Datum23.12.2025 21:05
Quellewww.spiegel.de
TLDRDie russischen Behörden entziehen dem kritischen Journalisten Roman Anin, Chefredakteur des Portals "Waschnyje Istorii", die Staatsbürgerschaft. Anin hatte über Kriegsverbrechen der russischen Armee berichtet und steht im Visier der Regierung, die massiven Druck auf regierungskritische Medien ausübt. "Waschnyje Istorii" gilt seit 2021 als Auslandsagent und wurde 2022 auf die schwarze Liste unerwünschter Organisationen gesetzt. Anin wurde in Abwesenheit zu 8,5 Jahren Haft verurteilt.
InhaltMoskau geht immer schärfer gegen kritische Journalisten vor: Nun entziehen die Behörden dem Kremlkritiker Roman Anin die Staatsbürgerschaft. Der Investigativjournalist hatte über Kriegsverbrechen der russischen Armee berichtet. Russland hat dem Journalisten Roman Anin wegen angeblicher Diskreditierung der Streitkräfte die Staatsbürgerschaft entzogen. Dabei handelt es sich, wie es scheint, um eine weitere Maßnahme gegen regierungskritische Medien. Die Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde hätten sich wegen der von Anin begangenen Verbrechen zu diesem Schritt entschieden, teilte das Innenministerium der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Anin ist Chefredakteur des Internetportals "Waschnyje Istorii" ("Wichtige Geschichten"). Aufsehen erregten unter anderem Recherchen des Mediums über die mutmaßliche Tochter von Kremlchef Wladimir Putin und die Mitarbeit an dem internationalen Projekt zur Enthüllung von Steueroasen, bekannt als "Pandora Papers". Die russischen Behörden haben "Waschnyje Istorii" bereits 2021 als Auslandsagenten eingestuft. Kurz nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine 2022 setzten sie das Portal auf die schwarze Liste unerwünschter Organisationen und verboten es damit praktisch. "Waschnyje Istorii" arbeitet inzwischen von Lettland aus dem Exil. Anin selbst wurde im Jahr 1986 in der damaligen Sowjetrepublik Moldau geboren und bekam erst im Jahr 2006 die russische Staatsbürgerschaft. Ähnlich wie Nawalny hat Anin sich vorgenommen, Korruption und Vetternwirtschaft in Russland aufzudecken. So hat er etwa die Bauaufträge für die Olympischen Spiele in Sotschi öffentlich gemacht. Im März 2025 verurteilte ein Moskauer Gericht ihn und eine weitere Journalistin des Mediums in Abwesenheit zu jeweils 8,5 Jahren Freiheitsstrafe wegen der "wissentlichen Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte". Als ein solches Vergehen werden in Russland alle Berichte über das Vorgehen der eigenen Armee im von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die Ukraine verstanden, die nicht in Moskaus Narrativ passen.