Megabonk: Keiner stoppt das Skateboard-Skelett

Datum25.12.2025 17:07

Quellewww.zeit.de

TLDR"Megabonk" ist ein überraschender Hit unter den Videospielen, der in den ersten zwei Wochen über eine Million Mal verkauft wurde. Das Spiel kombiniert grobe Grafik und skurrile Charaktere mit einem fesselnden Gameplay, basierend auf dem Konzept von "Vampire Survivors". Spieler schlüpfen in die Rollen ungewöhnlicher Figuren und können durch Erfahrungspunkte und Upgrades ihre Strategien anpassen. Der anonyme Entwickler Vedinad fördert den Austausch mit der Community und verzichtet auf eine Nominierung bei den Game Awards, was ihm zusätzliche Sympathien einbrachte.

InhaltSo sieht es aus, wenn Memekultur auf Videospiele trifft: "Megabonk" ist ein Überraschungshit. Perfekt für die Weihnachtsferien. Angespannt sitze ich vor meinem Monitor und lasse mich vom Flackern meines Helden hypnotisieren. Dem Punkte- und Goldrausch verfallen, streife ich durch die blockige 3D-Welt von Megabonk und wehre mich zum unzähligen Mal gegen Monsterhorden, die wie Wellen über mich hereinbrechen. Zuletzt bin ich nie in das dritte Level gekommen. Doch jetzt läuft es besser, dies könnte der eine Versuch sein, der mich auf den weltweiten Highscore-Listen in die vorderen Ränge katapultiert. Nur ganz kurz bin ich unachtsam, die Monstermassen kesseln mich ein, kein Entkommen mehr für mich und meinen liebevoll verstärkten Helden. Game Over, Platz 53.768 auf der Bestenliste. Also noch mal von vorn. Mit meiner Hypnose bin ich nicht allein, Megabonk ist ein Überraschungshit des späten Spielejahres, mehr als eine Million Mal wurde es in den ersten zwei Wochen nach Veröffentlichung verkauft. Das ist auch deshalb überraschend, weil es auf den ersten Blick mit seiner groben Grafik wie die Handyspiele aussieht, die in Werbeclips soziale Medien fluten und nur selten gut sind. Megabonk ist aber anders, in dem nur zehn Euro teuren Spiel steckt viel mehr, nämlich ein charmantes Chaos mit spielerischem Tiefgang. Das skurrile Aussehen gehört zum Konzept von Megabonk. Etwa die Spielcharaktere: Neben herkömmlichen Figuren wie Rittern und Magiern gibt es ein Skelett auf einem Skateboard, einen Astronauten und einen Busch mit Scharfschützengewehr. Es wirkt wie eine Auffangstation für aussortierte Videospielhelden. Dieses Stilchaos, das sich irgendwo zwischen Klischees und Memekultur bewegt, macht den Charme von Megabonk aus. Mit seiner Skurrilität funktioniert es wunderbar auf Twitch und TikTok und wurde direkt von großen Content-Creatoren prominent in ihren Streams präsentiert. Es ist aber das Spiel hinter der visuellen Absurdität, das wirklich fesselt. Die Ausgangslage ist immer gleich: Ich starte mit meinem Charakter einen neuen Anlauf, in dem immer mehr und stärker werdende Gegner mir entgegenströmen. Um diese zu besiegen, bekomme ich Verbesserungen von Schreinen, gesammelten Erfahrungspunkten und aus Schatzkisten. Dabei muss ich wählen: Möchte ich mehr Schaden machen, doch lieber schneller angreifen, mein Glück steigern, um künftig bessere Upgrades zu bekommen oder mein Waffenarsenal erweitern. Diese Wahl entscheidet maßgeblich über den Erfolg der Highscore-Jagd. Denn nur mit der richtigen Kombination von Werten, Waffen und Items kann ich erfolgreich sein. Wem das bekannt vorkommt: Megabonk baut auf die Vorlage Vampire Survivors auf, ein ähnlicher Überraschungserfolg von vor ein paar Jahren. Das Spiel begründete ein eigenes Genre, die Survivors-likes, in dem weitere Spiele folgten, in diesem Jahr etwa Deep Rock Galactic: Survivor. Megabonk übernimmt einen Großteil der Mechaniken, überträgt die Vorlage aber in 3D und versieht sie mit PlayStation-1-Grafik. Sind einmal alle verfügbaren Waffen, Items und Charaktere freigeschaltet, beginnt die eigentliche Highscore-Jagd. Sobald ich mit verschiedenen Kombinationen experimentiere, gleicht keiner meiner Versuche dem anderen. So setze ich beispielsweise auf den Pistolenhelden CL4NK und sammle bewusst nur Fernkampfwaffen und Aufwertungen, die diese Taktik unterstützen. Mit dem Skelett und seinem Skateboard gehe ich voll auf Tempo und rase an meinen Widersachern vorbei und springe selbst über die größten Bossgegner. Ganz anders sieht es mit dem bedächtigen Ritter Sir Oofie aus: Hier setze ich auf Nahkampf und eine Aura, die passiv meinen Gegnern Schaden zufügt, sobald sie sich nähern. Ich kann ihn so in den Monstermassen parken und zusehen, wie niemand an diese Blechdose herankommt. Das Spiel lädt sofort zum Experimentieren ein. Zwischendurch scheitere ich früh, gleich im nächsten Versuch gelingt mir hingegen direkt ein neuer Highscore. So entsteht eine naive Freude am simplen Spielprinzip, das mich konstant mit Belohnungen überhäuft. Megabonk teilt sich eine weitere Gemeinsamkeit mit Vampire Survivors: Für jeweils beide Spiele ist nur ein einziger Entwickler verantwortlich. Der Schöpfer von Megabonk will anonym bleiben und hat sich den Namen Vedinad gegeben. Mit der Vorlage für sein Spiel geht er offen um und hat von Anfang an verkündet, dass er "Vampire Survivors in 3D" entwickeln wolle. Auf seinem YouTube-Kanal teilt Vedinad Eindrücke aus dem Entwicklungsprozess. Dabei sucht er den direkten Austausch mit seiner Spielerschaft. So baut Vedinad beispielsweise Memes und Verbesserungsvorschläge, die von den Spielenden kommen, direkt in Megabonk ein. Durch diese Nahbarkeit hat sich der Entwickler schnell beliebt gemacht.  Dazu passt sein Rückzug von seiner Nominierung bei den in der Gaming-Szene wichtigen Game Awards für das beste Debüt. Vedinad nahm die Nominierung nicht an, weil er unter anderem Namen bereits früher Spiele entwickelt habe, Megabonk also nicht sein Debüt sei. Dieser Verzicht auf die Aufmerksamkeit und den möglichen Gewinn hat vielen Spielern gefallen. Schließlich erhielt Megabonk eine Nachnominierung für den Publikumspreis, konnte sich aber nicht gegen die namhafte Konkurrenz durchsetzen. Vielleicht hatten die Fans auch einfach keine Zeit zum Abstimmen. Sie mussten ihren Megabonk-Highscore schlagen. Veröffentlichung: 18.9.2025 Plattform: PC Alter: nicht von USK geprüft Preis: ca. 10 Euro