Datum20.12.2025 06:51
Quellewww.spiegel.de
TLDRDas US-Justizministerium hat Hunderttausende Dokumente im Fall Jeffrey Epstein freigegeben, jedoch nicht alle. Kritiker bemängeln zahlreiche geschwärzte Seiten, was Spekulationen über den Schutz mächtiger Personen aufwirft. Die Akten könnten neue Erkenntnisse über Donald Trump und Bill Clinton enthalten. Heute gedenkt Magdeburg des Anschlags vom letzten Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen. Zudem wird die Kommunikationsweise von Bundeskanzler Friedrich Merz als fragwürdig betrachtet, da er oft irritierende oder widersprüchliche Aussagen macht.
InhaltDas US-Justizministerium gibt Hunderttausende Epstein-Dokumente frei. In Magdeburg läuten Kirchenglocken. Und Friedrich Merz wirkt redselig. Das ist die Lage am Samstagmorgen. Heute beschäftigen wir uns mit den freigegebenen Dokumenten zum Fall Epstein, dem Gedenken ein Jahr nach dem Anschlag in Magdeburg und der Frage, warum Friedrich Merz verbal so oft danebenliegt. Das US-Justizministerium hat mehrere Hunderttausend Dokumente zum Fall Jeffrey Epstein freigegeben – aber bei Weitem (noch) nicht alle. Dabei war um Mitternacht Ortszeit, also bei uns in den frühen Stunden dieses Morgens, eigentlich die Frist abgelaufen, in der das Ministerium die Akten freigeben musste (mehr hier ). Warum also nicht alle oder jedenfalls den Großteil? Jede veröffentlichte Seite müsse so gestaltet sein, dass die Identität der Opfer geschützt werde, hieß es zur Begründung. In den nächsten Wochen würden daher nochmals mehrere Hunderttausende Dokumente freigegeben, kündigte Vize-Justizminister Todd Blanche an. Geht es nur um die Identität der Opfer? Oder womöglich auch darum, mächtige Menschen zu schützen? Die Spekulationen dürften nach der Veröffentlichung dieser ersten Tranche weitergehen. Vor allem aber beginnt die große Spurensuche. Was findet sich in den riesigen Datenmengen? Eine, wenn nicht die zentrale Frage lautet: In welchen Zusammenhängen taucht Donald Trump auf? Gibt es neue Erkenntnisse über seine Verbindungen zum 2019 gestorbenen Sexualstraftäter Epstein, mit dem er befreundet war? Trump hatte im Wahlkampf erst Transparenz versprochen, sich dann lang gegen eine Veröffentlichung der Akten gesträubt und erst im November den Weg frei gemacht – nachdem der Druck auch aus seinem eigenen Lager immer weiter gestiegen war. Eine erste Durchsicht ergab offenbar, dass Trump in den freigegebenen Akten eher selten auftaucht, dafür häufiger der ehemalige demokratische US-Präsident Bill Clinton. Es ist jedoch unklar, ob dies wirklich zu neuen Hinweisen führt oder eine bewusste Auswahl des Justizministeriums ist, um dem ersten Teil der Veröffentlichungen einen politischen Spin zu geben. Sowohl Demokraten als auch Republikaner kritisieren die vielen geschwärzten Seiten. Die Akten dürften die USA und damit auch uns noch eine Weile beschäftigen. Heute vor einem Jahr fuhr ein Mann namens Taleb Al Abdulmohsen mit einem Auto durch eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, sechs Menschen starben, mehr als 300 wurden verletzt (mehr hier ). Der heutige Jahrestag ist in Magdeburg dem Gedenken gewidmet. Er beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst, am Nachmittag gibt es dann eine Gedenkveranstaltung für Betroffene und Hinterbliebene, an der auch Bundeskanzler Friedrich Merz, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris teilnehmen werden. Danach soll eine menschliche Lichterkette rund um den Alten Markt gebildet werden. Um 19:02 Uhr, zum Zeitpunkt der Tat vor einem Jahr, sollen alle Magdeburger Kirchenglocken läuten. Wem hilft solch ein Gedenktag? Den Menschen, die gestorben sind, kann nichts mehr helfen. Den Hinterbliebenen und den verletzten Überlebenden kann er zumindest bedingt helfen. Ihren Schmerz, ihr Trauma, ihren Verlust kann das öffentliche Gedenken ihnen nicht nehmen – aber ihnen vielleicht das Gefühl geben, dass sie und ihr Leid, dass die Toten und die Versehrten nicht vergessen sind. Das mag nicht viel sein. Manchen dürfte es helfen. Darum geht es heute. Kennen Sie auch so einen Menschen, bei dem Sie sich nie ganz sicher sind: Sagt der das jetzt mit Absicht so? Weil er damit etwas bezweckt? Oder hat er sich nur verplappert, vergaloppiert, im Ton vergriffen (mehr hier )? Mein Kollege Stefan Kuzmany hat solch einem Menschen und der Frage, warum er sagt, was er sagt, einen ganzen Text gewidmet. Der Mensch heißt Friedrich Merz und ist Bundeskanzler. Verglichen mit Angela Merkel und Olaf Scholz wirke Merz "geradezu redselig", schreibt Stefan. "Es vergeht gefühlt kaum ein Tag, an dem er nicht von einem Podium spricht oder in einer TV-Sendung auftritt. Aber fast ebenso häufig lassen die Auftritte des Kanzlers das Publikum ratlos zurück: Was hat er da schon wieder gesagt? Und vor allem: Warum?" Dieser Frage geht der Kollege anhand diverser Beispiele nach: Solchen, mit denen Merz irritiert hat (Stichwort Belém), anderen, mit denen er verstört hat (Stichwort Stadtbild). Und schließlich solchen, bei denen Merz vor dem einen Publikum dies und vor dem anderen Publikum etwas anderes gesagt hat. Also, warum nun? Mit Absicht oder nicht? Mal so, mal so, würde ich nach der Lektüre sagen. Aber vielleicht lesen Sie einfach selbst. Noch mehr Rätsel wie Viererkette, Wordle und Paarsuche finden Sie bei SPIEGEL Games. …sind die Arbeitnehmer im Vatikan. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur berichtet, hat Papst Leo XIV. die arbeitsrechtliche Behörde im Kirchenstaat gestärkt. Demnach werden im Beirat der Behörde künftig mehr Mitarbeiter vertreten sein, etwa je ein Vertreter der vatikanischen Rentenkasse und des vatikanischen Gesundheitswesens. Naja, ein Streikrecht gibt es weiterhin nicht. Gewinner ist also eher relativ. Der Fall der Hamburger Familie Böcek, die in ihrem Hotelzimmer vergiftet wurde, ging weltweit durch die Medien. Wir haben die Geschichte rekonstruiert . Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag. Ihr Christoph Hickmann, Leiter des SPIEGEL-Hauptstadtbüros