Internetstars, die das Jahr prägten: iShowSpeed, Zahide, Sashka und weitere Durchstarter

Datum21.12.2025 07:28

Quellewww.spiegel.de

TLDRDer Artikel stellt zehn Internetstars vor, die 2025 das Jahr prägten, darunter iShowSpeed, Zahide und Holle. iShowSpeed begeistert mit weltweit populären Livestreams und einem riesigen Publikum. Zahide, eine 15-jährige Rapperin, erreichte mit TikTok und ihrem Debütalbum große Erfolge. Holle eröffnete einen Imbiss nach seinem Döner-Testformat. Weitere interessante Persönlichkeiten sind Marie Lina Smyrek mit ihren skurrilen Interviews, Opa Werner, der mit 88 Jahren viral ging, und Clara Lösel, die mit Gedichten auf Instagram erfolgreich wurde.

InhaltDer Streamer iShowSpeed sorgt weltweit für Massenaufläufe. Döner-Tester Holle eröffnet einen eigenen Imbiss. Und die 15-jährige Zahide rappt sich über TikTok in die Charts. Zehn Durchstarter des Jahres. Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. 2025 ist in der Influencer-Welt viel passiert: Live auf Twitch kam zum Beispiel ein Baby zur Welt. Doch es gab auch schockierende Nachrichten wie den Tod von "Gewitter im Kopf"-Star Jan Zimmermann und Angriffe auf Livestreamerinnen und -streamer  . Mit Simon Desue landete in Dubai ein bekannter deutscher Internetstar in Untersuchungshaft. Hierzulande fühlte sich der Cutter Pamabu von Streamingstar Papaplatte gehostet und geprellt . Alexander Prinz aka Der Dunkle Parabelritter schrieb ein Buch über "Oststolz" . Und Robin Blase aka RobBubble zeigte mit einem fast einstündigen Report über extrem dubiose Chats im Namen großer Influencer  , wie man als YouTuber investigativ arbeitet. Wer 2025 noch auffiel? Hier sind zehn Content-Creator, die Aufsehen erregten. Der Amerikaner Darren Watkins Jr. aka IShowSpeed ist nicht der allergrößte, aber der aktuell wohl spannendste Weltstar der Creator-Szene. 46,5 Millionen Menschen folgen seinem Hauptkanal auf YouTube. Tendenz: rasant steigend. Bekannt ist Watkins vor allem für wilde "In real life"-Streams, also Livestreams in der Öffentlichkeit. Watkins kennt man fast überall auf der Welt. Diesen Sommer war er knapp drei Wochen lang auf Europatour. In Finnland ließ sich der 20-Jährige anzünden und in Slowenien von einem Rottweiler jagen. Jeweils im Schutzanzug, versteht sich. In Kroatien sprang er von Klippen ins Baltische Meer. Wo auch immer der Creator auftauchte, stets folgte ihm eine Riesentraube "Speed" grölender Teenager, die oft nur mithilfe von Sicherheitskräften und Polizei gebändigt werden konnte. Kaum jemand symbolisiert so sehr wie Watkins, dass man durchs Netz zum globalen Phänomen werden kann. Selbst Sportstars, Musiker und Politiker suchen inzwischen seine Nähe, um ein junges Publikum zu erreichen. Ein ausführliches Porträt von Watkins lesen Sie hier.  Creator-Interviews findet man online ohne Ende. Aber nirgendwo sind sie inhaltlich so skurril und so erbarmungslos geschnitten wie bei Marie Lina Smyrek. In ihrem Format "smypathisch – die Show", das 2025 in die zweite Staffel ging, sitzt sie in einem rosa Set sehr weit von ihren Gästen entfernt, an einem übertrieben langen Tisch, der an Wladimir Putin denken lässt. Aus dieser sicheren Distanz bombardiert die Entertainerin Creator wie Malte Zierden und Filow, aber zum Beispiel auch Heidi Reichinnek und Luisa Neubauer mit oft frechen Fragen. Smypathisch-Interviews sind ein wilder Mix aus Verhör und What-the-fuck. Gerade weil die Interviewten oft unsicher sind, wie sie sich in der bewusst absurden Situation verhalten sollen. Smyrek selbst mischt die Creator- und Comedy-Welt schon länger auf, 2023 wurde sie mit dem Grimme Preis ausgezeichnet. Dessen Jury warf damals die Frage auf, ob ihr auf TikTok bekannt gewordenes News-Kommentier-Format "smypathisch" vielleicht "das perfekte Smartphone-Format" sei. "Solche Leute werden den öffentlich-rechtlichen Rundfunk retten", lautete ein weiterer Hot Take, denn sowohl "smypathisch", als auch "smypathisch – die Show" sind Funk-Formate. Maximilian Knabe aka HandOfBlood ist ein Urgestein der deutschen Webvideoszene. Vom Content her neu erfunden hat er sich bereits 2024, als er seinen Hauptfokus von YouTube hin zu Twitch verschob. 2025 aber war kaum jemand in der Szene so umtriebig wie Knabe. Im Januar zum Beispiel unterhielt er sich fast drei Stunden lang mit dem damaligen Vizekanzler und Wahlkämpfer Robert Habeck . Der adelte ihn als "Obertwitcher". Einen Platz auf dieser Liste sicherte Knabe aber eine andere Aktion. Im August zelebrierte er den Launch des Erfrischungsgetränks "Knabe Kola" mit einem 24-Stunden-Rave im Berliner Klub Ritter Butzke. Die Bilder dieses Events – das ist keine Übertreibung – gingen um die Welt. Streamerinnen und Streamer aus zahlreichen Ländern reagierten ungläubig auf Szenen, in denen Knabe das Publikum antreibt oder Videospiele spielt, während um ihn herum wild gefeiert wird. Knabe selbst teilte später einen Zusammenschnitt des Raves  mit den Worten: "Das war die krankeste Scheiße meines Lebens." "Just a girl chasing her dreams ✨", "nur ein Mädchen, das seine Träume verfolgt", steht ganz oben in der Instagram-Bio von Rosemondy. Sie schaffte dieses Jahr endgültig den Sprung in die Topriege der deutschen Streamingszene – ein Umfeld, das nach wie vor männerdominiert ist. Rosemondy spielt vor der Kamera Games wie "Minecraft" und "Fortnite", immer wieder interagiert sie selbstbewusst mit Szenegrößen wie Elias Nerlich. In ihrer Twitch-Selbstbechreibung schreibt sie selbst, sie habe "große Sprachprobleme", vor allem S- und Umlaute seien für sie schwer. Aufhalten lässt sie sich davon nicht. Clips zum Thema – vor allem zu ihrem lockeren Umgang damit – gehen immer wieder viral. Als Rosemondy bei den StreamAwards die beiden begehrten Auszeichnungen als Streamerin und Newcomerin des Jahres abräumte, nutzte sie die große Bühne für eine Botschaft an ihre Kolleginnen und solche, die es werden wollen: "Jede Frau, die angefangen hat, zu streamen, hat sich anhören müssen ›Du bist nicht witzig‹, ›Du kannst nicht unterhalten‹, ›Du kannst nicht zocken‹", sagte sie, "und doch: Das können wir eben." "Mashallah, Opa einfach Meme geworden", fasst Opa Werner es in einem Video zusammen, bevor er auf einem Festival ein Bier trichtert. Mit 88 Jahren ist er der älteste Newcomer der Internetszene. Der gebürtige Berliner startete in diesem Jahr als Teil der "Rentner-WG" mit humorigen Kurzclips durch. So richtig viral ging er aber mit Videos, in denen er Matcha Lattes testet – "Matsche Latsches", wie er es nennt. "Dit schmeckt so nach Pappe, habt ihr da ein Tempotaschentuch noch ringemacht?", fragt er in seinem ersten und bekanntesten Probiervideo. Kurze Zeit später fand sich Werner in Zeitungsberichten und Fernsehbeiträgen wieder. Lidl brachte ihn auf eine riesige Werbeleinwand in Köln. Sogar die britische "Times" berichtete und erklärte Opa Werner zu "Deutschlands angesagtestem Influencer". "Ich will nicht den ganzen Tag aus dem Fenster gucken und warten, dass ich mal tot bin", erklärte der 88-Jährige seine Motivation in einem SPIEGEL-Interview . In der Welt der Influencer und B- bis C-Promis gibt es ständig neue Trends und Skandale. Alexandra Schulze alias Sashka, die in Hannover lebt und 2006 aus der Ukraine nach Deutschland kam, seziert sie verlässlich. Wer ihr folgt, muss nicht länger jede Insta-Story und jeden Streamer-Schnipsel anklicken. Die Videos auf ihrem YouTube-Kanal heißen "Jung, fame, betrunken – wenn Absturz zur Marke wird" oder "Fett im Geschäft – wenn Influencer sich für Fast Food verscherbeln", Hunderttausende schauen sich das an. Mit ihren meinungsstarken Essays ist Sashka eine interessante und relevante Meta-Stimme aus der Welt der Content-Creator, seit Kurzem hat sie mit Matteo van Vliet auch einen Podcast namens "We listen & we judge". Auch hier ist mit so manchem gnadenlosen Urteil zu rechnen. Döner-Enthusiasten haben seit April so etwas wie eine neue Pilgerstätte. Sie liegt in Hamburg, unweit der Alster, im Einkaufszentrum Europapassage. Dort im zweiten Obergeschoss weist eine oft sehr lange Warteschlange den Weg zu "Honest Kebab". Eröffnet hat den Imbiss der YouTuber Holger Schwietering aka "Holle". Bekannt wurde der gebürtige Buxtehuder mit Dönertests samt einer Rangliste (mehr dazu hier ), ein eigener Döner war so etwas wie die logische Konsequenz. Seine Grundidee sei "ein traditionelles Produkt", sagt Schwietering dem SPIEGEL, "aber die Qualität an jeder Stellschraube ans Maximum getrieben". Dass sich der anfängliche Hype bis heute hält, trotz einer Preiserhöhung auf 10,90 Euro, beweist wohl, dass seine Eigenkreation nicht nur Fans schmeckt. Eine niedrige vierstellige Zahl an Dönern ginge jeden Tag über die Theke, sagt Schwietering. Schon 2026 wolle er weitere Standorte von Honest Kebab eröffnen. Wo und wann genau, sei aber noch ein Geheimnis. Mit Poesie gewinnt man online keinen Blumentopf? Von wegen. Die aus Gießen stammende und in Berlin lebende Autorin Clara Lösel zeigt, dass auch Gedichte in den sozialen Medien funktionieren. Es müssen eben die richtigen sein. Lösel hat Germanistik und Romanistik studiert, bekannt wurde sie Ende 2023: Da fing sie damit an, 100 Tage lang jeweils ein Gedicht auf Instagram zu stellen. Inzwischen folgen ihr allein auf dieser Plattform 370.000 Accounts, dieses Frühjahr landete sie mit ihrem Buch "Wehe du gibst auf" einen Bestseller. Die 26-Jährige hat verstanden, wie man die Gefühlswelt junger Menschen zeitgemäß in Worte fasst. Zu ihren Themen zählen neben dem Erwachsenwerden und der Liebe auch Mental Health, Einsamkeit und Politik. Ihre Texte trägt Lösel auf eine besondere Art vor: Die Kamera ist dabei sehr nah an ihrem Gesicht, im Prinzip sieht man nur ihren Kopf und den Schulteranfang. Lösels Vortragsstimme ist zudem "fest und gleichzeitig zart", wie es SPIEGEL-Redakteurin Kim Staudt im April in einem Porträt ausdrückte . In seinen Videos geht es darum, dass Ehrlichkeit in Jobinterviews nicht immer weiterhilft. Oder um Männer, die die Jobs guter Freunde gar nicht so genau kennen. Oder um Deutsche, die jedes Gericht mit mehr als zwei ungekochten Lebensmitteln "Salat" nennen. Fabian Rashagai schafft es, aus kleinen Alltagsmomenten lustige Kurzclips zu machen. Seine Minisketche erreichen regelmäßig sechs- und siebenstellige Abrufzahlen. Allein auf TikTok folgen dem Comedian mehr als 650.000 Accounts. Sein Jahr 2025 in einem Satz? "Ich weiß nicht, was passiert, aber ich bin dabei!", schreibt Rashagai dem SPIEGEL in einer Kurznachricht. Passiert ist bei Rashagai wirklich viel: Er hatte Stand-up-Auftritte, TikTok zeichnete ihn als deutschen Creator des Jahres aus. Und er launchte den Podcast "Musste durch" mit Levi Penell. Dort teilte Rashagai eine sehr persönliche Geschichte: Er erzählte, wie er innerhalb weniger Wochen beide Elternteile verlor. Danach hätten ihn viele berührende Nachrichten erreicht, berichtet Rashagai – etwa von Menschen mit ähnlichen Schicksalsschlägen, die sich für seine Offenheit bedankten. Sechs Songs in den deutschen Singlecharts. Rund 1,8 Millionen monatliche Hörer auf Spotify. 8,5 Millionen Follower auf TikTok. Einen Bambi als Shooting-Star noch vor dem ersten Album. Und das alles mit gerade einmal 15 Jahren. Die Rapperin Zahide zeigte in diesem Jahr eindrucksvoll, wie man mithilfe von Kurzvideo-Plattformen Karriere als Musikerin macht. Als Teil der Berliner Tanzcrew Lunatix begann Zahide 2023 damit, Streetdance-Videos auf TikTok zu posten und baute sich damit eine Community auf. Ende 2024 folgte der Schritt ins Musikbusiness: Unterschrift bei Universal, "TikTok sportlich" als ersten Hit, später "Mona Lisa Motion" und "Ballert auf lautlos". Inzwischen läuft Zahide auch nicht mehr nur auf TikTok, sondern auch im Radio. Am 19. Dezember krönte sie ihr Jahr mit ihrem Debütalbum "Pretty Privilege". Im Song "Rede" rappt Zahide darauf: "Junge Macher, do you know what I mean? //Mein Taschengeld wird eine Money-Machine, aha, aha (heh)" Collage: [M] Sarah Dillon / DER SPIEGEL; Fotos: Eventpress Kochan / IMAGO; Anadolu Agency / IMAGO; funk.; Ansgar Dlugos / DER SPIEGEL; Sebastian Wolf / DER SPIEGEL