-Uhr, die Bescheidenheit signalisiert. Und so zögerte Franziskus offenbar auch, als er seine Swatch im Jahr 2022 abgeben sollte, er mochte sie. Eine amerikanische Stiftung hatte vorsichtig im Vatikan angefragt, sie wollte die päpstliche Swatch für einen guten Zweck versteigern. Die Stiftung, die Geld für College-Stipendien sammelt, trägt den Namen eines jungen Uhrenfans, der mit 15 Jahren bei einem Schwimmunfall ums Leben kam: Brian LaViolette. Der Papst übermittelte die Uhr schlussendlich an die Stiftung, mit einem persönlichen Brief seines Sekretärs. Die Papst-Swatch brachte bei der Versteigerung atemberaubende 56.250 Dollar ein und wurde somit die teuerste Swatch der Welt. Dem Philosophen Ernst Bloch wird die Aussage zugeschrieben, dass die Eitelkeit das "letzte Kleid" sei, das der Mensch ausziehe. Diese Erkenntnis hat offenbar auch die geistige Supermacht der Gegenwart erreicht, die künstliche Intelligenz. Bei ChatGPT kann man sich neuerdings durch Eingeben einfacher Befehle ein Abbild seiner selbst erstellen lassen, in Form einer Actionfigur. Eine Einladung, der reihenweise Menschen bereitwillig folgen; sie füttern die KI mit privaten Informationen und Bildern und teilen das Ergebnis bereitwillig auf Social Media. Sie sind ergriffen vom eigenen Abbild, jede Skepsis verfliegt. Man kann das als modernes Remake der griechischen Mythologie verstehen. Narziss verliebte sich in sein Spiegelbild, während er sich über einen Teich beugte, um zu trinken. Wir haben den typischen SPIEGEL-Leser erstellt, mit einem Glas Rotwein, Lesebrille und einer Enzyklopädie. Erkennen Sie sich wieder? 151-mal, so oft kommt im Koalitionsvertrag der Union und der SPD das Wort "Deutschland" vor, es ist auch das allererste. Das Wort "Demokratie" hingegen: nur 14-mal, was genauso oft ist wie das Wort "Asyl". Zum Vergleich: Im Koalitionsvertrag der Ampel war unsere Staatsform immerhin noch 47-mal erwähnt worden. Während die Ampel noch versucht hatte, in ihrem Papier ein hoffnungsvolles Wie-könnte-es-Werden in den Blick zu nehmen, mit dem Titel "Mehr Fortschritt wagen" und schickem Layout aus verschiedenen Schriftarten und Farben, sagt am neuen Koalitionsvertrag für die 21. Legislaturperiode nun so ziemlich alles: Jetzt wird’s ernst. Der Titel "Verantwortung für Deutschland". Der Look einer Drittsemester-Hausarbeit, inklusive fortlaufender Zeilenangaben am Rand. Dieser Vertrag soll keinen Lesespaß bereiten. Er soll Dinge regeln. Und er regelt ganz schön viel: Es gibt Punkte zu "Obst-, Gemüse- und Weinbau", zu "Normenkontrollrat stärken" und zu "E-Sports". Der wichtigste aber steht vielleicht am Ende: "Vertrauensvolle Zusammenarbeit, erfolgreiches Regieren". Man wünscht den zwei Parteien, dass sie den – im Gegensatz zu ihrer Vorgängerregierung – umgesetzt bekommen. Zum Glück hatte Coca-Cola seine neue Flaschengröße schon im März angekündigt, sonst wäre man sich wohl sicher gewesen, dass es sich um einen Aprilscherz handelt. Aber es ist wahr: Zum ersten Mal seit 17 Jahren führt Coca-Cola eine neue Flasche ein, 850 Milliliter fasst sie und ist aus 100 Prozent recyceltem Plastik. Damit schließt sie, so das Softdrink-Unternehmen, die Marktlücke zwischen 0,5-Liter-Flaschen und 1-Liter-Flaschen. Diese Marktlücke muss zumindest nach Meinung von Coca-Cola riesig sein. Drei Werke hat das Unternehmen in Deutschland umgebaut, um die neue Menge abfüllen zu können. 1,5 Millionen Euro soll das gekostet haben. Und das, obwohl Coca-Cola vergangenes Jahr noch angekündigt hatte, fünf Werke in Deutschland schließen zu wollen. Rätselhaft bleibt der Grund, warum man sich nicht für die Mitte, also 750 Milliliter, entschieden hat. Eigentlich sollten die neuen Flaschen ab dem 1. April in den Läden stehen. Aber fragte man an diesem Tag Mitarbeitende im Supermarkt danach, schauten die einen an, als ob man einen Aprilscherz machte. Bisher bleibt die Flasche, zumindest während unserer Recherchen, ein Phantom. Die unverbindliche Preisempfehlung, die für die 0,85-Liter-Flasche herausgegeben wurde, beträgt 1,39 Euro. Einen Dreisatz später kommt hier unser Service zum Wochenende: Auf den Liter gerechnet, ist die neue Flasche 5 Cent teurer. Muss ja jeder selbst wissen. 👊🇺🇸🔥 – mit diesen Emojis kommentierte der Nationale Sicherheitsberater von Donald Trump, Mike Waltz, einen Schlag auf Stellungen der Huthis im Jemen. In jener eigentlich privaten Chatgruppe auf Signal, deren Mitgliederliste vom US-amerikanischen Vizepräsidenten JD Vance bis zum Verteidigungsminister Pete Hegseth reichte. Und in die Waltz versehentlich auch einen Journalisten aufgenommen hatte, Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von "The Atlantic". Der das Ganze dann öffentlich machte. Neben all den Fragen, die man so hat, zu dem Inhalt dieser Gruppe, stellt sich auch eine ästhetische: Mit was für Emojis kommunizieren US-Spitzenpolitiker über Kriegspläne? An Waltz’ Auswahl kann man zumindest eines ablesen: Er ist ein Boomer mit Boomer-Mindset. Das verrät die Verwendung des Flammen-Emojis. Denn das benutzt ja niemand außer Waltz bildlich für Feuer (oder Bomben, die gerade von einem F/A-18-Kampfjet abgeworfen wurden). Stattdessen meint das Flammen-Emoji natürlich: Etwas ist hot. Vielleicht auch: jemand ist hot. Eine Studie aus den USA etwa zeigt: Je jünger die Menschen, desto positiver nehmen sie das Flammen-Emoji war. Auf TikTok sagte ein Nutzer, lange vor dem Chatgruppen-Desaster: "Das Flammen-Emoji ist das freundlichste Emoji, das es gibt!" Unter weiblichen Nutzern aber war man sich dort auch einig: Wenn ein Typ auf deine Story mit einem Flammen-Emoji reagiert, ist er ein Fuck Boy. Über Waltz sagte eine Person aus dem Umfeld des Weißen Hauses in der vergangenen Woche: "Everyone in the White House can agree on one thing: Mike Waltz is a fucking idiot." Was ja vielleicht die Boomer-Variante von Fuck Boy ist. Der Entdecker Amerikas, Christoph Kolumbus, soll nach seiner Rückkehr nach Europa bei einem Abendessen mit dem Kardinal von Mendoza vor das Rätsel gestellt worden sein, wie man ein Ei aufrecht auf den Tisch stellt, ohne dass es umfällt. Donald Trump, den manche als Zerstörer Amerikas bezeichnen, wird in diesen Tagen vor das Rätsel gestellt, wie man in einen Handelskrieg mit befreundeten Staaten eintritt und sie gleichzeitig um mehr Eierexporte bittet, weil Eier in den USA durch die Auswirkungen der Vogelgrippe gerade sehr knapp werden. Das Ei des Donald: Ob das stabile Genie im Weißen Haus diese Aufgabe lösen wird? Kolumbus übrigens, so will es die leider historisch nicht vollständig bestätigte Anekdote, schlug das Ei leicht auf den Tisch, so blieb es aufrecht stehen. Na, wie nennen Sie einen Espresso, gestreckt mit Wasser? Lungo? Café Crema? Americano? In vielen kanadischen Cafés heißt die Kaffeevariante nun: Canadiano. Aus Protest gegen die Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Damit begonnen hatte ein Café in British Columbia, das auf Instagram auch andere Läden aufforderte, ab jetzt nur noch "Canadianos" zu verkaufen. Nicht das erste Nahrungsmittel, das aufgrund politischer Differenzen einen neuen Namen bekommt. Während des Ersten Weltkriegs etwa benannten die Amerikaner Sauerkraut in "Liberty Cabbage" um. 2003 fingen sie an, Pommes nicht mehr "French Fries", sondern "Freedom Fries" zu nennen, nachdem Frankreich eine Beteiligung am Irakkrieg verweigert hatte. Und nach der russischen Invasion in der Ukraine wurde in vielen Bars aus dem beliebten Drink "Moscow Mule" der "Kyjiw Mule". Seit Trump wieder an der Macht ist, knirscht es zunehmend zwischen den USA und Kanada. Trumps Einfall, Kanada würde sich eigentlich gut als 51. Bundesstaat der USA machen, und die hohen Zölle, mit denen er Importe aus Kanada in die USA belegt hat, lassen unter den Kanadiern (dem Klischee nach eigentlich als übermäßig höflich und nett bekannt), gleichermaßen Wut wie einen neu entdeckten Nationalstolz entflammen. Neulich etwa, bei einem Eishockeyspiel zwischen den USA und Kanada, buhten kanadische Fans während der US-Nationalhymne, als die Sängerin gerade die Zeile "The Land of the Free" sang. Der Late-Night-Moderator John Oliver formulierte es in einer seiner jüngsten Sendungen über Trump wie folgt: "He pissed off an entire country of the most difficult to piss off people in the world." Die deutsche Sprache ermöglicht uns Kompositionen, die in ihrer zusammengeschraubten Schönheit einmalig sind. Aus einem "Bier" und aus einem "Zelt" wird das "Bierzelt". Im Sprachgebrauch kehrt das Kompositum regelmäßig zurück, in Wahlkämpfen oder zum Politischen Aschermittwoch. Die CSU fühlt sich besonders wohl im Bierzelt, ihre Bierzeltkompetenz ist unbestritten. Der Generalsekretär der Partei, sein Name ist uns kurzfristig entfallen, hat auch beim diesjährigen Aschermittwoch zugelangt: Er brachte die Grünen in Verbindung mit Veganismus, was humoristisch so innovativ ist wie die ZDF-"heute show" an schlechten Tagen. Nun fragt man sich, ob es aschermittwöchliche Bierzeltreden noch unbedingt braucht in einer Zeit, in der das Bierzelt überall ist. Wäre die wirkliche Provokation in einer Zeit eines plappernden und brausenden US-Präsidenten nicht Anstand, Maß und Mitte? Vielleicht wäre das einen Versuch wert beim nächsten Mal. Das Bierzelt als Kathedrale der Höflichkeit, in der man endlich mal reden kann, wie einem der Schnabel nicht gewachsen ist. Sondern freundlich, klug und tiefsinnig. Das wäre eine wahre Bierzeltzeitenwende! Dieser Tage ist Köln in aller Munde. Der Wahlkreis Köln II, der vom äußersten Westen der Stadt bis zur linken Seite des Rheins reicht, ist der Wahlkreis mit den wenigsten Zweitstimmen für die AfD. Mit 6,3 Prozent kommt die Partei dort auf ihr deutschlandweit schlechtestes Ergebnis. Das mag auch am Kölsch liegen, dieser obergärigen Biersorte, die sich nur so nennen darf, wenn sie in Köln oder dem direkten Umland gebraut wurde. So legt es die Kölsch-Konvention von 1985 fest. Kölsch, finden die einen, schmecke höchstens wie Bierplörre. Kenner wissen, dass es einfach süffig ist. Wer Kölsch trinkt, ob mit oder ohne Alkohol, der kriegt das Mindset der Stadt gleich dazu. Seit 2017 gibt es in Köln die Initiative "Kein Kölsch für Nazis". Über 200 Gastronominnen und Veranstalter haben sich dem verschrieben. Vergangenes Jahr machten die Band Querbeat, Peter Brings und die Rapper Lugatti & 9nine aus dem Statement einen Song, der seitdem ganz selbstverständlich mit den anderen Karnevalsliedern durch die Kneipen und Sitzungssäle schallt. Neben seinem eigenen Bier hat die Stadt auch ihr eigenes, das sogenannte Kölsche Grundgesetz, das die Geisteshaltung der Kölnerinnen und Kölner zusammenfasst und damit vielleicht auch ihre Wahlentscheidung erklärt. Artikel 10 lautet "Drinks de ejne met?", trinkst du eins mit? In Köln weiß man, am Kölschglas sind sie alle gleich. Prost, und dreimal Kölle Alaaf! Wenn Deutschland morgen wählt, kann es nach jetzigem Stand der Umfragen gut sein, dass die Linkspartei viel besser abschneidet, als man es noch vor ein paar Wochen gedacht hätte. Sah es bis vor Kurzem nicht noch danach aus, dass Racheengel Sahra Wagenknecht ihre ehemalige Partei in den Abgrund der Bedeutungslosigkeit schiebt? Waren sich da nicht alle Experten sicher? Was ist in den vergangenen Wochen geschehen? Vielleicht, Vorsicht These, hat eine Thüringer Rostbratwurst die Linke gerettet. In ihren zahlreichen Abrechnungen mit ihren Ex-Genossen hat Wagenknecht regelmäßig kritisiert, die Partei bestehe aus "Lifestyle-Linken", also lastenradfahrenden Veganern in Großstädten, die ihre Pronomen herbeten. Und was sieht man in den Wahlwerbespots der Linken? Spitzenkandidaten, die an einem Imbissstand lustvoll eine Thüringer Rostbratwurst bestellen. Eine echte Wurst! Der Wurstverkäufer heißt übrigens Bodo Ramelow und war mal Ministerpräsident im Wurst-Bundesland Thüringen. Wenn es so weitergeht, kommt vor der nächsten Wahl die Nackensteak-Offensive! Seit dieser Woche erlaubt die EU Mehlwürmer als Zutat in Lebensmitteln. Moment. Gab es diese Meldung nicht schon mal? Ganz richtig. Der Mehlwurm ist schon seit 2021 als Zutat zugelassen, neu ist Mehlwurmmehl, das mit UV-Licht behandelt wird. Wie schon zuvor bedeutet das nicht, dass ab jetzt Mehlwürmer klammheimlich in Müsli und Schokolade gerührt werden, ohne dass es jemand mitbekommt. Ist Mehlwurm drin, muss Mehlwurm draufstehen, allein schon wegen der Allergiker. Denn wer auf Hausstaubmilben oder Krebstiere allergisch reagiert, der könnte auch Mehlwürmer nicht vertragen. Wurden Mehlwürmer verwendet, steht das also klar auf dem Produkt, und zwar so, dass es alle verstehen, und nicht etwa als E120. Hinter E120 verbirgt sich "echtes Karmin", ein Farbstoff aus Läusen, der zum Beispiel auf der Zutatenliste von M&Ms steht. Aber warum überhaupt Mehlwürmer essen? Sie sind sehr nahrhaft, enthalten viel Eiweiß und durch die neuerdings erlaubte UV-Behandlung noch mehr Vitamin D als ohnehin. 100 Gramm Mehlwürmer kommen auf 550 Kilokalorien, so viel wie eine Tafel Schokolade. Aber das Pulver ist teuer, gut 12 Euro für 100 Gramm. Um Geld zu sparen, eignet es sich also nicht. Wer keine Lust hat, die ganze Zutatenliste zu überprüfen: Alles, was vegetarisch oder vegan deklariert ist, enthält keine Mehlwürmer oder andere Insekten. So ist es in der EU vorgeschrieben. Gern als fiese Frage herangezogen, um zu beweisen, dass diese Politiker da oben wirklich gar keine Ahnung mehr haben vom normalen Leben hier unten, geht es in diesen Tagen mal wieder um den Butterpreis. Nicht, weil Scholz oder Merz den nicht in der Wahlarena parat gehabt hätten, sondern weil er sinkt. Ein halbes Pfund, also ein Paket, also 250 Gramm, sinkt im Preis gerade auf 2,25 Euro. Extra streichbare Butter liegt sogar bei unter zwei Euro. Weitere Discounter haben angekündigt nachzuziehen und unterbieten die anderen seit dem gestrigen Freitag mit einem Halbpfund-Butterpreis von 2,19 Euro. Das sind gute acht Prozent weniger als zuletzt. Aber Butter bei die Fische: Das ist kein Grund zur Freude, denn Butter ist teuer. Wirklich teuer. Die Preise sind im vergangenen Jahr um fast 40 Prozent nach oben geschossen. Wer auf Markenbutter besteht, kann durchaus fünf Euro loswerden. Der Preisanstieg hat allerlei Gründe. Einer ist der Fettanteil der Milch. Das Fett braucht man, um Butter herzustellen. Ist die Milch fettärmer als gewöhnlich, steigt der Preis. So ist es derzeit. Ein anderer Grund sind die sinkenden Kuhzahlen in Deutschland. Weniger Kühe, weniger Milch, teurere Milchprodukte. Und dann gibt es noch die Butterbörse: In Kempten im Allgäu benennen Vertreter aus Ver- und Einkauf eine Preisspanne für Butter und Käse. Auf LinkedIn, dem sozialen Netzwerk der Karriereprahler, hat ein Hamburger Geschäftsführer in diesen Tagen eine sogenannte Debatte über das Homeoffice ausgelöst, die es sogar in die Debattenzeitung "Bild" geschafft hat. Der Geschäftsführer teilte das Bild eines digitalen Kalendereintrags, in dem sich eine Mitarbeiterin den Vormittag geblockt hat mit dem Vermerk "Friseur Strähnchen machen". Der Geschäftsführer schrieb: "Ich bin sauer!" Daneben setzte er ein Wut-Emoji. Man müsse endlich aufhören, so zu tun, als sei Homeoffice jemals eine gute Idee gewesen. Unter dem Beitrag gibt es Tausende Kommentare. Die einen verteidigen den Chef, die anderen die Mitarbeiterin. Abgesehen von der Frage, wer nun recht hat, moralisch oder juristisch: Die Kunst des Kalendereintrags sollte sich doch in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben. Gewöhnliche Chefs benennen ihre Abwesenheit mit kryptischen Kürzeln. Im Zweifel bezeichnen sie ihr Spesen-Mittagessen im französischen Bistro als "Jour fixe". Im mittleren Management hat man ein Vokabular der Wichtigtuerei kultiviert, jedes unproduktive Gruppengerede hat einen eigenen Namen: Abstimmungskreis, Abteilungsleiter-Runde, Montags-Update, All Hands. Dagegen ist die Notiz "Friseur Strähnchen machen" doch von einer unnachahmlichen Schönheit und Klarheit. Man hätte es auch "Optischer Relaunch" nennen können, oder "Jour fixe Strähnchen". Wenn man antritt, die Weltordnung zu zerstören, bringt man am besten eine Kreissäge mit. Das dachte sich womöglich Melania Trump, als sie ihre Kopfbedeckung wählte für die Vereidigung ihres Mannes. Donald Trump hat immerhin deutsche Vorfahren, und hierzulande ist der von ihr getragene Hut umgangssprachlich als "Kreissäge" bekannt. Englischsprecher nennen die runde Form mit flacher, steifer Krempe "Boater" (Bootsfahrer), Franzosen kennen sie als "Matelot" (Matrose). Diese Namen passen besser, belegen sie doch die maritime Herkunft des ursprünglich aus Stroh geflochtenen Hutes. An Land wurden solche Modelle ab Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig gesichtet als Teil der damals beliebten Matrosenanzüge für Kinder. Später wurden sie salonfähig und ebenso von Frauen und Männern genutzt. Auch zum Sport kamen die Hüte häufig auf den Kopf. Bis heute tragen Schüler des britischen Eton College ihre Boater zur jährlichen Bootsprozession am 4. Juni. Das von Melania Trump gewählte Modell stammt von Eric Javits; zu den Kundinnen des alteingesessenen New Yorker Hutmachers gehören auch die ehemaligen First Ladies Laura Bush und Hillary Clinton sowie Stars wie Madonna und Beyoncé. Eine kluge Wahl, zog Trump damit doch gleich zweifach ihren Hut: vor dem Land, in das sie einst eingewandert ist, und vor der Stadt, in der der Trump Tower steht, lange Zeit das Hauptquartier der Familie. Und noch ein patriotischer Code kann in dem Hut gelesen werden. So einen trägt auch der "Hamburglar", ein kriminelles Maskottchen aus der Werbewelt von McDonald’s. Dann schützt solcher Kopfschmuck vor eisiger Kälte, wegen der die Amtseinführung ins Kapitol verlegt wurde, sieht aber eleganter aus als die Pussyhats, wie sie bei den Frauenmärschen gegen Trump in dessen erster Amtszeit getragen wurden. Die breite Krempe von Melania Trumps Hut schirmte obendrein ihre Augen ab und verlieh ihr ein sinistres Aussehen. Sie hielt auch den Gatten auf Abstand, der zweimal vergeblich zum Kuss ansetzte. Für Beerdigungen wäre das Accessoire ebenfalls passend gewesen. Eine perfekte Wahl. Windräder, diese flappenden Skulpturen mit Schattenwurf, sind zum überladenen Symbol geworden. Als sich die rot-grüne Bundesregierung ab 1998 auf den Weg machte, die Energiewende anzuschieben, überhöhte man Windkraftanlagen von links als Rotor der Revolution. Von rechts brachten Gegner bald einen Begriff in die Debatte ein, der diese Form der Energiegewinnung von einem ästhetischen Standpunkt hinterfragte, sie kritisierten die "Verspargelung der Landschaft". Verteidiger wiederum bezeichneten Strom aus Windkraft als "Friedensenergie". Der ab Montag mächtigste Mann der Welt, US-Präsident Donald Trump, hat in diesen Tagen angekündigt, dass er neue Windräder verbieten wolle. Sie seien ein "ökonomisches und ökologisches Desaster". In Deutschland erzürnt sich Alice Weidel, die Chefin der AfD, fast zeitgleich über "Windmühlen der Schande". Der Wind hat gedreht, er weht nach rechts in diesen Tagen. Ob sich die Windräder jetzt schneller drehen? Er ist 125 Millimeter lang und 91 Millimeter breit, der Umschlag nach EU-Standard bordeauxviolett, RAL-Farbton 4004. Normalerweise hat er 32 Seiten, es gibt auch eine Version mit 48 Seiten für Vielreisende. Und er hat Sicherheitsmerkmale, viele Sicherheitsmerkmale. Ein personalisierter Sicherheitsfaden, ein Laserkippbild, "kinematische Strukturen" und mehr. Auch ein kontaktloser Chip ist mittlerweile im deutschen Reisepass eingebaut, auf dem etwa das biometrische Passbild des Inhabers und zwei Fingerabdrücke gespeichert sind. Er soll, ganz offensichtlich, nicht von den Falschen verwendet werden. In 178 Staaten kann man mit dem deutschen Pass ohne Vorab-Visum reisen, das sind 90 Prozent aller Länder. Nur zwei Pässe bieten mehr Reisefreiheit: der Pass Spaniens (mit dem man ohne Visum auf den Inselstaat Nauru kommt) und der Pass der Vereinigten Arabischen Emirate (mit dem man ohne Visum etwa in den Jemen oder den Sudan darf). Der deutsche Pass wird (zumindest in seiner regulären Form und nicht als Ausführung etwa für Staatenlose) nur herausgegeben an, klar, deutsche Staatsbürger. Die bleiben grundsätzlich auch Staatsbürger, egal wie die Merz-CDU gedankenexperimentiert. So steht es im Grundgesetz, Artikel 16. Die deutsche Staatsangehörigkeit kann Menschen gegen ihren Willen nur unter hohen Hürden aberkannt werden – und das auch nur, wenn eine zweite Staatsangehörigkeit vorliegt. Die ins Wasserglas fallende Aspirintablette ist ein Klassiker wenig subtiler Drehbücher. Der "Tatort"-Kommissar zeigt damit an: Ich war feiern, es war wild. Die Kamera schwenkt vom Glas, in dem sich die Tablette sprudelnd auflöst, zum zerknautschten Kommissar, der – um es noch deutlicher zu machen – im Büro Sonnenbrille trägt. Die ersten Tage des Januars sind die Tage der Katerbekämpfung. Längst ist jedoch die Kulturtechnik der am nächsten Tag eingeworfenen Aspirin überholt. Die Katerbekämpfung schiebt sich in die Nacht, während des Berauschens kümmert sich der zeitgenössische Feierfreund bereits um die Elektrolytzufuhr. Er denkt an den nächsten Tag und kippt zwischen drei Mezcal Sour ein Glas Elotrans. Ist das nun ein Ausdruck kapitalistischer Optimierung oder einfach nur: klug? Keine Ahnung. Was im Zweifel am besten gegen Kater hilft, ist noch immer ein altes Hausmittel, das sich in der westlichen Welt seit Jahrhunderten nicht bewährt: keinen Alkohol trinken.