Datum26.12.2025 15:32
Quellewww.zeit.de
TLDRDie US-Regierung hat Einreiseverbote gegen die HateAid-Geschäftsführerin Josephine Ballon und weitere europäische Vertreter verhängt. Die Sanktionen basieren auf der Behauptung, diese Personen würden US-Online-Plattformen zensieren. Ballon informierte, dass ihre ESTA-Einreisegenehmigung nicht mehr gültig sei und HateAid die möglichen Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr prüfe. Die Organisation bietet Unterstützung für Opfer von Online-Diskriminierung. Auch andere Akteure im Bereich Hassbekämpfung sind betroffen, darunter Thierry Breton und Clare Melford.
InhaltDie US-Einreisesperre für HateAid-Leiterin Ballon ist ihren Angaben zufolge schon in Kraft. HateAid prüfe, ob sie sich auch auf den Zahlungsverkehr auswirken könnte. Die US-Behörden haben die gegen die deutsche Beratungsstelle HateAid verfügte Einreisesperre bereits umgesetzt. Die US-Verwaltung habe ihr am Mittwochabend mitgeteilt, dass sich der Status ihrer noch bis April gültigen ESTA-Einreisegenehmigung geändert habe und damit keine Einreise mehr möglich sei, sagte HateAid-Geschäftsführerin Josephine Ballon der Nachrichtenagentur dpa. Ihre Co-Geschäftsführerin Anna-Lena von Hodenberg verfüge aktuell über kein Visum für die USA. HateAid prüfe nun, ob das Vorgehen der US-Behörden Einfluss auf den Zahlungsverkehr der Organisation haben könne, sagte Ballon. Man habe zwar keine Bankkonten in den USA. Unklar sei aber, ob die US-Entscheidung ausgeweitet und auch Sperrungen von Kreditkarten oder bei US-Anbietern geführten Onlinekonten nach sich ziehen könne. Die US-Regierung hatte Einreiseverbote gegen Ballon, von Hodenberg sowie drei andere Europäer verhängt – mit der Begründung, US-Online-Plattformen würden angeblich von diesen Personen zensiert. HateAid bietet psychologische und rechtliche Unterstützung für Menschen an, die im Internet diskriminiert, beleidigt, bedroht oder angegriffen werden. Im Oktober wurde von Hodenberg für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Damals hieß es, sie habe 2018 mit der Gründung von HateAid Pionierarbeit geleistet. US-Außenminister Marco Rubio schrieb zur Begründung der Einreisesperren auf X: "Viel zu lange haben Ideologen in Europa organisierte Bemühungen angeführt, um amerikanische Plattformen dazu zu zwingen, amerikanische Standpunkte zu bestrafen, die ihnen nicht passen." Man sei bereit, die Liste zu erweitern, wenn es keine Kurskorrektur gebe. Vom Einreiseverbot ist auch der frühere französische EU-Kommissar Thierry Breton betroffen, der als einer der Architekten des Digital Services Act (DSA) gilt. Das Gesetzespaket soll verhindern, dass im Internet ein rechtsfreier Raum entsteht. Es verpflichtet Plattformen dazu, einfache Verfahren zum Melden illegaler Inhalte, Waren oder Dienstleistungen anzubieten. Zudem müssen sie Maßnahmen ergreifen, um Minderjährige vor Glücksspielen oder Pornografie zu schützen. Sanktionen verhängte die US-Regierung auch gegen die Gründerin des britischen Global Disinformation Index (GDI), Clare Melford, und den Gründer des in den USA und Großbritannien tätigen Center for Countering Digital Hate (CCDH), Imran Ahmed. Ahmed lebt der Organisation zufolge in Washington, ihm droht die Abschiebung aus den USA. Beide setzen sich gegen Hass und Desinformation im Internet ein. Ahmed klagt nun bereits gegen Rubio und die Einreisesperre.