Datum20.12.2025 16:37
Quellewww.spiegel.de
TLDRDer Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein, der über 20 Jahre andauert, erwacht erneut durch die Freigabe neuer Akten der US-Regierung. Epstein, ein Multimillionär mit Verbindungen zu Mächtigen, wurde bereits 2005 wegen Missbrauchs von Minderjährigen angezeigt, erhielt jedoch nur eine milde Strafe. Nachdem Epstein 2019 verhaftet und kurz darauf verstorben war, kam es zu juristischen Kämpfen um seine Geschäfte und ein internationales Netzwerk des Mädchenhandels. Das öffentliche Interesse bleibt hoch, während neue Dokumente und Verwicklungen ans Licht kommen.
InhaltMit neuem Material versucht die US-Regierung den Skandal um Jeffrey Epstein einzuhegen. Dass das gelingt, darf bezweifelt werden – erste Vorwürfe gegen den Multimillionär gab es bereits vor über 20 Jahren. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat im Fall Jeffrey Epstein neue Akten veröffentlicht, doch vieles bleibt auch damit ungeklärt. Der Missbrauchsskandal um den Finanzberater, der in besten Kreisen verkehrte und jahrelang Mädchen und Frauen missbraucht haben soll, dürfte damit nicht enden, bis heute melden sich immer neue mutmaßliche Opfer. Die ersten Vorwürfe gegen den Multimillionär gab es bereits vor über 20 Jahren – eine Chronologie: März 2005: Die Familie einer 14-Jährigen berichtet, dass das Mädchen in Epsteins Villa in Palm Beach, Florida, bedrängt worden sei. Die Polizei beginnt mit Ermittlungen. Später berichten mehrere Highschool-Schülerinnen, sie seien von Epstein für sexuelle Massagen angeheuert worden. Sommer 2006: Ermittler wollen dafür sorgen, dass Epstein wegen unerlaubten Geschlechtsverkehrs mit Minderjährigen angeklagt wird. Nachdem der örtliche Staatsanwalt sich einmischt, wird Epstein aber nur weniger Delikte beschuldigt. Auch das FBI beginnt zu ermitteln. 2007: Epsteins Anwälte arbeiten das ganze Jahr über an einem Deal, der eine Anklage auf Bundesebene verhindern soll. Mutmaßliche Opfer werden als unglaubwürdig dargestellt. 2008: Epstein bekennt sich vor einem Gericht in Florida schuldig. Es geht um Anstiftung zur Prostitution, in einem Fall einer Minderjährigen. Er wird zu 18 Monaten Haft verurteilt. Eine Anklage, die Epstein lebenslang ins Gefängnis bringen könnte, wird hingegen fallen gelassen. Staatsanwalt Alexander Acosta sichert ihm zu, dass er nicht auf Bundesebene verfolgt werde. Den allergrößten Teil seiner Strafe verbüßt Epstein als Freigänger. Mai 2009: Virginia Roberts Giuffre, damals Mitte 20, reicht Klage ein und behauptet, Epstein und dessen Gefährtin Ghislaine Maxwell hätten sexuelle Begegnungen mit "Royals, Politikern, Akademikern, Geschäftsleuten" und anderen arrangiert. Die Männer werden nicht namentlich genannt. Juli 2009: Epstein wird aus der Haft entlassen. In den folgenden zehn Jahren kämpfen seine mutmaßlichen Opfer juristisch darum, Epsteins Deal mit den Ermittlern rückgängig zu machen Frühjahr 2011: Die "Daily Mail" veröffentlicht ein Interview mit Giuffre. Darin berichtet sie, im Alter von 17 Jahren mit Epstein nach London gereist zu sein und dort Zeit mit Prinz Andrew, dem Sohn der Queen, verbracht zu haben. Die Geschichte und ein Foto der Begegnung lösen im Königshaus eine Krise aus. FBI-Agenten befragen Giuffre. Dezember 2014: Giuffres Anwälte reichen Gerichtsdokumente ein, in denen sie sexuelle Begegnungen mit Prinz Andrew und anderen Männern schildert, darunter "ausländischen Präsidenten, einem bekannten Premierminister und anderen Weltführern". Alle Genannten weisen die Vorwürfe zurück. November 2018: Der "Miami Herald" rollt Epsteins Fall neu auf – Alexander Acosta, der Staatsanwalt, der ihn einst schonte, ist inzwischen Arbeitsminister unter Präsident Donald Trump. Juli 2019: Bundesanwälte in New York kommen zum Schluss, dass sie gegen Epstein ermitteln dürfen. Dieser wird festgenommen. Trumps Arbeitsminister tritt zurück. August 2019: Epstein stirbt in seiner Gefängniszelle in New York, der Obduktionsbericht geht von Suizid aus – was teils bis heute in Zweifel gezogen wird. Juli 2020: Staatsanwälte auf Bundesebene erheben Anklage gegen Ghislaine Maxwell. Sie soll Epstein bei der Rekrutierung und dem Missbrauch seiner Opfer geholfen haben . Dezember 2021: Maxwell wird wegen Sexhandels und anderer Straftaten schuldig gesprochen, als Strafe werden im Jahr darauf 20 Jahre Haft festgelegt. Januar 2024: Das öffentliche Interesse flammt erneut auf, nachdem ein Richter weitere Akten freigibt. Der Vorwurf: Epstein habe ein internationales Netzwerk des Mädchenhandels für reiche und mächtige Männer betrieben, dessen Ausmaß größer ist als bisher vermutet. Januar 2025: Donald Trump, der jahrelang ein enger Freund Epsteins war, wird erneut Präsident. Im Wahlkampf hatte er angedeutet, er wolle weitere Akten über Epstein freigeben. Eine wichtige Forderung des MAGA-Lagers, das Trump unterstützt. Februar 2025: Justizministerin Pam Bondi behauptet, sie habe eine "Klientenliste" Epsteins. Das Justizministerium verteilt unter wachsendem Druck der eigenen Basis Dokumente mit vermeintlichen Neuigkeiten an rechte Influencer – doch vieles ist bereits bekannt. April 2025: Virginia Roberts Giuffre stirbt durch Suizid. 7. Juli 2025: Das Justizministerium erklärt, Epstein habe keine "Klientenliste" geführt und kündigt an, keine weiteren Akten zu veröffentlichen. 15. Juli 2025: Der demokratische Abgeordnete Ro Khanna und sein republikanischer Kollege Thomas Massie bringen den "Epstein Files Transparency Act" ein. 17. Juli 2025: Das Wall Street Journal berichtet über einen anzüglichen Brief, der Trumps Signatur trägt und in ein Album zu Epsteins 50. Geburtstag eingeheftet gewesen sei. Trump bestreitet die Autorschaft und verklagt die Zeitung – Beweise für eine Fälschung legt er nicht vor. Der US-Präsident gerät zunehmend unter Druck . Ende Juli 2025: Um die politische Krise zu entschärfen, befragt Vizejustizminister Todd Blanche Maxwell. Sie sagt, sie habe Trump nie dabei gesehen, wie er etwas sexuell Unangemessenes tat. Kurz darauf wird sie in ein Gefängnis mit niedrigerer Sicherheitsstufe verlegt. Oktober 2025: Giuffres Memoiren erscheinen posthum. Darin bekräftigt sie, mächtigen Männer, darunter Prinz Andrew, zugeführt worden zu sein. Der britische König Charles III. entzieht Andrew daraufhin seine letzten Titel und die Residenz . November 2025: Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlicht zahlreiche E-Mails von Epstein und Vertrauten. Neben Andrew tauchen auch Trumps einstiger Vertrauter Steve Bannon, Ex-Finanzminister Larry Summers und LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffman darin auf. In einer E‑Mail schreibt Epstein, Trump habe "von den Mädchen gewusst". 14. November 2025: Auf Drängen Trumps kündigt Justizministerin Bondi an, Epsteins Verbindungen zu Ex-Präsident Bill Clinton und anderen Unterstützern der Demokraten überprüfen zu lassen. Keiner der Männer wurde von Epsteins Opfern beschuldigt. 18. November 2025: Der Kongress verabschiedet den Epstein Files Transparency Act. Trump hatte in den Monanten zuvor versucht, dies zu verhindern, aber seine Haltung schließlich geändert, nachdem eine Abstimmung unausweichlich schien. Er unterzeichnet ihn tags darauf. 19. Dezember 2025: Das Justizministerium beginnt mit der teilweisen Veröffentlichung der Unterlagen, schwärzt sie allerdings großflächig – und verpasst die vorgegebene Frist.