Datum22.12.2025 01:50
Quellewww.zeit.de
TLDRAuf der Jahreskonferenz der konservativen Organisation Turning Point USA in Phoenix kam es zu Auseinandersetzungen über Antisemitismus, Israel und die Nachfolge von Donald Trump. Ben Shapiro kritisierte prominente rechte Influencer wie Tucker Carlson und Candace Owens für ihre Haltung zu Antisemitismus, insbesondere den Umgang mit dem ultrarechten Nick Fuentes. Erika Kirk unterstützte Vizepräsident JD Vance als möglichen Nachfolger Trumps, dessen Movement weiterhin großen Einfluss auf die Republikaner hat. Die eventuelle Nachfolge und interne Streitigkeiten werfen Fragen zur künftigen Richtung der Partei auf.
InhaltAuf der Konferenz der konservativen Organisation Turning Point USA kommt es zum Streit über Antisemitismus und Israel. Es geht dabei auch um Donald Trumps Nachfolge. Bei der Jahreskonferenz der Jugendorganisation Turning Point USA des im September erschossenen rechten Aktivisten Charlie Kirk ist es zum Streit zwischen Vertretern verschiedener Lager gekommen. Der rechtskonservative Podcaster und Mitgründer der Medienorganisation Daily Wire, Ben Shapiro, kritisierte in seiner Rede beim sogenannten "AmericaFest" in Phoenix die einflussreichen rechten Meinungsmacher Tucker Carlson, Candace Owens, Steve Bannon und Megyn Kelly als "Betrüger" und "Ganoven". Besonders das Thema Antisemitismus und der Umgang mit Israel sorgten für Auseinandersetzungen. Shapiro, der selbst orthodoxer Jude ist, zeigt sich empört über Carlson, weil der Moderator Ende Oktober in seinem Podcast den ultrarechten Influencer Nick Fuentes zu Gast hatte. Fuentes ist bekannt für rassistische, antisemitische und frauenfeindliche Kommentare. "Wenn man einen Hitler-Apologeten, Nazi-liebendes, anti-amerikanisches Stück Müll wie Nick Fuentes einlädt…, dann sollte man auch dazu stehen", sagte Shapiro. Shapiro kritisierte auch die Influencerin Candace Owens. Owens war nach dem Attentat auf Charlie Kirk durch verschiedene Verschwörungstheorien aufgefallen, in denen sie behauptete, für den Anschlag seien unter anderem die israelische und die französische Regierung verantwortlich. Auch eine mögliche Verschwörung innerhalb von Turning Point USA könnte hinter der Tat stehen, sagte sie. "Die Leute, die sich geweigert haben, die wahrlich bösartigen Angriffe von Owens zu verurteilen, haben sich der Feigheit schuldig gemacht", sagte Shapiro. Bannon, der ehemalige Stratege von US-Präsident Donald Trump in dessen erster Amtszeit und eine wichtige Stimme innerhalb der Maga-Bewegung, sagte, Shapiro und andere seien Teil der "Israel First Clique", die nicht die USA an erste Stelle setze, wie es Trumps Schlagwort "America First" eigentlich vorsehe. Carlson kritisierte ebenfalls die bedingungslose US-Unterstützung für Israel. Charlie Kirks Witwe Erika versuchte, den Streit zu entschärfen. "Ihr werdet nicht mit jedem auf dieser Bühne an diesem Wochenende übereinstimmen, und das ist okay", sagte sie dem Publikum zum Auftakt der Veranstaltung im Kongresszentrum von Phoenix: "Willkommen in Amerika". Zu dem von Donnerstagabend bis Sonntagmittag dauernden Event waren rund 30.000 Teilnehmer angereist, etwa eineinhalbmal so viele wie im vergangenen Jahr. Auch die Frage der Nachfolge von Donald Trump als Präsident aber auch als Anführer der Bewegung stand im Raum. Wer solle nach Trump die Führung übernehmen, fragte Kommentator Carlson in seiner Rede auf der Konferenz. "Wer bekommt die Maschinerie, wenn der Präsident die Bühne verlässt?" Carlson werden immer wieder selbst Ambitionen auf eine Führungsrolle nachgesagt. Erika Kirk gab gleich zu Beginn eine Unterstützungserklärung für eine mögliche Kandidatur von Vizepräsident JD Vance bei der Wahl 2028 ab. Mit ihr hat Vance die Wortführerin der einflussreichen rechten Organisation auf seiner Seite. "Turning Point USA" ist an Universitäten und High Schools im ganzen Land vertreten. Tausende junge Freiwillige könnten bei den republikanischen Vorwahlen viele Wähler für Vance mobilisieren. Schon bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr spielte "Turning Point USA" eine wichtige Rolle vor allem junge Wähler für Donald Trump zu gewinnen. Vance hat sich bisher noch nicht eindeutig festgelegt, ob er 2028 antreten wird. Als Vizepräsident befände er sich aber in einer günstigen Position. Trump kann laut Verfassung kein drittes Mal zum Präsidenten gewählt werden. Als mögliche Nachfolger brachte er zuletzt sowohl Vance als auch Außenminister Marco Rubio ins Spiel. "Ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand gegen diese beiden antreten würde", sagte Trump Ende Oktober. "Ich denke, wenn sie eine Gruppe bilden würden, wäre die unaufhaltbar." Mit seiner Bewegung "Make America Great Again" hat Trump die republikanische Partei zehn Jahre lang bestimmt. Wie es nach seinem Abgang mit Amerikas Konservativen weitergeht, ist ungewiss. Die Vorstellung, dass es einen "Bürgerkrieg" innerhalb der Partei geben werde, sei jedoch falsch, sagte Carlson. Solche Gerüchte würden jene streuen, die eine Kandidatur von Vance verhindern wollten.