Deutscher Weinanbau: Bauernverband sieht deutschen Weinbau in "historischer Krise"

Datum26.12.2025 12:21

Quellewww.zeit.de

TLDRDer Deutsche Bauernverband warnt vor einer "historischen Krise" im deutschen Weinanbau, trotz einer qualitativ hochwertigen Ernte von 2025. Die Erntemenge fiel auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt, da die Fassweinpreise unter den Produktionskosten liegen. Der Marktanteil des deutschen Weins im Inland ist auf 41 Prozent gesunken, und Exportprobleme verstärken die Lage. Der Verband fordert Verbraucher auf, mehr heimischen Wein zu konsumieren, um die Branche zu unterstützen.

InhaltDie 2025 geernteten Weintrauben sind von hoher Qualität – die Erntemenge jedoch war die geringste seit 15 Jahren. Der Deutsche Bauernverband zeigt sich alarmiert. Der deutsche Weinanbau befindet sich dem Bauernverband zufolge in großen Schwierigkeiten. "Während die Ernte 2025 qualitativ als außergewöhnlich gut gilt, steckt die Branche wirtschaftlich in einer historischen Krise", zitierte die Nachrichtenagentur dpa aus einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands.  Die wirtschaftliche Lage sei "dramatisch", heißt es demnach darin. So hätten Fassweinpreise von 40 bis 60 Cent pro Liter weit unter den Produktionskosten von rund 1,20 Euro gelegen.  Der Weinbau sei in der größten Krise seit Jahrzehnten, wurde Verbandspräsident Joachim Rukwied zitiert: "Aufgrund der schlechten Marktlage gehen wir davon aus, dass wir Rebflächen in erheblichem Umfang verlieren werden."  Der Marktanteil des deutschen Weins im Inland ist nach Angaben des Bauernverbands auf 41 Prozent gesunken. Zudem habe der Export durch Zölle der USA als wichtigster Absatzmarkt für deutschen Wein abgenommen. Im laufenden Jahr lag die Weinernte demnach mit 7,3 Millionen Hektolitern um 16 Prozent unter dem Zehnjahresschnitt. Dies war die niedrigste Erntemenge seit 2010. Besonders betroffen seien die großen Anbaugebiete Rheinhessen, Pfalz, Baden und Württemberg, die teils Mengeneinbußen von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gehabt hätten. "Dagegen konnten Regionen wie die Mosel, Sachsen und Saale-Unstrut nach dem Frostjahr 2024 deutliche Zuwächse verzeichnen." Alle 13 deutschen Anbaugebiete hätten "eine außergewöhnlich hohe Traubenqualität" gemeldet, teilte der Bauernverband mit. "Die Weine des Jahrgangs 2025 gelten als aromatisch, konzentriert und elegant. Kleine Beeren und intensive Selektion führten zu hoher Qualität, aber reduzierten Mengen." Fast zwei Drittel (64 Prozent) des Weins werden über Supermärkte verkauft.  Zudem gibt es dem Bauernverband zufolge strukturelle Probleme. "Saisonarbeitskräfte sind immer schwerer zu finden, und die Lohnkosten übersteigen in vielen Betrieben die erzielbaren Erlöse", teilte der Verband mit. Der steigende Mindestlohn sei eine "zusätzliche massive Belastung". Besonders Winzer mit Flächen in Steillagen seien davon betroffen, da die Bewirtschaftung dort kaum mechanisiert werden könne. Angesichts der Lage auf dem deutschen Weinmarkt ruft der Bauernpräsident die Verbraucher auf, mehr heimischen Wein zu trinken. "Ich appelliere an die Verbraucherinnen und Verbraucher: trinkt mehr deutschen Wein", sagte er der Rheinischen Post. "Wir bieten Qualitäten, die locker mit Weinen aus Frankreich, Spanien oder Italien mithalten können."