Datum22.12.2025 02:08
Quellewww.spiegel.de
TLDRDas US-Justizministerium hat ein bislang gelöscht geglaubtes Foto von Donald Trump aus den Epstein-Akten wieder online gestellt, nachdem es unter Druck geraten war. Kritiker vermuteten eine gezielte Löschung von Trump-Referenzen. Das Foto zeigt Trump mit mehreren Frauen und wurde veröffentlicht, nachdem das Ministerium den Opferschutz geprüft hatte. Die Verwaltung steht in der Kritik für massive Schwärzungen und das fehlerhafte Veröffentlichen von Dokumenten. Trump distanziert sich von Epstein, der 2019 starb, und sieht das Thema als heikel.
InhaltEin Bild in den Epstein-Files zeigt den US-Präsidenten umgeben von Frauen. Doch kurz nach der Veröffentlichung am Freitag fehlte es plötzlich im Datensatz. Nun hat sich das Justizministerium dazu erklärt. Die Empörung war am Freitagnachmittag groß gewesen. Zwar hatte das US-Justizministerium unter massivem Druck vier Datensätze auf seiner Website hochgeladen, die Tausende Dateien zu dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein enthalten. Doch in den Dokumenten finden sich erhebliche Schwärzungen – bereits dafür erntete das Ministerium Kritik. Doch dann wurde klar: Aus den bereits online veröffentlichten Dokumenten wurden nachträglich mindestens 15 Dateien gelöscht. Darunter befindet sich mindestens eine Datei mit Aufnahmen von US-Präsident Donald Trump. Nun erklärt das Justizministerium: Die umstrittene Aufnahme ist wieder online. In einer Mitteilung heißt es, man habe zunächst untersuchen müssen, ob das Foto den Opferschutz missachte. Kritiker hatten hingegen vermutet, dass jeder Bezug von Trump zu Epstein aus den lückenhaften Veröffentlichungen getilgt werden sollte. "Nach einer Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Aufnahme keines der Opfer von Epstein zeigt. Es ist daher ohne Veränderung wieder online zugänglich", teilte das Ministerium mit. Das zwischenzeitliche Löschen sei auf Bitten von Betroffenen erfolgt, hieß es. Warum die Prüfung nicht vor der Veröffentlichung erfolgte, ist unklar. Der SPIEGEL hatte die zunächst verfügbare Download-Version der Daten und die später abrufbare Fassung verglichen (mehr dazu lesen Sie hier ). Demnach fehlen mindestens 15 Dateien, die ursprünglich Teil der Erstveröffentlichung waren. Das Justizministerium ließ mehrere SPIEGEL-Anfragen zu den Löschungen am Samstag unbeantwortet. Auch andere Medien berichteten über den Vorgang. Eine der zwischenzeitlich nicht mehr auffindbaren Dateien trägt den Namen "EFTA00000468.pdf". Sie enthält eine offenbar von Ermittlern angefertigte Übersichtsaufnahme aus einem Zimmer: Zu sehen ist eine Kommode mit geöffneter Schublade, darauf und darin zahlreiche gerahmte Fotografien sowie lose Papierstapel. In der Schublade befinden sich zwei Aufnahmen des damaligen Immobilienunternehmers und heutigen US-Präsidenten Trump. Auf dem einen Foto steht Trump neben seiner heutigen Frau Melania, auf dem anderen ist er umgeben von mehreren Frauen, die teilweise im Bikini zu sehen sind. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Trump war mit Epstein bekannt, hat den Kontakt nach eigenen Angaben jedoch Anfang der Nullerjahre abgebrochen. Er gibt an, nichts von den Sexualverbrechen Epsteins gewusst zu haben. Der bis in höchste Kreise vernetzte Finanzberater Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden, nach offiziellen Angaben beging er Suizid. Ihm wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und Frauen missbraucht und an Prominente weitergereicht zu haben. Keine der von Epstein missbrauchten Frauen hat bisher öffentlich Vorwürfe gegen Trump erhoben. Für den Präsidenten ist das Thema extrem heikel. Er versucht, so viel Distanz wie möglich aufzubauen. Die Epstein-Akten sind eines der wenigen Beispiele, in denen sich die sonst extrem loyale Fangemeinde teilweise kritisch gegen Trump äußert. Ein kürzlich vom Kongress verabschiedetes Gesetz verpflichtet das Justizministerium zwar, die Epstein-Akten zu veröffentlichen, enthält jedoch auch zahlreiche Ausnahmen, darunter, dass Opfer zu ihrem Schutz unkenntlich gemacht werden. Zahlreiche Dateien waren vorab unleserlich gemacht worden, wie etwa ein komplett geschwärztes, 119-seitiges Dokument der New Yorker Justiz. Das Justizministerium hat bisher nicht bekannt gemacht, wie es bei der Veröffentlichung und Schwärzung der Dokumente vorgegangen ist. So ist zahlreichen Beobachtern aufgefallen, dass die ersten Dokumente zwar zahlreiche Bezüge zum demokratischen Ex-Präsidenten Bill Clinton aufweisen, jedoch kaum welche zu Trump. Das Ministerium will in den nächsten Wochen weitere Dokumente öffentlich machen. Laut Gesetz hätten sämtliche Dokumente eigentlich spätestens am Freitag hochgeladen werden müssen. Den Fristverstoß erklärte Vize-Justizminister Todd Blanche mit hohen Auflagen zum Schutz der Epstein-Opfer. Kritik kam auch aus den Reihen von Trumps Republikanern. Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene kritisierte, die starke Bearbeitung der Epstein-Akten entspreche nicht den Zielen von Trumps MAGA-Bewegung (Make America Great Again). "Die Leute sind wütend und wenden sich ab", schrieb sie im Onlinedienst X. Die ehemalige vehemente Trump-Unterstützerin Taylor Greene war wegen mangelnder Transparenz im Epstein-Skandal schon seit einigen Wochen auf deutliche Distanz zum Präsidenten gegangen. Auch der republikanische Abgeordnete Thomas Massie kritisierte nun, die starken Einschränkungen bei der Freigabe der Epstein-Dokumente widersprächen "Geist und Buchstaben" des vom Kongress verabschiedeten Gesetzes.