Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj erwartet russischen Großangriff zu Weihnachten

Datum23.12.2025 07:25

Quellewww.spiegel.de

TLDRUkrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor einem möglichen russischen Großangriff zu Weihnachten und betont die schwierige Lage, insbesondere aufgrund fehlender Flugabwehrsysteme. Zudem berichtet er von Gesprächen mit dem US-Sondergesandten in Miami. NATO-Generalsekretär Mark Rutte ruft zur stärkeren Unterstützung der Ukraine auf und warnt vor Sicherheitsrisiken für europäische Staaten, falls Russland angreift. Er betont die Dringlichkeit der Aufrüstung und die Notwendigkeit robuster Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach einem möglichen Kriegsende.

InhaltRussland könnte seine Attacken auf die Ukraine nach Einschätzung Selenskyjs über die Feiertage deutlich verstärken. Der Präsident warnte vor einer schwierigen Lage. Nato-Chef Rutte wirbt derweil um Unterstützung für Kyjiw. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor massiven russischen Attacken zu den Feiertagen. Nach eigenen Angaben rechnet er mit einem russischen Großangriff zu Weihnachten. Es liege in der Natur der Russen, dass sie ausgerechnet an Weihnachten massive Schläge gegen das Land ausführen könnten, sagte Selenskyj in Kyjiw vor Diplomaten. Die Lage sei schwierig, weil es an Flugabwehrsystemen fehle, sagte er. Die Ukraine feiert anders als in früheren Jahren Weihnachten offiziell gemäß dem Wunsch der Führung in Kyjiw nach westlichem Brauch. Viele ukrainische Christen halten sich aber weiter an orthodoxe Traditionen, Weihnachten wie in Russland zum 7. Januar zu feiern. Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videobotschaft auch, dass er an diesem Dienstag sein Verhandlungsteam nach Gesprächen mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff in Miami nun wieder in der Ukraine erwarte. Er wolle die Details über die Gespräche in den USA hören. Witkoff hatte nach getrennten Gesprächen mit der ukrainischen und der russischen Seite von konstruktiven Verhandlungen gesprochen. Nato-Generalsekretär Mark Rutte ruft kurz vor den Feiertagen zu mehr Unterstützung der Ukraine auf. Zugleich warnte er vor Sicherheitsrisiken für europäische Bündnisstaaten. Um zu verhindern, dass Kremlchef Wladimir Putin einen Angriff auf einen Nato-Verbündeten wagt, müsse man dafür sorgen, dass die Ukraine stark bleibe, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Zudem gelte es, wie beim Nato-Gipfel in Den Haag beschlossen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. "Wenn wir diese beiden Dinge tun, sind wir stark genug, uns zu verteidigen, und Putin wird es niemals versuchen", sagte Rutte mit Blick auf einen möglichen Angriff Russlands. Die Aufrüstung muss aus Sicht des früheren niederländischen Regierungschefs allerdings rasch erfolgen. Nach unterschiedlichen Geheimdienst-Einschätzungen könnte es sonst ab 2027, 2029 oder 2031 gefährlich werden, sagte er. Zum Bedrohungspotenzial Putins erklärte Rutte, dieser gebe inzwischen mehr als 40 Prozent des Staatshaushalts für Rüstung aus. Zudem sehe man am Krieg in der Ukraine, dass Putin bereit sei, 1,1 Millionen Menschen zu opfern, sagte Rutte mit Blick auf Schätzungen zu Toten und Verwundeten auf russischer Seite. Entsprechend vorsichtig äußert sich der Nato-Generalsekretär auch auf die Frage, ob die US-Initiative für ein Ende des Krieges im kommenden Jahr Erfolg haben könnte. "Ich möchte keine Vorhersagen machen", sagte der 58-Jährige. Er könne nur sagen, die Amerikaner, die Europäer und natürlich die Ukraine arbeiteten extrem hart daran. Für die Zeit nach einem möglichen Ende des Krieges brauche man auf jeden Fall sehr starke Sicherheitsgarantien für die Ukraine. "Damit Putin weiß: Wenn ich es noch einmal versuche, wird die Reaktion verheerend sein", fügte er hinzu.