Datum25.12.2025 16:31
Quellewww.spiegel.de
TLDRJair Bolsonaro hat während seines Hafturlaubs seinen Sohn Flávio als Präsidentschaftskandidaten für die Wahl 2026 nominiert, um gegen den amtierenden Präsidenten Lula da Silva anzutreten. Bolsonaro, der aufgrund eines versuchten Staatsstreichs eine 27-jährige Haftstrafe absitzt, will mit dieser Entscheidung sein rechtskonservatives Erbe fortführen. Flávio, derzeit Senator, gilt als strategisch und weniger impulsiv. Die Ankündigung sorgt für Nervosität bei den Investoren, die auf einen gemäßigteren Kandidaten gehofft hatten.
InhaltJair Bolsonaro nutzt seinen Hafturlaub für eine politische Kampfansage und erklärte seinen Sohn Flávio zum Präsidentschaftskandidaten. Der soll den amtierenden Sozialisten Lula da Silva schlagen. Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro hat seinen Sohn Flávio überraschend als Bewerber für die Präsidentenwahl 2026 ausgerufen – und das ausgerechnet während eines richterlich genehmigten Hafturlaubs. Vor einem Krankenhaus in Brasília ließ der 70‑Jährige seine Botschaft von seinem Sohn verlesen, kurz bevor er sich erneut einer Operation unterziehen musste. Flavio Bolsonaro, 44, derzeit Senator, soll nach dem Willen seines Vaters dessen rechtskonservatives Erbe fortführen und bei der Wahl am 4. Oktober 2026 gegen Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva antreten. Ziel sei es, "den Willen des Volkes nicht zum Schweigen zu bringen", hieß es in der Erklärung, die er vor den Türen des privaten Krankenhauses in Brasília vorlies, wo sein Vater auf seine Operation wartet. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Jair Bolsonaro war von einem Höchstrichter für die OP freigestellt worden. Seit Ende November sitzt er eine 27-jährige Haftstrafe ab – wegen eines versuchten Staatsstreichs. Die jetzt anstehende Operation der beidseitigen Leistenhernie wurde zwar als nicht dringend eingestuft, soll demnach aber zeitnah durchgeführt werden. Seit einem Messerattentat während des Wahlkampfs 2018 hat Bolsonaro immer wieder mit Komplikationen zu kämpfen und unterzog sich zuletzt im April einer zwölfstündigen OP. Trotz der medizinischen Ausnahmegenehmigung blieb die Überwachung streng: Polizeikräfte wurden vor seinem Zimmer positioniert, elektronische Geräte waren verboten. Die Behörden halten den Ex-Präsidenten für fluchtgefährdet. Die politische Signalwirkung seiner Krankenhaus-Botschaft blieb nicht aus. Brasiliens Finanzmärkte reagierten nervös: Viele Investoren hatten gehofft, Bolsonaro würde einen gemäßigteren, administrativ erfahreneren Kandidaten unterstützen – etwa São Paulos Gouverneur Tarcísio de Freitas, einst Bolsonaros Infrastrukturminister. Stattdessen setzt die Bolsonaro-Familie nun auf eine dynastische Fortsetzung des politischen Projekts. Flavio Bolsonaro steht im Ruf, strategischer und weniger impulsiv zu agieren als sein Vater – doch ob das reicht, um Lula herauszufordern, dürfte maßgeblich davon abhängen, wie geschlossen die konservativen Kräfte sich hinter ihn stellen. Er hatte erstmals am 5. Dezember bekannt gegeben, dass sein Vater ihn zu seinem politischen Erben ernannt habe.