Datum22.12.2025 18:41
Quellewww.spiegel.de
TLDRChris Rea, bekannt durch seinen Weihnachtshit "Driving Home for Christmas", starb im Alter von 74 Jahren. Der Song wurde zunächst nicht als Single veröffentlicht, entwickelte sich aber langsam zu einem Welthit. Reas Musik spiegelt seine Erfahrungen und Emotionen wider, darunter die kritische Auseinandersetzung mit dem urbanen Lebensstil in "The Road to Hell Pt 2" und die Verletzlichkeit in "Tell Me There’s a Heaven". Der Musiker litt in den letzten Jahren seines Lebens an ernsthaften Gesundheitsproblemen, verstarb jedoch im Kreise seiner Familie.
InhaltBekannt wurde er mit einem Weihnachtslied, das auch jetzt wieder überall zu hören ist. Natürlich. Doch wer das Werk von Chris Rea verstehen will, muss sich mit anderen Songs beschäftigen – und seiner Familie. Er wird nicht vergessen sein. In den kommenden Tagen am allerwenigsten, so viel ist sicher. Mit seinem Song "Driving Home for Christmas" lieferte Chris Rea den Soundtrack für viele Weihnachtstage. Dabei wurde der Song zunächst nicht als Single veröffentlicht und erschien auf der B-Seite eines Best-of-Albums. Erst langsam wurde daraus ein Welthit. Es ist schon eine besondere Pointe, dass der Sänger nun im Alter von 74 Jahren starb, während weltweit wieder Menschen mit seiner Musik für die Feiertage nach Hause fahren. Doch der Weihnachtssong ist nicht das einzige Werk, das auch künftig an die Karriere des britischen Künstlers erinnert. Eine Würdigung in drei Songs und einer besonders berührenden Geschichte. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Die Idee für seinen bekanntesten, offensichtlichsten und vielleicht auch manchmal anstrengendsten Song kam Chris Rea nach eigener Auskunft im alten Austin Mini seiner Frau. Angeblich auf dem Beifahrersitz, weil der Sänger kurz zuvor seinen Führerschein abgeben musste. Es war Ende der Siebzigerjahre, auf der verschneiten Heimfahrt von London nach Middlesbrough, weil sein Label ihm nicht mal ein Zugticket bezahlen wollte. So heißt es. Rea saß im Stau, beobachtete die mürrischen Gesichter der anderen Fahrer und begann aus Spaß die Zeile "We're driving home for Christmas" zu singen. Angeblich notierte er die ersten Textfragmente im Licht der Straßenlaternen. Die Umstände erklären vielleicht auch, was den Weihnachtssong besonders und bis heute recht erträglich macht: Es ist mehr ein Autolied als eine Weihnachtsschnulze. Es geht nicht um religiöse Gefühle oder gebrochene Herzen, aber um das Gefühl von Wärme, Hoffnung und Heimkehr. Die Zeitlosigkeit dieser Bedürfnisse half dem Song vielleicht auch dabei, bis 1988 nicht vergessen zu werden. Denn erst da stand er erstmals in den britischen Charts. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Wieder ein Autofahr-Song und doch ganz anders: In "The Road to Hell Pt 2" besingt Chris Rea erneut den Alltag auf der Straße. Konkret seine eigenen Erfahrungen in endlosen Rushhour-Staus auf den Autobahnen M25 und M4 rund um London. Er fühlte sich von Neonlichtern, Abgasen und der Hektik der Großstadt bedrückt. Der Song wurde 1989 bei Veröffentlichung die erfolgreichste Single des erfolgreichsten Albums des Briten. Auch, wenn es darum um düstere Themen wie Konsumwahn, Kreditabhängigkeit und den Verlust von Lebensfreude im modernen Arbeits- und Stadtleben geht. Es war ein Rocksong, der kritisch und zugleich radiotauglich war, offensichtlich auch ein Lebensgefühl traf. Und warum Part 2? Weil es auf dem Album noch einen ersten Teil gibt, gewissermaßen ein Intro. In diesem spricht Rea beinahe, wenn er die Szenerie atmosphärisch dicht als "Fluss voller Gift" und "Straße zur Hölle" beschreibt. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Mit "Tell Me There’s a Heaven" zeigt Chris Rea die Bandbreite seines Könnens. Und sich selbst still und auch verletzlich. Das Lied entstand, nachdem Reas kleine Tochter Josephine in den Fernsehnachrichten sah, wie ein Mann bei Protesten in Südafrika getötet wurde. Aus der hilflosen Antwort "Dieser Mann ist jetzt im Himmel" ihres Großvaters, des Vaters seiner Frau, machte Rea einen ganzen Song. In diesem geht es nicht nur um kindliche Unschuld, sondern auch die Zweifel eines Erwachsenen. Aus der sinnlosen Gewalt erwachsen tröstende Worte und mitfühlende Klänge. Der fast sechsminütige Song ist nicht der Einzige, in dem der Musiker auf Gespräche mit seiner Tochter zurückgriff – aber vermutlich der bewegendste. Verletzlichkeit erfuhr Chris Rea Anfang der Nullerjahre auch selbst, als er die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhielt. Nach der Entfernung der erkrankten Drüse musste der Musiker sein bisheriges Leben grundlegend umstellen. Er litt an Diabetes und vielen weiteren Problemen. Für den Rest seines Lebens war er weniger belastbar. 2016 erlitt er einen Schlaganfall. Im Jahr darauf brach er während eines Konzerts in Oxford auf der Bühne zusammen. Auch vor seinem Tod, wenige Tage vor Weihnachten 2025, hatte sich sein Gesundheitszustand offenbar weiter verschlechtert. Als er im Krankenhaus starb, war er Medienberichten zufolge jedoch nicht allein – sondern umgeben von seiner Frau und den zwei gemeinsamen Kindern. Den Menschen, denen er immer wieder seine Musik gewidmet hatte.