Datum25.12.2025 14:09
Quellewww.spiegel.de
TLDRIn seiner Weihnachtsansprache ruft der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Frieden für die Ukraine auf und gedenkt der gefallenen Soldaten. Eine kontroverse Passage, in der er wünscht, dass "er zugrunde gehe", könnte als Drohung gegen Wladimir Putin interpretiert werden. Trotz russischer Angriffe mit 131 Drohnen am Heiligabend bleibt Selenskyj optimistisch und betont den Zusammenhalt der Nation. Ein kürzlich vorgestellter 20-Punkte-Friedensplan sieht Sicherheitsgarantien und ein Einfrieren der Kampfhandlungen vor, aber offene Fragen bleiben.
InhaltZu Weihnachten spricht Wolodymyr Selenskyj zu seinen Landsleuten und bittet Gott um Frieden für die Ukraine. Eine Passage der Rede könnte als Drohung gegenüber Wladimir Putin zu verstehen sein. Die Ukraine erlebt derzeit das vierte Weihnachtsfest seit Beginn des russischen Angriffskriegs. In seiner Ansprache anlässlich des Fests gedenkt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, der gefallenen Soldaten und beschwört den Zusammenhalt in der ukrainischen Bevölkerung. Eine Passage der Ansprache könnte zudem als Drohung gegenüber Kremlchef Wladimir Putin verstanden werden und sorgt international für Schlagzeilen. Seit jeher glaubten die Ukrainer, sagt Selenskyj, dass sich in der Weihnachtsnacht der Himmel öffne und sich Träume erfüllten. "Heute haben wir alle denselben Traum und äußern einen Wunsch – einen für uns alle", so der Präsident wörtlich. "Möge er zugrunde gehen, mag jeder für sich denken." Wen genau er damit meint, lässt er offen. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Wenn man sich an Gott wende, so Selenskyj weiter, bitte man aber natürlich um etwas Größeres: "Frieden für die Ukraine". Erst kürzlich hatte sich Selenskyj erstmals zum 20-Punkte-Friedensplan für die Ukraine geäußert. Laut dem Entwurf sind demnach etwa Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach dem Vorbild von Artikel 5 der Nato – das ist die Beistandsklausel – und eine Stärke der Armee von 800.000 Soldaten vorgesehen, wie Selenskyj ukrainischen Medien zufolge vor Journalisten in Kyjiw erklärte. Laut dem ukrainischen Präsidenten sieht der jüngste Plan zudem ein Einfrieren der Kampfhandlungen an den aktuellen Frontlinien vor. "Die Truppenaufstellung zum Zeitpunkt dieser Vereinbarung wird de facto als Kontaktlinie anerkannt", erklärte Selenskyj. Zugleich räumte Selenskyj ein, dass es weiter Klärungs- und Gesprächsbedarf gebe. Ungeklärt ist etwa die Frage der von Russland als Bedingung für einen Waffenstillstand geforderten Gebietsabtretungen hauptsächlich im Gebiet Donezk, das die Ukraine noch zu einem Teil kontrolliert. Ob Russland den Plan akzeptieren wird, ist ungewiss. Die Prüfung der Vorschläge zur Beendigung des Krieges hielten weiter an, teile der Kreml mit. Putin habe US-Präsident Donald Trump Weihnachtsgrüße übersandt, werde am Donnerstag aber nicht mit ihm telefonieren. Auch sei ein solches Gespräch derzeit nicht terminiert. Russland hat die Ukraine auch an Weihnachten mit Luftangriffen auf die Energieinfrastruktur überzogen. Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr griff Russland in der vergangenen Nacht mit 131 Drohnen an, 106 davon seien unschädlich gemacht worden. Es habe 22 Einschläge von Drohnen an 15 Stellen im Land gegeben. Die ukrainische Führung wirft Moskau Terror an Weihnachten vor. Wegen der Ausfälle von Strom und Heizung jetzt in der kalten Jahreszeit ist die Lage für viele Menschen in dem Land besonders bedrohlich. In der Region Odessa am Schwarzen Meer meldeten die Behörden nach russischen Drohnenangriffen einen Toten und zwei Verletzte. An der Hafen- und Energieinfrastruktur gebe es Schäden. Im Gebiet Charkiw nahe der russischen Grenze gab es bei Angriffen Behörden zufolge einen Toten und 15 Verletzte. Im Gebiet Tschernihiw starben zwei Menschen bei einem Drohnenangriff an Heiligabend. Die Ukraine beschießt als Reaktion immer wieder Anlagen der russischen Ölindustrie. Ziel ist es, nicht nur den Nachschub für die russischen Streitkräfte im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu stören. Kiew will durch die Treffer auch die für Russland wichtigen Einnahmen aus dem Ölverkauf schmälern. Am Donnerstag sind bei einem ukrainischen Drohnenangriff in der Hafenstadt Temrjuk in der Region Krasnodar im Süden Russlands Tanks mit Erdölprodukten in Brand geraten. Wie die Behörden mitteilten, erfasste das Feuer in der Stadt auf der Halbinsel Taman eine Fläche von 2.000 Quadratmetern. Dutzende Kräfte der Feuerwehr und des Zivilschutzes waren demnach im Einsatz, um den Brand zu löschen. Zudem nähern sich russische Kampfjets immer wieder europäischem Luftraum. So haben polnische Jets am Donnerstag ein russisches Aufklärungsflugzeug über der Ostsee abgefangen, das sich dem polnischen Luftraum näherte. Des Weiteren seien in der Nacht Objekte aus Richtung Belarus in den polnischen Luftraum eingedrungen. Dabei habe es sich höchstwahrscheinlich um Schmuggler-Ballons gehandelt, hieß es vom polnischen Militär. Russland räumt solche Flüge teilweise ein. Russische Militärflugzeuge sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums etwa am Donnerstag über Gewässer nördlich von Skandinavien geflogen. "Russische Bomber vom Typ Tu-95MS und Raketenträger führten einen planmäßigen Flug über den neutralen Gewässern der Barentssee und der Norwegischen See aus", meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Verweis auf das Verteidigungsministerium. Auf Teilen der Strecke seien die Flugzeuge von "Kampfflugzeugen ausländischer Staaten eskortiert" worden. Nach Angaben des Ministeriums seien die militärischen Flüge vom Völkerrecht gedeckt und fänden regelmäßig in verschiedenen Regionen statt. Anfang des Monats hatte ein gemeinsamer Patrouillenflug chinesischer und russischer Kampfflugzeuge für Kritik seitens Japans und Südkoreas gesorgt. Nach Angaben aus Tokio waren dabei russische Kampfjets erst über das Japanische Meer und dann zusammen mit chinesischen Kampfjets über das Ostchinesische Meer und einmal rund um Japan geflogen. Auch die Länder an der Ostflanke der Nato sind seit September in höchster Alarmbereitschaft wegen möglicher Luftraumverletzungen. Im September hatten drei russische Militärjets den estnischen Luftraum für 12 Minuten verletzt, nur wenige Tage nachdem mehr als 20 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Hier lesen Sie, warum einige Ukrainer in ihre besetze Heimat reisen, um dem Feind ihre Wohnung zu verkaufen.