Gamingchairs im Test: Sitzenbleiber

Datum12.01.2025 18:36

Quellewww.spiegel.de

TLDRDer Artikel stellt vier Gamingchairs auf den Prüfstand und bewertet Komfort, Ergonomie und Design. Der Sharkoon Skiller SGS30 überzeugt mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und hohem Sitzkomfort, während der Noblechairs Legend für Langzeitsitzer eine hochwertige, aber teure Option darstellt. Corsair's TC100 Relaxed eignet sich gut für kleinere Gamer, lässt jedoch in der Komfortbewertung nach. Der DXRacer Craft punktet mit einer guten Lordosenstütze, leidet jedoch unter einem unpraktischen Nackenkissen. Insgesamt wird der Test von verschiedenen Anforderungen und Vorlieben der Nutzer geprägt.

InhaltLange Gamingnächte und Home-Office-Tage verlangen nach einem guten Stuhl. Wir haben vier Gamingchairs getestet, die mit Komfort, Ergonomie und Design überzeugen wollen. Ich bin professioneller Sitzer. Bei meiner Arbeit als Journalist, aber auch in meiner Freizeit als passionierter Gamer verbringe ich (zu) viele Stunden an meinem Schreibtisch. Deshalb mag ich es, mich beim Sitzen möglichst schnell zu fühlen. Oder zumindest so auszusehen. Mit einem trendigen Möbelstück geht das besonders gut: dem Gamingchair. Dieser Text enthält mit dem Hinweis "Anzeige" gekennzeichnete Affiliate-Links, über die der Verlag, aber nie der Autor individuell, bei Verkäufen eine geringe Provision vom Händler erhält. Auf YouTube und Twitch sieht man sie überall. Kaum ein Webvideomacher scheint noch auf einem normalen Schreibtischstuhl zu sitzen. Große Rückenlehnen, die an die Sitze von Sportwagen erinnern sollen, schmiegen sich von Steißbein bis Hinterkopf an die Rücken ihrer Besitzerinnen und Besitzer. Ist die Rückenlehne zu steif, meldet sich schnell die Lendenwirbelsäule. Ist das Polster zu dünn, fühlt sich der epische Bosskampf im Videospiel an wie eine Strafrunde. Und wenn die Armlehnen wackeln, nervt jede Bewegung mit der Maus. Gamingchairs versprechen Komfort, eine schonende Haltung und manchmal vielleicht auch den Sieg im Onlinematch. Der Sharkoon Skiller SGS30 Fabric bietet ein starkes Gesamtpaket, besonders in puncto Preis-Leistung. Er überzeugt mit hohem Sitzkomfort, vor allem, wenn man ein weicheres Polster bevorzugt. Wer jedoch einen Stuhl für stundenlange Gaming- oder Arbeitssitzungen sucht und bereit ist, mehr Geld zu investieren, wird mit dem etwas härteren Noblechairs Legend wahrscheinlich glücklicher. Im Langzeittest war das mein persönlicher Gewinner. Diese Gamingchairs haben wir getestet: Ich habe vier Modelle getestet. Während alle ähnliche Einstellmöglichkeiten, wie etwa eine verstellbare Sitzhöhe und eine justierbare Wippfunktion, bieten, unterscheiden sie sich in vielen anderen Punkten. Konkret habe ich die folgenden Punkte getestet: Gamingchairs sind so teuer wie angesagt. Corsair hat mit dem TC100 Relaxed eine vergleichsweise günstige Variante auf dem Markt. Ab 180 Euro bekommt man hier ein Modell, das für den Preis überraschend gut verarbeitet ist. Es gibt den Stuhl mit Stoff- und Kunstlederbezug. Ich habe die Kunstledervariante getestet, die vom Material einen guten Eindruck macht. Das Material ist leicht perforiert und dadurch atmungsaktiv. Allerdings muss man für den Preis auch einige Abstriche in Kauf nehmen. Insgesamt ist der Stuhl kleiner als die Konkurrenten. Laut Hersteller soll er für Menschen bis 188 Zentimeter Körpergröße und maximal 120 Kilogramm Gewicht geeignet sein. Die Rückenlehne kann von 90 bis 160 Grad angewinkelt werden. Die Armlehnen, die etwas klapprig wirken, sind lediglich nach oben und unten verstellbar, hier wäre mehr Flexibilität wünschenswert. Die Sitzfläche ist relativ hart, die Rückenlehne wurde nur leicht gepolstert. Das "Relaxed", wie Corsair es im Namen verspricht, würde ich deshalb nur bedingt unterschreiben. Sicher ist der TC100 komfortabler als ein 08/15-Bürostuhl, allerdings nicht annähernd so bequem wie die meisten Gamingchairs, auf denen ich bisher gesessen habe. Auch die mitgelieferten Nacken- und Lendenkissen sind mir viel zu hart. Für meine Körpermaße war die Rückenlehne außerdem zu schmal. Die Seitenflügel sind sportlich-stark nach innen gebogen. Das sieht zwar cool aus, wenn man die aggressive Rennautooptik bevorzugt, mich haben die Flügel aber gestört, weil sie mir beim Sitzen in den Trizeps drückten. Ein Problem, das schmalere Menschen nicht haben werden. Fazit: Trotz aller Kritikpunkte ist der Corsair TC100 Relaxed ein solider Gamingchair für den kleinen Geldbeutel und kleinere Gamer. Beim Komfort und den Einstellmöglichkeiten muss man einige Abstriche machen, aber für Kinder- und Jugendzimmer könnte er dennoch eine nette Option sein. Der Sharkoon Skiller SGS30 liegt mit einem Preis von circa 290 Euro im mittleren Preissegment. Der deutsche Hersteller bietet ihn in einer Kunstleder- und einer Stoffvariante an, ich habe letztere getestet. Das helle und dunkle Grau finde ich optisch ansprechend, der Bezug ist gut verarbeitet und zeigte auch nach mehreren Wochen Test keine Abnutzungserscheinungen. Aber: Der Bezugsstoff ist schwieriger zu reinigen als Kunstleder. Wer öfter am Schreibtisch snackt, sollte lieber nicht kleckern. Die Rückenlehne lässt sich von 90 bis 165 Grad neigen. Sharkoon gibt an, dass der Stuhl für Menschen bis 185 Zentimeter Körpergröße und 130 Kilogramm Gewicht geeignet ist. Die sogenannten 3D-Armlehnen bieten solide Justageoptionen. Auf Knopfdruck lassen sie sich nach oben und unten verstellen, wie weit sie nach vorn oder hinten ragen sollen, legt man einfach durch Verschieben fest. In hektischen Spielen geschah das auch mal ungewollt. Das wird sicher nicht besser, je länger man den Skiller benutzt. Ein Highlight sind die Rollen des SGS30. Sie sind nicht nur besonders breit und rollen butterweich, sondern können auch arretiert werden – ein Alleinstellungsmerkmal im Test. Für Rennspiel-Enthusiasten und Simulatorpiloten, die Lenkrad oder Joystick und Pedale nutzen, könnte das ein Pluspunkt sein, denn der Stuhl bleibt damit fest an Ort und Stelle. Vor allem aber punktet der SGS30 mit seiner Bequemlichkeit: Bei einer Geburtstagsfeier war er der eindeutige Favorit aller Gäste. Ich bevorzuge auf Dauer eher etwas härtere Sitzflächen, da weiche Polster auf lange Sicht unbequem werden können. Das mitgelieferte Memory-Foam-Lendenkissen fand ich sehr bequem im Rücken, zudem richtet es die Wirbelsäule etwas auf. Das Nackenkissen, ebenfalls aus Memory-Foam, war mir hingegen zu dick und hart – hier könnte Sharkoon nachbessern. Fazit: Der Sharkoon Skiller SGS30 Fabric punktet beim Preis-Leistungs-Verhältnis. Er überzeugt mit hohem Sitzkomfort, vor allem, wenn man ein weiches Polster bevorzugt. Wer zudem das schlichte Design mag, findet hier eine moderne und alltagstaugliche Lösung. Luxus steckt bei Noblechairs schon im Namen. Für den Gamingchair der Legend-Reihe muss man vergleichsweise tief in die Tasche greifen. Er kostet mehr als 400 Euro, wirkt aber auch sehr hochwertig verarbeitet. Die Polster sind dick und schwer, hier wackelt, quietscht und knarzt auch nach wochenlangen Tests nichts. Der deutsche Hersteller bietet den Stuhl in zwei Materialien an: mit Textilbezug und in der von uns getesteten Variante in "High-Tech-Kunstleder", das laut Hersteller besonders robust, atmungsaktiv und einfach zu reinigen sein soll. Mir gefällt das Material, es ist nicht so glatt wie das Kunstleder der Konkurrenz, wirkt dadurch natürlicher. In der "Black Edition" sieht der Legend im Vergleich zu vielen anderen Gamingchairs sehr erwachsen aus. Auf farbliche Akzente wurde verzichtet, lediglich der silberne Pseudo-Lufteinlass aus Kunststoff unterhalb der Kopfstütze ist ein Blickfang. So erinnert der Stuhl eher an den Sitz einer luxuriösen Sportlimousine als an einen Rennwagen. Die Rückenlehne ist zwischen 90 und 125 Grad verstellbar. Die "4D-Armlehnen" lassen sich mithilfe von drei Knöpfen nach oben, unten, vorn, hinten, innen sowie außen verstellen und außerdem im Winkel verändern, was ich aber nicht genutzt habe. Die Form der Rückenlehne ist nicht so stark gebogen wie bei den anderen Modellen. Zudem ist dieses Modell der größte Gamingchair im Test und daher auch für Menschen mit breitem Rücken bequem. Laut Hersteller ist er bis 150 Kilogramm belastbar, also auch für große und schwerere Menschen geeignet. Für besonders gute Ergonomie soll eine integrierte Lordosenstütze sorgen. Sie lässt sich über ein Rädchen an der Seite ein- und ausfahren und unterstützt die Lendenwirbelsäule, um eine aufrechte Haltung zu ermöglichen. Im Langzeitvergleich hat der Gamingstuhl von Noblechairs hinsichtlich des Komforts überzeugt. Er ist weder zu hart noch zu weich und wer es doch noch etwas weicher haben möchte, könnte sich bei Noblechairs ein Set aus Sitz- und Nackenkissen aus Memory Foam kaufen. Auch das ist sehr bequem, kostet allerdings circa 60 Euro Aufpreis. Im Vergleich dazu fand ich die mitgelieferten Nacken- und Lendenkissen zu hart. Bei mir lagen sie meist unbenutzt in der Ecke. Fazit: Wer bereit ist, etwas mehr Geld zu investieren, macht mit dem Legend von Noblechairs nichts falsch. Auf diesem Stuhl saß ich in den Testwochen am häufigsten, meine Frau auch. Für Vielsitzer wie mich lohnt sich die Investition. Die Firma DXRacer bezeichnet sich als "Erfinder des Gamingchairs". Der Hersteller aus den USA brachte im Jahr 2006 den ersten Stuhl dieser Art auf den Markt. Ich habe mit dem Craft Racer eines der teureren Modelle getestet. Knapp 420 Euro zahlt man aktuell für die getestete Variante mit EPU-Kunstlederbezug in der Größe L, die für Nutzer bis 185 Zentimeter Körpergröße und 125 Kilogramm ausgelegt ist. Größere Spieler können auch die geringfügig teurere XL-Version wählen, die für bis zu 195 Zentimeter und 135 Kilogramm konzipiert wurde. Visuell schreit hier alles "Rennwagen", vor allem in der Variante mit den roten Streifen an den Seitenflügeln der Rückenlehne. Dezent geht anders. Hier wirkt sogar das Sitzen rasant, in seriösen Videocalls könnte das für verwunderte Blicke sorgen. Die Rückenlehne lässt sich von 90 bis 135 Grad neigen. Im Vergleich zur Konkurrenz eine eher kleine Spanne, die aber ausreichen sollte. Die 4D-Armlehnen haben drei dezente Knöpfe und lassen sich hoch, runter, vor, zurück, nach innen und außen sowie im Winkel verstellen. Dank "Lock"-Funktion bleiben sie auch in der gewählten Position. Der Craft Racer verfügt über eine in der Rückenlehne integrierte Lordosenstütze, die mir besser gefallen hat als beim Konkurrenten von Noblechairs. Sie lässt sich über ein Rädchen an der Seite ein- und ausfahren, rollt angenehm über den unteren Rücken, weil sie etwas breiter ist. Die Sitzfläche ist relativ hart. Für längere Gamingsessions kann das gut sein, etwas weicher dürfte sie für meinen Geschmack aber sein. Einen Schwachpunkt hat dieses Modell allerdings: das Nackenkissen. Während viele Konkurrenzprodukte auf Gummibänder setzen, damit man die Kissen flexibel über die Rückenlehne ziehen kann, geht DXRacer einen anderen Weg: Eine fest installierte Kunststoffplatte am Kopfteil hält das Kissen über einer Schiene, in der es auf verschiedenen Höhen eingerastet werden kann. Das klingt innovativ, entpuppt sich in der Praxis aber als unpraktisch. Hat man das Kissen zu tief unten eingerastet, muss man einige Kraft aufbringen, um es wieder nach oben zu drücken. Ich habe mir dabei zweimal schmerzhaft das Nagelbett angeschlagen. Eigentlich würde ich das große Nackenkissen ohnehin gern weglassen, weil es mir trotz Memory Foam zu hart und klobig ist. Doch dann stört die Kunststoffplatte – optisch wie haptisch. Fazit: Der DXRacer Craft ist ein Klassiker unter den Gamingchairs, das merkt man. Die Lordosenstütze macht ihn zu einer guten Wahl für Gamer, die auch bei langen Sessions gerade sitzen möchten. Die eher harte Polsterung ist Geschmackssache. Klare Abzüge gibt es für das störende Nackenkissen. Über welche Produkte wir im Tests-Ressort berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen von den Herstellern. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen. Testgeräte und Rezensionsexemplare von Spielen werden uns in der Regel kostenlos für einen bestimmten Zeitraum vom Hersteller zur Verfügung gestellt, zum Teil auch vor der offiziellen Veröffentlichung. So können unsere Testberichte rechtzeitig oder zeitnah zur Veröffentlichung des Produkts erscheinen. Vorabversionen oder Geräte aus Vorserienproduktionen testen wir nur in Sonderfällen. In der Regel warten wir ab, bis wir Testgeräte oder Spielversionen bekommen können, die mit den Verkaufsversionen identisch sind. Wenn sie bereits im Handel oder online verfügbar sind, kaufen wir in einigen Fällen auf eigene Kosten Testgeräte. In der Regel werden Testgeräte nach dem Ende des Tests an die Hersteller zurückgeschickt. Die Ausnahme sind Rezensionsexemplare von Spielen und langfristige Leihgaben: So haben wir zum Beispiel Spielekonsolen und Smartphones in der Redaktion, die wir über längere Zeit nutzen dürfen, bevor sie zurückgegeben werden. So können wir beispielsweise über Softwareupdates, neues Zubehör und neue Spiele berichten oder Langzeiturteile fällen. Oft werden solche Produkte und Rezensionsexemplare zum Beispiel am Ende eines Jahres gesammelt und im Rahmen eines firmeninternen Flohmarktes verkauft, wobei die Erlöse für gemeinnützige Zwecke gespendet werden. Teilweise werden Rezensionsexemplare auch direkt an gemeinnützige Einrichtungen gespendet. In Artikeln des Tests-Ressorts finden sich sogenannte Affiliate-Anzeigen, die Links zu Onlineshops enthalten. 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