Datum22.12.2025 01:20
Quellewww.zeit.de
TLDRHessens erste Urnenkirche wird 2026 in Frankfurt eröffnet, um eine zeitgemäße Trauerkultur zu fördern. Die Kirche St. Michael bietet Platz für etwa 2.500 Urnen und soll einen geschützten Raum für die Verbindung von Lebenden und Toten bieten. Anonyme Beisetzungen sind ausgeschlossen, und die Angehörigen können mit einem Segen verabschiedet werden. Die Baukosten betragen rund 3,1 Millionen Euro, wobei das Bistum 1,4 Millionen Euro finanziert. Der Umstieg von Sarg- zu Urnenbestattungen spiegelt sich in diesem Projekt wider.
InhaltHier finden Sie Informationen zu dem Thema „Neue Trauerkultur“. Lesen Sie jetzt „Hessens erste Urnenkirche soll 2026 öffnen“. Eine besondere Begräbnisform soll ab dem kommenden Jahr in Frankfurt möglich sein. Dort öffnet - wahrscheinlich im ersten Halbjahr - Hessens erste Urnenkirche. Momentan ist vor der denkmalgeschützten Trauerkirche St. Michael im Stadtteil Nordend noch eine Baustelle. In dem großen Innenraum stehen bereits erste Wände. Wenn alles fertig ist, sollen hier einmal um die 2.500 Urnen Platz haben. Die Hoffnung sei, dass es in der ersten Jahreshälfte losgehe, sagt Verena Maria Kitz vom Zentrum für Trauerseelsorge St. Michael. "Das Besondere an dem Ort ist die Verbindung von Lebenden und Toten unter einem Dach in einem geschützten Raum", erklärt Kitz. Die Toten könnten würdig beigesetzt werden. Und für die Angehörigen - oder Menschen, die sich mit Tod und Trauer auseinandersetzten - gebe es einen Ort, an dem das hoffentlich gut möglich sei. Nach Angaben des Bistums Limburg ist es die erste Urnenbegräbniskirche in Hessen. Die Idee kommt offensichtlich an. So gebe es bereits eine Liste mit Interessenten, die gerne in der Urnenkirche beigesetzt werden wollen. Die Konfession solle keine Rolle spielen, sagt die Trauerbegleiterin. Anonyme Beisetzungen seien aber nicht erwünscht. "Zwei Voraussetzungen haben wir. Wir möchten gerne alle mit ihrem Namen beisetzen und wir möchten einen Segen sprechen dürfen." Die Kosten für den Umbau der Kirche werden laut Kitz rund 3,1 Millionen Euro betragen, von denen das Bistum 1,4 Millionen Euro beisteuert. Der Rest soll über den Verkauf der Urnenplätze finanziert werden. Der Preis für einen Platz mit einer Ruhezeit von 15 Jahren richtet sich einer vergleichbaren Grabstätte auf städtischen Friedhöfen. Zudem gibt es auch günstigere Plätze für Menschen mit geringerem Einkommen. Urnenkirchen gibt es bereits in mehreren anderen Bundesländern, beispielsweise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Sie sind auch eine Antwort auf eine gesellschaftliche Entwicklung, denn eine Bestattung im Sarg - was vor einigen Jahrzehnten noch ganz geläufig war - kommt mittlerweile seltener vor. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Bestatter werden 80 Prozent der Verstorbenen inzwischen feuerbestattet. Die Asche wird dann in einer Urne beigesetzt - oder es erfolgt eine Baum- oder Seebestattung. Auch Kitz hält die Urnenkirche für zeitgemäß. "Wir sehen, wie sehr sich die Trauerkultur verändert hat." Viele Menschen hätten keine Zeit oder kein Interesse, ein Familiengrab über lange Zeit zu pflegen. Und auch die Art und Weise, zu trauern, habe sich verändert. "Also ganz regelmäßig auf den Friedhof zu gehen, das schaffen viele gar nicht mehr." Dennoch sei es ganz wichtig, einen Ort für die Trauer zu haben, "der ästhetisch ist, um den sich jemand anderes gegebenenfalls kümmert und der trotzdem ein würdiger Ort ist, an dem man auch noch mit anderen zusammenkommen kann". Ursprünglich sollte die Urnenkirche in Frankfurt bereits Ende 2024 eröffnen. Allerdings hatte es mehrere Verzögerungen gegeben. © dpa-infocom, dpa:251222-930-454953/1