Datum23.12.2025 07:12
Quellewww.spiegel.de
TLDRDer Verband Tafel Deutschland meldet einen Anstieg der Kinder, die auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind – etwa 30% der Kunden sind Kinder. Rund 1,5 Millionen Menschen nutzen die Tafeln, während hohe Lebenshaltungskosten die Situation verschärfen. Viele Tafeln haben Wartelisten oder Aufnahmestopps. Trotz der Rettung von 265.000 Tonnen Lebensmitteln ist die Beschaffung überschüssiger Ware schwieriger geworden. Der Vorsitzende Steppuhn fordert politische Maßnahmen für soziale Gerechtigkeit und ein Gesetz zur Erleichterung von Lebensmittelspenden.
InhaltDer Anteil der Kinder, die auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind, steigt. Der Verband Tafel Deutschland spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung und hofft auf politische Lösungen. Rund 1,5 Millionen Menschen nutzen derzeit die Angebote der mehr als 970 Ausgabestellen der Tafel Deutschland. Etwa 20 Prozent der Kundinnen und Kunden sind über 63 Jahre alt, knapp 30 Prozent Kinder. "Vor allem die Anzahl der Kinder ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, was uns Sorge bereitet", sagte Andreas Steppuhn, Vorsitzender von Tafel Deutschland, der Nachrichtenagentur dpa. Die Lage bei den Tafeln bleibe laut Steppuhn weiterhin angespannt: "Die gestiegenen Lebenshaltungskosten durch hohe Mieten und hohe Lebensmittelpreise sorgen dafür, dass das Geld für viele immer knapper wird." Rund ein Drittel aller Tafeln würde zudem weiterhin Wartelisten oder Aufnahmestopps haben. In diesem Jahr hätten die Tafeln hierzulande rund 265.000 Tonnen Lebensmittel von den Tafeln vor der Entsorgung bewahrt. Heruntergerechnet seien das beispielsweise 500 Kartons Milch, die pro Minute gerettet würden, erklärte Tafel Deutschland. Es sei jedoch zunehmend schwierig, überschüssige Waren aus dem Einzelhandel zu erhalten. Die Handelsketten würden mittlerweile durch den verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) deutlich präziser bestellen, sodass weniger Lebensmittel übrig bleiben. Deshalb bemühten sich die Tafeln verstärkt, direkt bei Herstellern Waren zu beziehen. Insgesamt engagierten sich 2025 laut dem Verband etwa 77.000 Menschen für die Tafeln, darunter 72.000 ehrenamtlich. Dies sei zwar ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr, "bedeutet aber trotzdem nicht, dass wir genug Helferinnen und Helfer haben", sagte Steppuhn. Der Vorsitzende fordert für das Jahr 2026, dass die "Politik wieder die Menschen und das Miteinander in den Fokus rückt", so Steppuhn. Notwendig seien lösungsorientierte sozialpolitische Maßnahmen, die sich um gesellschaftliche Gerechtigkeit bemühten. Dazu gehörten armutsfeste Löhne, Renten und Sozialleistungen ebenso wie Maßnahmen gegen steigende Mieten. Mit Blick auf die Lebensmittelrettung hoffe der Verband zudem auf ein Gesetz, "das dafür sorgt, dass es günstiger ist, Lebensmittel zu spenden, statt sie wegzuwerfen".