Datum21.12.2025 05:00
Quellewww.zeit.de
TLDRDie Tafeln in Mecklenburg-Vorpommern stehen 2025 vor großen Herausforderungen: steigende Nachfrage und rückläufige Lebensmittelspenden machen ihnen zu schaffen. Die stellvertretende Vorsitzende Alexandra Bauer berichtet von Engpässen und einem Rückgang an ehrenamtlichen Helfern. Ein Grund für weniger Spenden sind optimierte Lieferketten und die Kommerzialisierung von Restposten. Zudem betont sie die wichtige Unterstützung durch Fans des Fußballvereins Hansa Rostock. Für die Zukunft wünscht sich der Landesverband mehr Lebensmittel und politische Hilfestellung.
InhaltHier finden Sie Informationen zu dem Thema „Bilanz 2025“. Lesen Sie jetzt „Ehrenamt am Limit – Tafeln in MV kämpfen mit Engpässen“. Die Tafeln in Mecklenburg-Vorpommern blicken auf ein schwieriges Jahr 2025 zurück. "Es gibt immer mehr Tafelgänger, die auf uns angewiesen sind. Gleichzeitig geht die Menge der gespendeten Lebensmittel kontinuierlich zurück", sagte Alexandra Bauer, die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Tafel Mecklenburg-Vorpommern, auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Exakte Angaben darüber, wie viele Lebensmittel von den 28 Mitgliedstafeln im Land im vergangenen Jahr verteilt wurden, gibt es nicht. Aus der Kleinstadt Demmin im Kreis Mecklenburgische Seenplatte berichtet deren Tafel-Vorsitzende Bauer aber: "Demmin hat etwa 10.000 Einwohner. Wir versorgen mit 13 Mitarbeitenden an fünf Ausgabestellen etwa 500 bis 800 Familien. Und das an bis zu fünf Tagen in der Woche von 8.00 bis 18.00 Uhr. Wir sind alle am Anschlag." Deutschlandweit sind in diesem Jahr 265.000 Tonnen Lebensmittel "gerettet" worden. "Runtergerechnet sind das 500 Kilogramm Lebensmittel pro Minute. Das entspricht beispielsweise 500 Kartons Milch, die pro Minute gerettet werden und die sonst im Müll landen würden", teilte Tafel Deutschland mit. Für den Rückgang der Lebensmittelspenden macht die stellvertretende Landeschefin zum einen die Lieferkettenoptimierung, zum anderen aber auch die Kommerzialisierung von Restposten verantwortlich: "Waren werden mit künstlicher Intelligenz mittlerweile punktgenau bestellt." Dazu habe "jeder Discounter ein MHD-Regal", an dem Waren, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nahe ist, angeboten werden. Bauer: "Dort werden Produkte zu einem Spottpreis angeboten, die aber für die Tafelgänger noch immer zu teuer sind." Außer dem Rückgang der Lebensmittelspenden macht sich beim Landesverband auch ein Rückgang von ehrenamtlichen Helfern bemerkbar. Alexandra Bauer: "Vor allem Fahrer fehlen. Wir sind zu 100 Prozent auf Ehrenamtler angewiesen." Fast jede Tafel in Mecklenburg-Vorpommern betreibt nach Angaben des Landesverbands auch eine Kleiderkammer. Dazu werden Hygieneprodukte und auch Tierfutter verteilt. "Tiere sind gerade für Senioren häufig der einzige Bezugspunkt", sagt Bauer. Deutlich hervor hob die stellvertretende Landesvorsitzende die Zusammenarbeit der Tafeln mit der Anhängerschaft des Fußball-Drittligisten Hansa Rostock, die sehr hilfs- und spendenbereit sei. Bauer: "Die Fans sind sehr aktiv, und wir sind sehr dankbar dafür." Und ihre Wünsche für 2026: "Wir wünschen uns mehr Lebensmittel und mehr Unterstützung von der Politik. Da fühlen wir uns sehr alleingelassen." © dpa-infocom, dpa:251221-930-451751/1