Datum14.10.2025 17:02
Quellewww.spiegel.de
TLDRIn Madagaskar hat das Militär die Kontrolle übernommen, nachdem Präsident Andry Rajoelina ins Ausland floh, um einem Amtsenthebungsverfahren zu entkommen. Die Nationalversammlung stimmte für die Absetzung Rajoelinas, der zuvor versuchte, die Versammlung aufzulösen. Gewaltige Proteste, ausgelöst durch soziale Missstände, forderten bereits 22 Todesopfer. Das Militär kündigte an, eine Zivilregierung zu bilden und einen Obersten Gerichtshof für Reformen einzurichten. Rajoelina könnte sich in Frankreich aufhalten, seine genaue Lage bleibt jedoch unklar.
InhaltDer madagassische Präsident Andry Rajoelina floh außer Landes und versuchte noch über Facebook, seine Macht zu sichern. Nun hat die Nationalversammlung des Inselstaats für ein Amtsenthebungsverfahren gestimmt. Die politische Krise in Madagaskar verschärft sich weiter: Die Nationalversammlung des Inselstaates hat für ein Amtsenthebungsverfahren von Präsident Andry Rajoelina gestimmt. Ein Armeeoberst verkündete, das madagassische Militär habe die Kontrolle über das Land übernommen. Die zivile Regierung bleibe in ihrer derzeitigen Zusammensetzung bestehen, sagte er weiter. Ein Oberster Gerichtshof für Reformen werde eingerichtet. Innerhalb von zwei Jahren soll ein Referendum abgehalten werden. "Wir werden einen Premierminister ernennen, der rasch eine Zivilregierung bilden wird." Früher am Dienstag hatte die madagassische Präsidentschaft in einem Facebook-Beitrag ein Dekret veröffentlicht, in dem Rajoelina verkündet, die Nationalversammlung aufzulösen. Der stellvertretende Parlamentspräsident Siteny Randrianasoloniaiko zweifelte die Verfassungsmäßigkeit der Parlamentsauflösung an. Die Gründe für die Auflösung der Parlamentskammer sind offensichtlich: Mit dem Schritt wollte der Präsident wohl die Abstimmung über eine Amtsenthebung verhindern. Entsprechend erklärte die Präsidentschaft später am Dienstag, die Ergebnisse der Nationalversammlungssitzung seien "null und nichtig". Seit Wochen gibt es teils gewalttätige Proteste in Madagaskar, 22 Menschen sind dabei Berichten zufolge getötet worden. Hintergrund der Proteste sind die prekären Verhältnisse: Die Menschen lehnen sich gegen Strom- und Wasserausfälle, Missstände im Bildungssystem sowie hohe Arbeitslosigkeit und weitverbreitete Armut auf. Zunächst gingen vor allem junge Menschen auf die Straße, in den vergangenen Tagen schlossen sich aber auch Eliteeinheiten des Militärs und die Polizei den Demonstranten an. Noch am Sonntag versuchte Rajoeline, das Narrativ zu bestimmen, und sprach von einem "Versuch der illegalen Machtübernahme". Der Präsident hatte zwar seine Regierung entlassen, sich selbst aber wollte er im Amt halten. Rajoelina floh am Wochenende eigenen Angaben zufolge außer Landes. Wo sich der abgesetzte Präsident aktuell befindet, ist unklar. Wie der französische Radiosender RFI berichtet, war Rajoeline bereits am Sonntag von einer französischen Militärmaschine ausgeflogen worden. Demnach gab es eine entsprechende Vereinbarung mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Rajoelina hatte 2014 die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Wie sich die Gen Z weltweit gegen Korruption, Armut und Stillstand auflehnt, lesen Sie hier .