Datum23.12.2025 21:07
Quellewww.spiegel.de
TLDRDie iranische Frauenrechtlerin Zahra Shahbaz Tabari droht nach einem kurzen Prozess die Todesstrafe, nachdem sie ein Banner mit der Aufschrift "Frau, Widerstand, Freiheit" besaß. Über 400 prominente Frauen, darunter Nobelpreisträgerinnen, fordern in einem offenen Brief ihre sofortige Freilassung. Der Fall macht das Ausmaß des "Terrors" gegen Frauen im Iran sichtbar, wo die Hinrichtungsrate von Frauen weltweit am höchsten ist. Acht UN-Menschenrechtsexperten fordern ebenfalls, die Hinrichtung zu stoppen und kritisieren die unfairen Verfahrensbedingungen.
InhaltNach einem äußerst kurzen Prozess droht Zahra Shahbaz Tabari in Iran die Todesstrafe. Offenbar weil sie ein Stoffbanner mit der Aufschrift "Frau, Widerstand, Freiheit" besaß. Hunderte Prominente wollen das nun verhindern. Im Oktober wurde die Frauenrechtlerin Zahra Shahbaz Tabari in Iran zum Tode verurteilt. In einem offenen Brief forderten nun mehr als 400 prominente Frauen aus aller Welt, darunter vier Nobelpreisträgerinnen und ehemalige Präsidentinnen und Regierungschefinnen, die sofortige Freilassung der inhaftierten 67-jährigen Ingenieurin. Initiiert wurde der Brief von der in London ansässigen Organisation Justice for the Victims of the 1988 Massacre in Iran (JVMI). Zu den Unterzeichnerinnen des Schreibens zählen unter anderem ehemalige Präsidentinnen der Schweiz und Ecuadors sowie ehemalige Regierungschefinnen Finnlands, Perus, Polens und der Ukraine. Der Fall Tabari zeige den "Terror", dem Frauen in Iran ausgesetzt seien, hieß es darin. Das Land weise "weltweit die höchste Zahl an Hinrichtungen von Frauen" pro Kopf auf. Laut der in Norwegen ansässigen Organisation Iran Human Rights (IHR) wurden in Iran allein in diesem Jahr bereits mehr als 40 Frauen hingerichtet. In iranischen Medien wurde nicht über den Fall berichtet und die Verhängung der Todesstrafe gegen Tabari wurde nicht offiziell bestätigt. Dennoch veröffentlichten auch acht unabhängige Menschenrechtsexperten der Uno am Dienstag eine gemeinsame Erklärung, in der sie fordern, dass Iran die Hinrichtung "unverzüglich stoppt". Der Fall Tabari zeige "ein Muster schwerwiegender Verstöße gegen internationale Menschenrechtsgesetze in Bezug auf Garantien für faire Gerichtsverfahren sowie die unangemessene Anwendung der Todesstrafe für weit gefasste und unklar definierte Verstöße gegen die nationale Sicherheit", hieß es in der Erklärung. Übereinstimmenden Informationen zufolge wurde die 67-Jährige wurde bei einer Razzia in ihrem Zuhause festgenommen und in einem knapp zehnminütigen Prozess per Videokonferenz verurteilt. Grundlage des Urteils sind offenbar eine unveröffentlichte Audioaufnahme sowie ein Stoffbanner mit der Aufschrift "Frau, Widerstand, Freiheit". Bei den Worten auf dem Banner handelt es sich um eine Abwandlung des während der landesweiten Protestwelle 2022 in Iran populären Slogans "Frau, Leben, Freiheit". Die Proteste waren durch den Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam ausgelöst worden.