»Stern von Betlehem« könnte laut Studie ein Komet gewesen sein

Datum23.12.2025 12:44

Quellewww.spiegel.de

TLDRLaut einer Studie des Planetologen Mark Matney könnte der "Stern von Betlehem" ein Komet gewesen sein, der den Weisen aus dem Morgenland den Weg zum Jesuskind wies. Matney analysierte historische chinesische Aufzeichnungen über einen Kometen aus dem Jahr 5 v. Chr., der für beobachtende Menschen die Illusion einer stillstehenden Bewegung erzeugt haben könnte. Die genaue Identifikation bleibt unklar, aber Matneys Forschung widerspricht der Annahme, dass die biblische Beschreibung des Sterns keinen astronomischen Ursprung hat.

InhaltEr soll den Weisen aus dem Morgenland den Weg zum Jesuskind gewiesen haben. Aber gab es den biblischen "Stern von Betlehem" wirklich? Ein Himmelsforscher will einen Kandidaten identifiziert haben. "Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen." Es ist ein seltsamer Himmelskörper, der im Matthäus-Evangelium beschrieben wird: Präzise weist er den Weisen aus dem Morgenland den Weg zum neu geborenen Sohn Gottes. Dabei bewegt er sich nicht etwa gleichmäßig, sondern bleibt auch einmal stehen, ganz wie ein Wegweiser. Ist es möglich, dass an so einer Erzählung etwas dran ist? Kann das in der Bibel geschilderte Verhalten des "Sterns von Betlehem" also eine reale Entsprechung haben? Mark Matney, im Hauptberuf Planetologe bei der US-Raumfahrtorganisation Nasa, glaubt das. Er will einen Himmelskörper identifiziert haben, der geeignet erscheint, "um den Stern zu erklären, den die Heiligen Drei Könige mit der Geburt Jesu in Verbindung brachten, wie es im biblischen Matthäus-Evangelium beschrieben wird". In seiner im "Journal of the British Astronomical Association  " vorgestellten Studie bringt Matney die Hypothese ins Spiel, dass es sich beim "Stern von Betlehem" um einen Kometen mit besonderen Flugeigenschaften gehandelt haben könnte. Für seine Arbeit stellt Matney zunächst Überlegungen an, unter welchen Umständen ein Himmelskörper am Firmament scheinbar stehen bleiben kann. Das gebe es etwa bei manchen Satelliten: Diese würden gezielt in Umlaufbahnen gebracht, deren Umlaufzeit mit der Rotationsgeschwindigkeit des Planeten übereinstimmt. "Solche geosynchronen Satelliten scheinen kontinuierlich über einem bestimmten Ort auf dem Äquator der Erde zu ›stehen‹". Aber ist diese Geosynchronität auch bei anderen, nicht künstlichen Himmelskörpern denkbar? "Wenn ein interplanetares Objekt mit der richtigen Geschwindigkeit, Richtung, Entfernung, Position und zum richtigen Zeitpunkt an der Erde vorbeifliegen würde, wäre es möglich, dass seine Bewegung vorübergehend mit der Rotationsgeschwindigkeit der Erde übereinstimmt und dieser entgegenwirkt", schreibt Matney dazu. Da Planeten dafür zu weit von der Erde entfernt seien und Asteroiden zu schwer zu entdecken, komme die Möglichkeit, solch ein Objekt beobachten zu können, aber nur im Falle eines Kometen infrage. Und tatsächlich, so der Forscher, gibt es einen Kometen, der zu der Zeit von Jesu Geburt sichtbar gewesen sein könnte: Matney greift hier auf mehr als 2000 Jahre alte chinesische Aufzeichnungen aus der Han-Dynastie zurück – und zwar auf solche, die den Vorbeiflug eines "Besensterns" dokumentieren, wie ihn die Chinesen nannten. Mehr als 70 Tage soll der Komet im Jahre 5 vor Christus sichtbar gewesen sein. Aus den historischen Daten modellierte Matney anschließend eine mögliche Flugbahn des Objekts. Das Ergebnis: Zwischenzeitlich könnte es demnach lediglich 390.000 Kilometer von der Erde entfernt gewesen sein, also etwa so weit wie der Mond. Schon in den Neunzigerjahren waren Forschende auf die chinesischen Aufzeichnungen und den darin beschriebenen Kometen aufmerksam geworden. Die Berechnung der Bahn jedoch ist der entscheidende Punkt in Matneys Analyse: Sie könnte den Kometen der Erde für einige Stunden so nahe gebracht haben, dass in dieser Zeit seine sichtbare Bewegung durch die Erdrotation ausgeglichen worden sei, argumentiert der Wissenschaftler. Dann hätte er von Judäa aus gesehen tatsächlich einige Stunden pausiert. War das in der Bibel beschriebene Objekt also real? Das mit Sicherheit festzustellen, sei unmöglich, schreibt Matney in seiner Zusammenfassung – unter anderem, weil die chinesischen Dokumente nicht die exakte Position des Kometen beschreiben. Aber zumindest lasse sich eines sagen: Die Behauptung, dass die Beschreibung des "Sterns von Betlehem" keinem astronomischen Ereignis entsprechen könne, stimme nicht.